Groundcheck: Essen in einer Welt im Wandel: Mensch, Klima, Landschaft in Ostasien

Mit der Förderung dieses Projektes im Rahmen der DAI-Verbundforschung „GroundCheck: Cultural Heritage and Climate Change“ können wir die Arbeit von Archäologen, Botanikern und Paläoklimaforschern in Ostasien noch besser vernetzen.

Seeigel als Symbol der Ernährung von marinen Ressourcen in der nordwestpazifischen Region, bei Hakodate, Hokkaido, Japan. © DAI_EA // Dominic Schuster

DAI Standort  Eurasien-Abteilung, Außenstelle Peking

Laufzeit  seit 01.2020

Projektverantwortlicher  Prof. Dr. Mayke Wagner

Adresse  Im Dol 2-6 , 14195 Berlin

Email  Mayke.Wagner@dainst.de

Team  Prof. Dr. Mayke Wagner

Laufzeit  seit 2020

Partner  Freie Universität Berlin, Institut für Geologische Wissenschaften, Fachrichtung Paläontologie, Max-Planck-Institut für Geoanthropologie, Baikal Archeology Project, University of Alberta (Kanada), Hakodate Jomon Culture Center (Japan), Hokkaido University, Sapporo (Japan), Shandong Universität (VR China), University of Nottingham Ningbo (VR China), Poznan Radiocarbon Laboratory (Polen)

Projekt-ID  2748

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/4698065

Überblick

Das Ziel besteht darin, an verschiedenen Plätzen in Nordostasien archäologische und naturwissenschaftliche, chronologisch hoch aufgelöste und korrelierbare Daten aus Ausgrabungen und Bohrkernen zu erheben, aus denen die gegenseitige Bedingtheit der Veränderungen von Klima, Flora, Fauna und Ernährungsstrategien der Menschen zu bestimmten Zeitperioden rekonstruiert werden kann.

Zum Einstieg in dieses Projekt haben wir im Workshop “Archaeology in East Asia: Bridge Building to Natural Sciences” in Berlin vom 11.-15. Februar 2020 (Abb. 1) das Thema diskutiert und Surveys und Datenaufnahmen geplant (s. Blog-Eintrag www.dainst.blog/bridging-eurasia/groundcheck-in-nordostasien-wandel-von-klima-und-ernaehrungskulturen-seit-der-letzten-eiszeit/).

Menschen im holozänen Umweltwandel im östlichen Eurasien

Essen ist wie Atmen eine lebensnotwendige Verbindung des Menschen mit Pflanzen und Tieren und mit dem Klima, das ihr Wachstum bestimmt. Die gezielte Auswahl von Nahrung aus einem lokalen Spektrum sowie die Praktiken und Geräte für die Entnahme und Zubereitung gehören zum kulturellen Erbe von Gesellschaften und zum Kern ihrer Identität. Mit „Peking-Ente“, „Bayerischer Leberkäs“, „Sushi“ und „Tabouleh“ verbinden wir nicht nur Energieaufnahme, sondern verschiedene Lebensweisen. Für seine Ernährung gestaltet der Mensch Landschaften um und beeinflusst das Klima. Klimawandel verändert die Verfügbarkeit von Nahrung. Das führt zu Anpassungsdruck, im Extremfall zum Verlassen traditioneller Siedlungsgebiete, schließlich zu Veränderungen des Sozialgefüges einer Großregion, die heute globale Auswirkungen haben.

Ostasien veränderte sich mit dem Ende der Eiszeit von Grund auf: der Meeresspiegel stieg zwischen vor etwa 18.000 und 8.000 Jahren vor heute jährlich um ca. 1,20 m und trennte Nordjapan vom asiatischen Festland, zunehmender Niederschlag sammelte sich in Sümpfen, Seen und Flüssen und ließ Wälder anstelle von Gräsern wachsen, die Mammutfauna verschwand, die aquatische Fauna und Flora dehnte sich aus, die Menschen wandten sich ihr zu und erfanden für deren Zubereitung und Konservierung zwischen 16.000 und 13.000 Jahren die ersten Keramikgefäße. Die Austrocknung weiter Teile Ostasiens seit ca. 5000 Jahren setzte eine andere Art von Dynamik in Gang.

Genauere Arten- und Altersbestimmungen von Pflanzen- und Tierresten sowie Studien zur Saisonalität und Quantität von Klimaparametern wie Temperatur und Niederschlag für Chronologien und Charakteristiken des Wandels in repräsentative Regionen sind Ziele dieses Projekt im Cluster Groundcheck. Ergebnisse wurden in Band 623 der Fachzeitschrift Quaternary International „Holocene Environments, Human Subsistence and Adaptation in Northern and Eastern Eurasia“ 2023 vorgelegt, der aus dem Anschub-Workshop 2020 hervorgegangen ist.

Linke Klappe (Innenseite) eines Ostrakoden aus dem Ochaul See. © DAI_EA // Pascal Olschewski
Vorderer Buchdeckel des Konferenzbandes mit 14 Beiträgen hervorgegangen aus dem Anschub-Workshop des 2020 in Kooperation mit der Freien Universität Berlin, Institut für Geologische Wissenschaften, Paläontologie, in Berlin veranstalteten GroundCheck-Projektes »ESSEN in einer Welt im Wandel: Mensch • Klima • Landschaft in Nordostasien«. © DAI_EA // Sciencedirect.com
Hinterer Buchdeckel mit Inhaltsverzeichnis. © DAI_EA // Sciencedirect.com
Karte Nordostasiens. Hellblaue Fläche zeigt die Ausdehnung der Landmasse vor ca. 20.000 Jahren, als Sachalin und Hokkaido noch Teil des Festlandes waren. © DAI_EA // Christian Leipe, Pavel Tarasov
Bohrkern mit geschichteten Seesedimenten. © DAI_EA // Pascal Olschewski
Unter dem Mikroskop werden Muschelkrebsschalen (Ostrakoden) aus Seesedimenten ausgelesen. Durch die Analyse der Sauerstoffisotopen-Zusammensetzung (18O/16O) der kalzitischen Ostrakodenschalen können wir beispielsweise mögliche Temperaturänderungen des Seewassers bestimmen. © DAI_EA // Pascal Olschewski