Raum & Zeit
Abydos birgt eine große Anzahl unterschiedlicher archäologischer Stätten, große und kleine Sakralanlagen, Nekropolen, Siedlungen. Die frühdynastische königliche Nekropole, heute bekannt unter dem modernen arabischen Namen Umm el-Qaab, die ‚Mutter der Keramikschälchen’, ist lediglich ein Teil des großen sakralen Raumes von Abydos, allerdings ein außerordentlich wichtiger. Umm el-Qaab, im Zentrum der abydenischen Kultlandschaft gelegen, setzt die religiösen Ideen, die sakralen, performativen Handlungen und die einzelnen Monumente von Abydos miteinander in Beziehung. Der Beginn dieser hier am Platz verorteten Mytheme und religiösen Vorstellungen scheint sich in weit vorhistorischer Zeit zu verlieren.
Umm el-Qaab liegt 1,5 km westlich der Tempel Sethos I. und Ramses II. aus der frühen 19. Dynastie, fast auf halbem Wege zwischen Fruchtlandgrenze und der Abbruchkante des imposanten westlichen Hochplateaus, das hier eine weite Bucht - fast wie eine Theaterkulisse - gebildet hat.
In etwa einem Kilometer Entfernung von Umm el-Qaab durchbricht ein Wadi das felsige Hochplateau in der Süd-West-Ecke der Bucht. Es umfließt das Nekropolenareal und mündet im Fruchtlandbereich, bei dem heutigen Dorf Beni Mansur, und einer frühdynastischen Siedlung in der Nähe des Kom es-Sultan, wo sich auch der große, heute weitgehend zerstörte Tempel für Osiris-Chontamenti befindet. Das Tal entstand durch Erosion, und ist bis heute ein natürlicher Wasserablauf aus den Bergen nach den gelegentlichen Regenfällen in der Wüstengegend.
Der topographische Fokus der Nekropolen und Sakralanlagen von Abydos konzentrierte sich seit jeher in ihrer Ausrichtung auf den südlichen Bereich der Bucht. Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass dieses Areal und die Orientierung auch bereits der frühen Monumente an diesem Wadi eine schon in der frühen Belegungsgeschichte liegende Bedeutung besaß, vielleicht eine gewisse ursprüngliche, sakrale Qualität reflektiert.
Umm el-Qaab entwickelte sich von Nord nach Süd und besteht eigentlich aus drei Bereichen. Der Friedhof U im Norden birgt etwa 650 Gräber aus prädynastischer Zeit, die sich von einfachen Grubengräbern der frühen Naqada I-Zeit gegen Ende seiner Belegungsphase zu einem elitären Grabfeld mit elaborierten Anlagen spätprädynastischer Herrscher entwickelte (ca. 3800–3150 v. Chr.). In der Mitte gelegen ist der Friedhof B mit den letzten vordynastischen Herrschern (ca. 3150–3050 v. Chr.) wie Iri-Hor, ‚Ka’, und Narmer, und dem großen Grabkomplex des Aha, der meist mit dem aus späteren Quellen als geradezu mythischem Reichseiniger bekannten König Menes geglichen wird. Im Süden befindet sich der größte Bereich, die Grabkomplexe von sechs Königen und einer Königin der 1. Dynastie, namentlich Djer, Djed, Den, Adj-ib, Semerchet, Qa und Merneith sowie 2 Königen der 2. Dynastie, Peribsen und Chasechemui (ca. 3050–2800 v. Chr.).
Ganz im Nordosten des Konzessionsgebietes liegt – an den Friedhof U angrenzend – noch der sogenannte Heqareschu-Hügel, mit Opferplatz und Kultstelle, die vermutlich bereits seit dem späten Alten Reich und bis in die Spätzeit hinein genutzt wurden.
Das Wadi besaß – architektonisch bereits in der 1. Dynastie ausformuliert – eine besondere funeräre Bedeutung. Tatsächlich entdeckte Günter Dreyer im Verlauf der Untersuchungen an den frühdynastischen königlichen Gräbern ‚Scheinausgänge’, die in Richtung auf die Wadi-Mündung im Südwesten der Gräber orientiert waren. Er vermutete bereits, dass diese Ausgänge aus dem Grab den Beginn eines Einganges in das Jenseits markieren könnten, durch welche die Könige der 1. und 2. Dynastie hofften, gehen zu können. Die Idee eines solchen Ausganges scheint seit der Anlage des Grabes des Königs Djer zu bestehen, zumindest ist diese Idee ab Djer in der Architektur nachweisbar.
Jedes einzelne königliche Grab bildet darüber hinaus nur eine Hälfte des jeweiligen gesamten und eigentlich zusammengehörenden funerären Komplexes. Den zweiten Teil bilden die so genannten Talbezirke in der Nähe des Überganges vom Wüstenbereich ins Fruchtland. Vom Fruchtland aus betrachtet, bildete das Trockental des Wadi einen natürlich geformten Weg, der Richtung Umm el-Qaab führt, um dann weiter ansteigend die Felswand des Hochplateaus am westlichen Horizont zu durchbrechen. Grab und ‚Talbezirk’ sind durch das vom Hochplateau herabführende Wadi miteinander verbunden. Es ist der gleiche Weg, der noch Jahrhunderte später auch als Prozessionsweg während der Feierlichkeiten für den Gott Osiris genutzt wurde, deren Ziel die Überwindung des Todes des Gottes waren. Damit verbunden war der Glaube an oder die Hoffnung auf ein Fortleben im Jenseits, und ein Grund für diese assoziative Verortung einer osirianischen Jenseitsperspektive lag offensichtlich in der bereits in der Frühzeit angelegten Vorstellung von einem Eingang in die jenseitige Welt in Abydos. Es handelt sich, mindestens seit frühdynastischer Zeit, um die Grenzregion zwischen Diesseits und Jenseits, um den Eingang in die ägyptische Unterwelt.
In Mittelägypten, ca. 500 km südlich von Kairo und etwa 155 km nördlich von Luxor befinden sich die Heiligtümer von Abydos.
Umm el-Qaab liegt 1,5 km westlich der Tempel Sethos I. und Ramses II. aus der frühen 19. Dynastie, fast auf halbem Wege zwischen Fruchtlandgrenze und der Abbruchkante des imposanten westlichen Hochplateaus, das hier eine weite Bucht - fast wie eine Theaterkulisse - gebildet hat.
In etwa einem Kilometer Entfernung von Umm el-Qaab durchbricht ein Wadi das felsige Hochplateau in der Süd-West-Ecke der Bucht. Es umfließt das Nekropolenareal und mündet im Fruchtlandbereich, bei dem heutigen Dorf Beni Mansur, und einer frühdynastischen Siedlung in der Nähe des Kom es-Sultan, wo sich auch der große, heute weitgehend zerstörte Tempel für Osiris-Chontamenti befindet. Das Tal entstand durch Erosion, und ist bis heute ein natürlicher Wasserablauf aus den Bergen nach den gelegentlichen Regenfällen in der Wüstengegend.
Der topographische Fokus der Nekropolen und Sakralanlagen von Abydos konzentrierte sich seit jeher in ihrer Ausrichtung auf den südlichen Bereich der Bucht. Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass dieses Areal und die Orientierung auch bereits der frühen Monumente an diesem Wadi eine schon in der frühen Belegungsgeschichte liegende Bedeutung besaß, vielleicht eine gewisse ursprüngliche, sakrale Qualität reflektiert.
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