Karthago - Quartier Magon

Blick über eine Sondage mit einem punischen Hausgrundriss Richtung Meer. © DAI Rom // H. Behrens

Ergebnisse

Die Aufbereitung der Sondagen für die öffentliche Präsentation, die Herrichtung des Geländes insgesamt und die Errichtung eines kleinen Museumsbaus fanden von 1980 bis 1984 statt und stellen bis heute ein Musterbeispiel deutsch-tunesischer Zusammenarbeit in der nachhaltigen Erschließung einer archäologischen Fundstätte im Einklang mit den lokalen Gegebenheiten dar. Für Konzept, Planung und Umsetzung zeichnet der Architekt Martin Klessing (Klessing Hoffschildt Architekten, Berlin) verantwortlich, für inhaltliche Planung und Umsetzung des Museumsbaus und der Beschilderung war der Architekt und Designer Stephan Fleig (Karlsruhe) verantwortlich. Beide haben bei Rakob bereits auf der Grabung bauforscherisch in der Dokumentation der Befunde mitgearbeitet und kannten die Befunde aus eigener Arbeit.

Das Konzept des Parks sah vor, dass die untertägig liegenden Befunde dauerhaft als offene Sondagen durch Stützmauern und Konservierung der baulichen Befunde gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich sein sollten. So sind im Quartier Magon die mittelpunische Seemauer zu sehen, ebenso wie Grundrisse punische Peristylhäuser wie Reste des römischen Handwerkerviertels entlang einer parallel zum Meer verlaufenden Straße. Besucherinnen und Besucher können innerhalb eines üppig bewachsenen und kühlen Parks unmittelbar an der Küste die durch mehrsprachige Informationstafeln erläuterten Befunde betrachten und sich in einem kleinen Museumsbau, der aus zwei Räumen besteht, Details zur Entwicklung des Stadtviertels inklusive Rekonstruktionen, Fotografien und ausgewählter Funde ansehen.

2014 wurde begonnen, erstmals den grundsätzlich gut erhaltenen Park teilweise zu erneuern. Zunächst konnte mit Sondermitteln, die das Auswärtige Amt dem Deutschen Archäologischen Institut zur Verfügung stellte, der seeseitige Zaun der Anlage, der durch den ständigen Einfluss der salzhaltigen Meeresluft in Mitleidenschaft gezogen war, erneuert werden. Mit Hilfe von Mitteln aus dem Programm der Transformationspartnerschaft mit den Ländern Nordafrikas des Auswärtigen Amts konnten dann auch erste Ausbesserungs- und Erneuerungsmaßnahmen an den Sondagen, im Museumsbau und der Beschilderung vorgenommen werden. In den kommenden Jahren sollen diese Maßnahmen fortgesetzt werden, um auch das Quartier Magon auf einen modernen Stand zu bringen, der dann wieder mit dem seines Schwesterparks, des in unmittelbarer Nähe gelegenen Quartier Didon, in Zustand des Denkmals und Qualität seiner Präsentation übereinstimmt. Verantwortlich für das Projekt am DAI Rom ist Ralf Bockmann, die Erneuerung und Modernisierung wird erneut von Martin Klessing und Stephan Fleig durchgeführt.

Die Erneuerungsarbeiten konnten auch 2020 durch die fortgeführte Unterstützung des Auswärtigen Amts fortgesetzt werden, so dass mittlerweile in Mitleidenschaft gezogene Stützmauern ausgebessert werden konnten. Offen ist noch die Erneuerung des Tafelsystems im offenen Teil des Parks sowie die konservatorische Einbindung des Basilika-Areals.

In den 1970er Jahren wurde nur ein Teil des heute im archäologischen Park geschützten Geländes ausgegraben. Im vormals nur oberflächlich untersuchten Bereich der spätantiken Basilika fan 2017 ein kombiniertes >>„Capacity-Building“ und „Mise en valeur“<< Projekt statt. In diesem wurden systematisch tunesische Nachwuchsarchäolog/innen, Denkmalpfleger/innen und Architekt/innen in Ausgrabung, Dokumentation, Bauaufnahme, Konservierung und Erschließung in praktischen Maßnahmen ausgebildet. Konzipiert wurde das Programm am DAI Rom von Ralf Bockmann, auf Seiten des INP von Hamden Ben Romdhane. Als Dozenten vor Ort waren Iván Fumadó Ortega (Vermessung, Grabungsplanung, Dokumentation) und Stefano Cespa (Dokumentation) tätig sowie Elyssa Jerray (Keramikbearbeitung) und Martin Klessing (Konservierung und Erschließung). Das Quartier Magon kann so auch auf längere Sicht als lebendiges archäologisches Laboratorium dienen, gleichzeitig wird die Erforschung und Erschließung des Geländes weiter vorangebracht und ein umfassenderes Bild der historischen Bedeutung des Areals erreicht.