Forschung
Zur Erforschung der Geomorphologie wurden auf dem Gelände mehrere Sondagen durchgeführt, um die Veränderung der Landschaft vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis zum Beginn der Friedhofsnutzung im 7. Jahrhundert n. Chr. zu klären; neben grob- und feinkörnigem Granit wurde dabei auch Sandstein, Diorit, Gneis und Schist nachgewiesen. Zugleich konnte der Verlauf des gewachsenen Fels aus Rosengranit, der teilweise an der Oberfläche sichtbar und stellenweise von einer Schicht nubischen Sandstein überlagert ist, genauer festgelegt werden. Allerdings ist die heute sichtbare Oberfläche zu großen Teilen durch Steinbruchtätigkeit vom Alten Reich bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. verändert worden. Im Laufe der Arbeiten wurden fünf Granit-Steinbrüche und ein Sandstein-Steinbruch untersucht und dokumentiert, ebenso Rohlinge, unfertige Werkstücke und Abschläge. Die Größe der Steinformationen (Abb. 1) erlaubte die Herstellung von kleineren bis mittelgroßen Statuen und Bauteilen. Eingesammelte Reste von Werkzeugen und Fragmente von Gebrauchskeramik lieferten wichtige Informationen zu den unterschiedlichen Steinbruchtechniken: Die älteste Abbautechnik bestand aus einer Kombination von Steinwerkzeugen und Sprengung durch gezieltes Einwirken von Feuer. Später wurden vor allem Eisenkeile, seltener auch Holzkeile verwendet. Der Transport der Objekte zum Hafen am Nil muss über ein Kanalsystem erfolgt sein, dessen genauer Verlauf nicht abschließend geklärt ist.
Die Analyse der dokumentierten einfachen historischen Gräber ergab eine Typologie von insgesamt acht Bauformen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um unterirdische Bestattungen, die an der Oberfläche durch unterschiedlich gestaltete Einfassungen (meist aus Lehmziegeln) markiert wurden. Wesentlich seltener waren oberirdische Bestattungen, die als so genannte Kastengräber gestaltet sind.
Ein wichtiger Teil der Arbeit betraf die Bestandssicherung der aus mittlerweile stark erodierten Lehmziegeln errichteten Gräber und Mausoleen. Im Vordergrund standen Erhalt und Stabilisierung der historischen Bausubstanz. In diesem Zusammenhang wurden u.a. ein Doppelgrab (Nr. 100/101) samt dessen aus einer horizontalen Nische bestehendem Oberflächendekor (Abb. 2) restauriert, indem erhaltene Teile gesichert, fehlende ergänzt und abschliessend mit einem Kalk- oder Lehmputz (Abb. 3) versehen. Die historische Substanz von Mausoleum Nr. 114 wurde durch Vorsetzen einer neuen Aussenschale entscheidend gesichert (Abb. 4). Die Form der fehlenden Kuppel wurde anhand der spärlichen Überreste und durch Vergleich mit analogen Beispielen erarbeitet. Der anschliessende Aufbau erfolgte mit traditionellen Handwerkstechniken.
Der Sicherung des Bestandes dient auch die Bereitstellung von Informationen zu Geschichte und Bedeutung der Nekropole. Dazu wurde in einem ausgewählten Sektor der Nekropole ein Besucherparcours mit Erklärungstafeln für die lokale Bevölkerung und ausländische Besucher angelegt. Der Parcours wurde mit im Boden eingelassenen Elementen aus Brandziegeln (Abb. 5) markiert und ist, ebenso die zweisprachigen Erklärungstafeln (Abb. 6), weitgehend fertig gestellt.
Parallel zu dem Nekropolenprojekt befasste sich eine Expertengruppe mit der Dokumentation der zahlreichen in Depots befindlichen Grabstelen, die am Ende des 19. Jahrhundert, leider ohne genaue Lageangabe, eingesammelt wurden, um möglichen Verlusten vorzubeugen. Die Auswertung verspricht wichtige Daten zu den dort bestatteten Personen.
Übergreifendes Ziel des 2006 begonnenen Projektes ist es, durch die interdisziplinäre Erforschung des Geländes und der auf ihm gebauten Monumente (Topographie, Geomorphologie, Steinbruchanalysen, Ethnologie, Bauforschung, historische Quellen, Keramikanalyse und Epigraphie) ein möglichst vollständiges Bild der historischen Nutzungskontinuität zu erstellen.
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