Rom, Domus Aurea

Wandfresko aus Raum 92, Südseite

Raum & Zeit

Unter Domus Aurea ist neben den einzelnen Gebäudeteilen die gesamte ca. 50 ha umfassende Parklandschaft des 64 n. Chr. unter Kaiser Nero begonnenen Projektes zu verstehen. Bei aller Unsicherheit im Detail kann die Ausdehnung des Areals entlang des nördlichen Teils des Palatin, der Velia, der Nordseite des Colle Oppio bis zur Stadtgrenze an der Servianischen Mauer im Osten und südlich bis zum Caelius anschließenden Gebiets samt Claudiustempel rekonstruiert werden. Definiert man die Ausdehnung des Parkgeländes anhand des Strassensystems der heutigen Stadt Rom, so wird die Anlage im Westen durch die Kirche S. Maria Nuova und Via del Colosseo, im Norden durch die Via Cavour und Via Selci, und im Süden durch die Via di S. Gregorio und Via Clivio di Scauro begrenzt. Für seine Ostseite hingegen ist es schwierig eine klare Grenze zu bestimmen, da die Anlage hier an die Gärten des des Maecenas und Lamianus anschloss, deren exakte Ausdehnung wir nicht mehr fassen können.

Nach dem Brand ließ Nero in kürzester Zeit und mit einem Geldaufwand, der die Staatskasse auf Jahre hinaus belastete (bis zu seinem Tod 68 n. Chr.), die neue Kaiserresidenz errichten, die weitaus größer und luxuriöser als die ca. 60 n. Chr. begonnene und gleichfalls durch den o. g. Brand zerstörte oder stark beschädigte Domus Transitoria war. Die Residenz, die eine Fläche von ca. 50 ha bedeckte rechnet, man die Gärten des Maecenas und Lamianus hinzu, so ergibt sich eine Fläche von ca. 80 ha im Herzen Roms gelegen, was einem Viertel der innerhalb der Servianischen Mauer liegenden Stadtfläche entspricht. Nach der Darstellung der antiken Schriftstellern Tacitus und Sueton war das Areal der Domus Aurea neben dem eigentlichen Residenzgebäude mit einem künstlichen See, an dessen Stelle heute das Colosseum steht, einem gigantischen Nymphaeum, weitläufigen Portiken, verstreut eingefügten Pavillons bebaut, und dies alles in einer Gartenanlage, die zwischen beherrschter Natur und Wildnis wechselt.

Was mit der vermutlich nie fertig gestellten Domus Aurea nach Neros Sturz und Tod geschah, ist im Einzelnen nicht bekannt. So soll eine der ersten Amtshandlungen des Kaisers Otho (68-69 n.Chr.) eine Unterschrift für einen Kredit von fünfzig Millionen Sesterzen zur Vollendung der Domus Aurea gewesen sein. Kaisers Vitellius (69 n. Chr.) war mit der Residenz nicht zufrieden und kam zu der Überzeugung, Nero habe schlecht gewohnt, und seine Frau Galeria Fundana äußerte sich spöttisch über den mangelnden Komfort in der neuen Anlage, so dass sie es vorzogen, auf dem Palatin zu wohnen.

Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) tat alles, um sich von Nero und seinem gigantischen Bauprojekt zu distanzieren, indem er den gesamten Bereich dem Volk öffnete und mit einem Ampitheater, drei Gladiatorenschulen und Magazinen bebaute. Ferner wurde ein Thermentrakt, der wohl zur Domus Aurea gehörte, umgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Jahr 104 wurde die Domus Aurea durch einen Brand beschädigt. Kaiser Trajan (98 -117 n.Chr.) ließ die Überreste des Obergeschosses einebnen, die Fenster im Untergeschoß zumauern und mit Erde auffüllen, um ein solides Fundament für die Trajansthermen (Bauzeit:106-109 n.Chr.) zu schaffen. Ende des 15. Jh. werden Teile der verschütteten Anlage wiederentdeckt und vorrangig von Künstlern aufgesucht, um ihre Malerei und Stuckarbeiten zu kopieren, wodurch ein eigener Stil, die sog. Grottesca, entsteht. Eine systematische Freilegung der noch heute in Teilen verschütteten Anlage setzt erst im 19. Jh. ein.