GroundCheck-Projekt: Klima, Wüsten und Oasen - Zwischen Harrat und Hejaz

Azraq (Jordanien): Blick auf einen Rest der Azraq Wetlands © DAI Orient-Abteilung // B. Müller-Neuhof

Forschung

Holozäne Klima-Untersuchungen an unterschiedlichen Archiven (Bohrkerne, Speläotheme) zeigen den Einfluss des Klimaregimes des östlichen Mittelmeerraums auf das Jordantal einschließlich des Toten Meeres im Endbecken. Analysen kontinuierlicher, hochaufgelöster Sedimentkerne aus dem Toten Meer weisen auf eine kürzere, frühholozäne Feuchtephase sowie eine zweite, mittelholozäne Feuchtephase. Diese fehlt dagegen im Nordwesten der Arabischen Halbinsel: Multiproxy-Untersuchungen an Sedimentkernen aus dem Paläo-See der Oase von Tayma weisen nur eine einzige kurze frühholozäne Feuchtephase nach.

Hochaufgelöste, robust datierte holozäne Archive aus dem Azraq-Becken fehlen bislang, um den Übergang zwischen dem Klimaregime des östlichen Mittelmeers sowie der Arabischen Wüsten zu fassen.

Archäobotanische Untersuchungen an Sedimenten des Paläo-Sees der Oase von Tayma sowie an Makroresten aus den Siedlungsschichten erlauben die Rekonstruktion der Entwicklung der Oasenkultivierung: Um 7000 vor heute (calBP) begann der Anbau von Weinreben, die aus der Südlichen Levante importiert worden waren, sowie wohl auch von Feigen. In den darauffolgenden Jahrtausenden ist eine zunehmende Diversifizierung der (angebauten) Nutzpflanzen erkennbar. Baumwolle hingegen findet erst vor knapp 2000 Jahren Eingang in das Nutzpflanzenspektrum der nordwest-arabischen Oasen.

In Jawa (Nordost-Jordanien) weisen wenige Weinsamen auf eine mögliche Kultivierung dieser Frucht. (4. Jt. v. Chr.). Bewässerungsanlagen für Feldbau des späten 5. und 4. Jahrtausend v. Chr. wurden in Jawa und weiteren befestigten Höhensiedlungen der Basaltwüste durch Ausgrabungen nachgewiesen. Hinweise auf gleichzeitige Bewässerungsanlagen liegen auch in Tayma vor.

Das Projekt hat folgende Fragestellungen:

- Wie wirken sich die Klimaveränderungen im Frühen und Mittleren Holozän auf anthropogene Nutzungsstrategien in der Arabischen Wüste aus?

- Wie verläuft der Übergang des Klimaregimes des östlichen Mittelmeerraums zu dem der Arabischen Halbinsel? (Klimagradient); welche Rolle spielt die Oase von Azraq als Kontaktzone und für die Ausbreitung von Kulturpflanzen?

- Ging mit dem Anbau neu eingeführter Obstgehölze als Antwort auf die fortschreitende Aridisierung eine neue Technologie einher (Bewässerungsanlagen in Tayma und der jordanischen Ostwüste) und verliefen diese Veränderungen in den beiden Untersuchungsregionen synchron?

Das multidisziplinäre Projekt des Naturwissenschaftlichen Referats der Zentrale und der Orient-Abteilung untersucht zwei Mikroregionen, die im Fokus aktueller Feldforschungen stehen, und hat dabei folgende Ziele:

- Erschließung regionaler Klimaarchive zur Erforschung der Mensch-Umwelt-Interdependenzen innerhalb des Klimagradienten zwischen dem Nordosten Jordaniens und dem Nordwesten der Arabischen Halbinsel

- Rekonstruktion der regionalen Änderungen der biotischen Ressourcen (Weideland, Brennmaterial, Konstruktionsholz) und Kontextualisierung mit den archäologisch nachgewiesenen sozio-ökonomischen Anpassungsstrategien in Oasen, den Gunsträumen arider Gebiete (Beginn der Oasennutzung mit Obstbäumen)

- Evaluierung anthropogener Einflüsse auf die Umwelt im Kontext von Klimaveränderungen (Bewässerungstechnologie)

Klimatisch bedingte Vegetationsänderungen lassen sich anhand von Pollenanalysen erforschen. Gleichzeitig zeigen Pollendiagramme den Wandel biotischer Ressourcen (Weideland, Brennmaterial, Konstruktionsholz und mehr). Subsistenzstrategien und Wirtschaftsweisen bis hin zu Handel lassen sich anhand von botanischen Makroresten und Pollenanalysen rekonstruieren. Klimaarchive sollen über gezielte Sondagen und Bohrungen an dafür geeigneten Stellen erschlossen werden.

Oase von Azraq (Jordanien): Hier sollen ungestörte, dauerhaft durchfeuchtete Sedimente gebohrt werden. Der hohe Grundwasserstand bis in die jüngste Vergangenheit im zentralen Azraq-Becken ist eine gute Voraussetzung für Pollenerhaltung. Testproben werden die Eignung der Sedimente zeigen. Ein weiteres geeignetes Archiv könnte ein antiker Stausee in der Nähe von Qasr Burqa in Nordost-Jordanien (am Ostrand der Basaltwüste) sein. Dort sind Sondagen und Bohrungen vorgesehen.

Oase von Tayma (Saudi-Arabien): Kombinierte archäologisch-paläoökologische Sondagen im Bereich möglicher Bewässerungsanlagen, die im Befund geophysikalischer Prospektion identifiziert wurden; diese befinden sich in der Nähe der Archive, aus denen Wein- und Feigenpollen geborgen wurden. Das Gebiet östlich der sabkha könnte sich für Hangbewässerung eignen, die auch in Nordost-Jordanien nachgewiesen wurde, und ist daher Ziel einer Begehung.

2.JPG
Qasr Burqu (Jordanien): Der römische Damm © DAI Orient-Abteilung // B. Müller-Neuhof
3.JPG
Qasr Burqu (Jordanien): Der Stausee vor der Ruine des Qasr © DAI Orient-Abteilung // B. Müller-Neuhof
4.jpg
Tayma (Saudi-Arabien): Sabkha nach Regenfällen, im Hintergrund die Oase (Blick nach Süden) © DAI Orient-Abteilung // K. Kuntz
5.JPG
Tayma (Saudi-Arabien): Ufersedimente des Palaäo-Sees © DAI Orient-Abteilung // A. Hausleiter
6.jpg
Tayma (Saudi-Arabien): Wüstenlandschaft südlich der Oase © DAI Orient-Abteilung // A. Hausleiter