Karthago - Quartier Magon

Blick über eine Sondage mit einem punischen Hausgrundriss Richtung Meer. © DAI Rom // H. Behrens

Forschung

Die Ausgrabungen im Quartier Magon begannen 1974 und wurden im Rahmen der internationalen „Pour Sauver Carthage“ Kampagne durchgeführt. Auch diese Grabung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Karthago 1979 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Das Projekt wurde von Friedrich Rakob vom DAI Rom in Zusammenarbeit mit dem tunesischen Institut National du Patrimoine (INP, damals INAA) geleitet.

Wie die Ausgrabungen gezeigt haben, befand sich auf dem Gelände des Quartier Magon bereits in archaischer Zeit ein regelmäßig angelegtes Handwerkerviertel hinter der offenen Strandzone, in dem nachweislich Metall verarbeitet und wohl auch Keramik hergestellt wurde.

Mit dem Bau der Seemauer im 5. Jh. v. Chr., die erstmals im Quartier Magon nachgewiesen werden konnte, wandelte sich das Viertel langsam. Die Errichtung der Verteidigungslinie zur See hin ging einher mit der großflächigen Entwicklung der Stadt, die im Zusammenhang mit einer expansiven Politik Karthagos in Afrika aber auch im westlichen Mittelmeerraum stand. Man verbindet diese Politik mit der Dynastie der Magoniden, einer zur damaligen Zeit herrschenden karthagischen Familie. Der bedeutende Fund der Seemauer hat dazu beigetragen, dem Park seinen Namen „Quartier Magon“ zu geben.

Neben der Seemauer konnte Rakob am Ort ein in einem orthogonalen Straßenraster angelegtes Wohn- und Handwerksviertel der mittelpunischen und spätpunischen Zeit dokumentieren, das belegte, dass die karthagische Mittel- und Oberschicht sich grundsätzlich ähnlich opulent gestaltete Häuser gestattete wie ihre Standesgenossen in den griechisch-hellenistisch geprägten Städten des Mittelmeers. So konnten eine Reihe von reich ausgestatteten Häusern nachgewiesen werden, die sich um einen Peristylhof organisierten.

Nach einem Hiatus nach der Zerstörung der Stadt am Ende des dritten römisch-punischen Kriegs wurde das Küstenviertel zur Zeit der römischen Kolonie wieder besiedelt. Die Nutzung als kombiniertes Wohn- und Handwerksviertel setzte sich fort. In römischer Zeit bestand die Seemauer nicht weiter. Statt ihrer befand sich entlang der Küste eine säulengesäumte Flanierstraße. In der Spätantike entstand im küstennahen Bereich des Quartier Magon eine kleine Basilika, die jedoch zu Zeiten der ersten Projektphase in den 1970er Jahren nicht weiter erforscht wurde. Da man keine Hinweise auf eine christliche Nutzung fand, nahm man an, dass es sich um einen Versammlungsraum einer Gilde gehandelt haben könnte. Nachgrabungen im Rahmen eines >>Capacity Building Projekts<< an diesem Ort haben eine lange und komplexe Nutzungsgeschichte des basilikalen Baus erbracht, der erst im Mittelalter sukzessiv abgebaut wurde.

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Eingangsschild des Archäologischen Parks Quartier Magon - eröffnet 1984. © DAI Rom // H. Behrens
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Der Eingangsbau des Parks - Raum für den Aufseher. © DAI Rom // H. Behrens
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Punische Seemauer in Sondage. © DAI Rom // H. Behrens
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Erneuerte Informationstafeln zur punischen Seemauer. © DAI Rom // H. Behrens
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Eingangsbereich des Parks mit antiken Bauelementen und Rekonstruktion des Aufbaus der Seemauer. © DAI Rom // H. Behrens
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Blick über die Sondage der römischen Straße mit Handwerksbetrieben und Wohneinheiten. © DAI Rom // H. Behrens
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Blick über den Bereich der Basilika, nach Durchführung der Capacity Building-Maßnahmen. © DAI Rom // H. Behrens
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Eingangsbereich innen: Erneuerte Überblickstafel vor dem Zugang in den Park, am rechten Bildrand ist der Museumsbau zu sehen. © DAI Rom // R. Bockmann