Forschung
Der Paläosee in unmittelbarer Nähe der antiken Oasensiedlung von Tayma, heute eine Salztonpfanne (Sabkha), ist ein hervorragendes Geoarchiv auch für Pollenanalysen. Basierend auf Untersuchungen der Rezentvegetation, botanischen Makroresten aus der archäologischen Ausgrabung sowie Pollenanalysen an den Seesedimenten, standen folgende Forschungsfragen im Fokus:
1) Verlauf der holozänen Feuchtephase in Nordwest-Arabien: Wann begann und endete die Feuchtephase? Wie wirkte sich die Feuchtephase auf die regionalen und lokalen Ökosysteme aus? Könnten paläoökologische Veränderungen die Ausbreitung neolithischer Populationen aus der Levante begünstigt haben?
2) Beginn und Entwicklungen der Oasenkultivation: Auf Grundlage der kombinierten Auswertung von der pollenanalytischen Ergebnisse an den zwischen ca. 9250-4200 vor heute (calBP) kontinuierlich abgelagerten Paläosee-Sedimenten den archäobotanischen Makroresten aus archäologischen Kontexten sollten folgende Fragen diskutiert werden: Wann begann die Oasenkultivation – hier definiert als Beginn des Obstbaumanbaus? Gab es Veränderungen in den Spektren der Kulturpflanzen – als Reaktion auf klimatische und / oder kulturelle Veränderungen?
Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Klimageschichte und Paläoökologie im Nordwesten der Arabischen Halbinsel nur in geringem Maße untersucht worden. Im Kontext der archäologischen Erschließung während der letzten Jahre konnten interdisziplinäre Projekte wichtige autochthone Kulturentwicklungen in dieser Region jenseits der Levante während des frühen und mittleren Holozäns (ca. 11600 – 4200 Jahre vor heute [calBP]) identifizieren, wie z.B. die Entstehung der und Entwicklung der Oasenkultivation.
Während Untersuchungen zur holozänen Klima- und Umweltentwicklung im küstennahen und kontinentalen östlichen Mittelmeerraum feuchtere Bedingungen bis mindestens 6000 Jahre vor heute zeigen, ließen Umweltarchive in Nordwestarabien auf ein davon abweichendes Bild schließen. Pollenanalysen an wenigen Proben aus interdunären Paläosee-Sedimenten in der Nafud-Wüste belegen das Fortbestehen von (Halb-)Wüstenvegetation auch während des Frühen und Mittleren Holozäns. Die früh- bis mittelholzänen Sedimente selbst - zusammen mit weiteren limnischen und palustrinen Sedimenten Nordarabiens - belegen feuchtere Verhältnisse. Beginn, Verlauf und Ende der holozänen Feuchtephase waren jedoch wenig erforscht, und es fehlten gut datierte, hochauflösende paläoökologische Untersuchungen.
Die Sedimente des Paläosees nördlich der Oase wurden durch zahlreiche Rammkernbohrungen erschlossen. Im östlichen Teil der Sabkha wurde ein geschlossener überlappender Kern (Tay 220) gebohrt.
Die basalen Seesedimente sowie die überlagernden palustrinen Sedimente aus diesem Kern wurden etwa alle 2-10 cm beprobt. Die Proben für die Pollenanalyse wurden im Pollenlabor des naturwissenschaftlichen Referats an der Zentrale des DAI nach etablierten Analyseprotokollen aufbereitet. Zusätzlich wurden Pollenkonzentrate für die 14C-Datierung angereichert. Die meisten dieser Pollenkonzentrate wurden im Radiokarbon-Labor der Universität Poznan datiert.
Die Bestimmung der Pollentypen erfolgte unter anderem anhand der Referenzsammlung des Archäobotanik-Labors des naturwissenschaftlichen Referats des DAI.
Für das Verständnis möglicher Zusammenhänge lokaler bis regionaler Klimavariabilitäten mit globalen Klimaschwankungen war ein zuverlässiges Alters-Tiefenmodell notwendig. Gleiches gilt für die Korrelation menschlicher Aktivitäten mit paläoökologischen Veränderungen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt im paläoökologischen Projekt von Tayma war daher die Etablierung eines zuverlässigen Alters-Tiefenmodells.
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