Raum & Zeit
Das antike Simitthus liegt im äußersten Nordwesten des heutigen Tunesiens, ca. 23 km westlich der Gouvernoratshauptstadt Jendouba und 40 km von der algerischen Grenze entfernt. Im Altertum grenzten an das Territorium von Simitthus die Gebiete von Thunusida, Bulla Regia und Thuburnica. In unmittelbarer Nähe mäandriert die Medjerda (röm. Bagradas), der größte ganzjährig Wasser führende Fluss Tunesiens, in die mitten im Bereich der antiken Stadt der kleinere Fluss Oued Mellah mündet. Bestimmt wird die Topographie des Siedlungsplatzes von drei Erhebungen, deren mittlere als Koudiat el-Ouestania und deren östlichste als Djebel Bou Rfifa bezeichnet werden, während der westlichste Bergrücken den konventionellen Namen „Stadtberg“ erhalten hat. An dessen südlichen Ausläufer befand sich seit dem 5. Jh. v. Chr. an einem Flussübergang und somit vielleicht einer Wegkreuzung die vorrömische Siedlung, deren genauen Ausmaße bisher nicht bekannt sind. Die spätere römische Colonia breitete sich spangenförmig um die Berge aus.
Die archäologischen Zeugnisse des Umlandes gehen bis in vorgeschichtliche Zeit zurück und dokumentieren die dichte Besiedlungskontinuität dieses fruchtbaren Landstriches am mittleren Lauf der Medjerda. Neben den lokalen Marmorbrüchen – erste Abbauspuren lassen sich ab dem 2. Jh. v. Chr. fassen – ist eine rege Rohstoffgewinnung bereits für die vorrömische Zeit in der Region bekannt. So wurden am 1 km entfernten Koudiat el-Arareb rötlich-grauer Schiefer, im 3 km entfernten Ain el-Ksair schwarzer Marmor und Kalkstein, bei der nahegelegenen Siedlung Thunusida grüner Kalkstein/Schiefer und in Thuburnica gelber Sandstein abgebaut. Ihren Reichtum bezog die Region jedoch stets aus der großen landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit.
In Simitthus reichen die ältesten Siedlungsschichten nach momentanem Forschungsstand bis mindestens ins 5. vorchristliche Jahrhundert zurück. In augusteischer Zeit erhält die Stadt den Status einer Kolonie. Diese Zeit markiert auch den Beginn der Marmorgewinnung unter der Verwaltung eines kaiserlichen Prokurators. Einer bereits in der frühen Kaiserzeit prosperierenden Stadt folgen eine Monumentalisierungsphase im 2.-3. Jh. n. Chr. und eine spätantike Phase, die über die vandalische und byzantinische Zeit ins frühe Mittelalter überleitet. Die jüngsten großflächigen Siedlungsstrukturen stammen aus aghlabischer und fatimidischer Zeit, also dem 9. und 10. Jh. n. Chr.
Die eindrucksvollen Zeugnisse dieser langen Siedlungsgeschichte sind an den Süd-, West- und Nordseiten der Erhebungen bzw. auf diesen erhalten geblieben und nach dem Bau einer asphaltierten, am neuen Museum mündenden Straße, gut erreichbar.
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