Marib und Sirwah (Jemen) - Bauhistorische Untersuchungen an den Stadtmauern

Sirwah. Fernsicht auf die Stadtanlage mit ihrer Ummauerung. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Mike Schnelle, Orient-Abteilung

Raum & Zeit

Raum

Die Stadtanlage von Marib liegt mit ihrer Ummauerung etwa 10 km vom Großen Damm entfernt in den Bewässerungssedimenten der Nordoase, am Rande des großen Wadi Dhanas. Durch die Lage innerhalb der Bewässerungssedimente, welche innerhalb jahrhundertelanger landwirtschaftlicher Nutzung auf eine Höhe von bis zu 30 m anwuchsen, mußte darauf durch das stetige Erhöhen der Stadtmauer reagiert werden.

Sirwah liegt ebenfalls innerhalb einer Oase, etwa 40 km westlich von Marib, jedoch auf der natürlichen Erhebung eines Grundgebirges. Dadurch war die Stadtanlage einerseits strategisch vorteilhaft positioniert, andererseits bot die erhöhte Lage Schutz gegen Überflutungen und Aufsedimentierung.

Zeit

Inschriftliche Belege für Baumaßnahmen an der Stadtmauer der sabäischen Hauptstadt Marib gibt es vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. Für Sirwah können aufgrund neuester Untersuchungen epigraphische Belege zur Ummauerung bereits mindestens ins 10. Jahrhundert v. Chr. zurückdatiert werden.

Zur wechselvollen Geschichte der Ummauerung von Marib gehört, dass wiederholt Steine für dringend notwendige Reparaturen an den Schleusenbauten abtransportiert worden sind, andererseits in Erwartung oder im Nachklang von Krisen zivile Bauten des Stadtgebietes oder der Oase zur Ertüchtigung der Fortifikation demontiert worden sind. In den letzten Jahrhunderten diente die Stadtmauer als Rohstoffquelle für den Bau von Häusern auf dem islamzeitlichen Tell, in den 1940er Jahren zum Bau des Gouverneurspalastes und bis in die heutige Zeit als Steinbruch für Bauten in der immer dichter besiedelten Oase.

Aufgrund von stammesinternen Problemen konnten bisher an der Ummauerung von Marib keine archäologischen Untersuchungen im Sinne von Ausgrabungen durchgeführt werden.

Bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. ist Sirwah in großen Teilen mit einer Ummauerung umgeben worden und ab 900 v. Chr. der Mauerring geschlossen worden. Sukzessive sind vor allem im 7. und 2. Jahrhundert v. Chr. einzelne Elemente der Stadtmauer von Sirwah durch neue und repräsentativere ersetzt worden.

Auch die Stadtmauer von Sirwah unterlag in den letzten einhundert Jahren dem Bedürfnis, Steinmaterial für den Bau von Häusern in der umgebenden Oase zu gewinnen.