Überblick
Das Ziel besteht darin, an verschiedenen Plätzen in Nordostasien archäologische und naturwissenschaftliche, chronologisch hoch aufgelöste und korrelierbare Daten aus Ausgrabungen und Bohrkernen zu erheben, aus denen die gegenseitige Bedingtheit der Veränderungen von Klima, Flora, Fauna und Ernährungsstrategien der Menschen zu bestimmten Zeitperioden rekonstruiert werden kann.
Zum Einstieg in dieses Projekt haben wir im Workshop “Archaeology in East Asia: Bridge Building to Natural Sciences” in Berlin vom 11.-15. Februar 2020 (Abb. 1) das Thema diskutiert und Surveys und Datenaufnahmen geplant (s. Blog-Eintrag www.dainst.blog/bridging-eurasia/groundcheck-in-nordostasien-wandel-von-klima-und-ernaehrungskulturen-seit-der-letzten-eiszeit/).
Menschen im holozänen Umweltwandel im östlichen Eurasien
Essen ist wie Atmen eine lebensnotwendige Verbindung des Menschen mit Pflanzen und Tieren und mit dem Klima, das ihr Wachstum bestimmt. Die gezielte Auswahl von Nahrung aus einem lokalen Spektrum sowie die Praktiken und Geräte für die Entnahme und Zubereitung gehören zum kulturellen Erbe von Gesellschaften und zum Kern ihrer Identität. Mit „Peking-Ente“, „Bayerischer Leberkäs“, „Sushi“ und „Tabouleh“ verbinden wir nicht nur Energieaufnahme, sondern verschiedene Lebensweisen. Für seine Ernährung gestaltet der Mensch Landschaften um und beeinflusst das Klima. Klimawandel verändert die Verfügbarkeit von Nahrung. Das führt zu Anpassungsdruck, im Extremfall zum Verlassen traditioneller Siedlungsgebiete, schließlich zu Veränderungen des Sozialgefüges einer Großregion, die heute globale Auswirkungen haben.
Ostasien veränderte sich mit dem Ende der Eiszeit von Grund auf: der Meeresspiegel stieg zwischen vor etwa 18.000 und 8.000 Jahren vor heute jährlich um ca. 1,20 m und trennte Nordjapan vom asiatischen Festland, zunehmender Niederschlag sammelte sich in Sümpfen, Seen und Flüssen und ließ Wälder anstelle von Gräsern wachsen, die Mammutfauna verschwand, die aquatische Fauna und Flora dehnte sich aus, die Menschen wandten sich ihr zu und erfanden für deren Zubereitung und Konservierung zwischen 16.000 und 13.000 Jahren die ersten Keramikgefäße. Die Austrocknung weiter Teile Ostasiens seit ca. 5000 Jahren setzte eine andere Art von Dynamik in Gang.
Genauere Arten- und Altersbestimmungen von Pflanzen- und Tierresten sowie Studien zur Saisonalität und Quantität von Klimaparametern wie Temperatur und Niederschlag für Chronologien und Charakteristiken des Wandels in repräsentative Regionen sind Ziele dieses Projekt im Cluster Groundcheck. Ergebnisse wurden in Band 623 der Fachzeitschrift Quaternary International „Holocene Environments, Human Subsistence and Adaptation in Northern and Eastern Eurasia“ 2023 vorgelegt, der aus dem Anschub-Workshop 2020 hervorgegangen ist.
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