Die sabäische Stadtanlage von Sirwah

Die sabäische Stadtanlage von Sirwah befindet sich etwa 85 km nordöstlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa an den östlichen Ausläufern des Hochlandes. Im 1. Jt. v. Chr. bildete sie neben der Metropole von Marib das wichtigste Zentrum von Saba, was zahlreiche monumentale Bauwerke wie Heiligtümer, Palastanlagen und Stadtmauern bezeugen.

Blick über die Stadtanlage von Sirwah mit dem Almaqah-Tempel im Mittelgrund, Ansicht von Westen aus © DAI, Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner

DAI Standort  Orient-Abteilung, Außenstelle Sanaa

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  seit 2001

Disziplinen  Südarabische Archäologie, Bauforschung, Siedlungsarchäologie

Projektverantwortlicher  Dr. Iris Gerlach

Adresse  Podbielskiallee 69-71 , 14195 Berlin

Email  Iris.Gerlach@dainst.de

Team  Dr. Sarah Japp, Dipl.-Ing. Mike Schnelle

Laufzeit  seit 2001

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  OA - Siedlungsgeographische Phänomene, OA - Aspekte der Ressourcennutzung, OA - Umweltanpassungen, OA - Kulturerhalt

Fokus  Feldforschung, Objektforschung, Kulturerhalt/Cultural Heritage, Auswertung

Disziplin  Südarabische Archäologie, Bauforschung, Siedlungsarchäologie

Methoden  Architektonische Bauaufnahme, Konstruktionen, Rekonstruktionen, Beschreibung, Datierungsmethoden, Radiokarbondatierung, relative Chronologie, Thermolumineszenz (TL/OSL), Digitale Fotografie, Dokumentation, 3D-Dokumentation, Analoge Dokumentation, Analoge zeichnerische Dokumentation, Digitale Dokumentation, Digitale grafische Dokumentation, Dokumentation Fund/Befund, Fotogrammetrie, Nivellierung, Schichtdokumentation, Vermessung, Feldforschung, Grabungsmethoden, Ausgrabungen, Materialuntersuchungen, Bodenuntersuchungen, Dünnschliffuntersuchungen, Fundanalyse, Gesteinsuntersuchungen, Holzartenbestimmungen, Keramikuntersuchungen, Metalluntersuchungen, Mikroskopie, Ultraschalluntersuchungen, Prospektionsmethoden, Fernerkundung, Fundverbreitungsanalysen, GIS-Analyse, Laserscanning, Satellitenaufnahmen, Surveys, Topografische Untersuchung, Topographische Aufnahme, Restaurierungs- und Denkmalpflegemethoden, Konservierung, Monitoring, Schutzstrategien, Techniken, Bautechniken, Mauertechniken, Bearbeitungstechniken, Herstellungs- und Verarbeitungstechniken, Steinverarbeitung, Typologie

Partner  General Organisation of Antiquities, Manuscripts and Museums (Jemen), Friedrich-Schiller-Universität Jena, Forschungsstelle Antikes Südarabien und Nordostafrika, HafenCity Universität Hamburg - Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung, Labor Geomatik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, GeoZentrum Nordbayern, Fachgruppe Paläoumwelt, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Geographisches Institut, Lehrstuhl für Physische Geographie und Bodenkunde, Poznan Radiocarbon Laboratory

Förderer  Außenstelle Sanaa der Orient-Abteilung, Jemenitischer Social Fund for Development (SFD)

Schlagworte  Aktivitäten, Disziplinen und Fachrichtungen, Archäologie, Architektur, Bauforschung, Bergbau, Bodenkunde, Epigraphik, Geographie, Geologie, Klimaforschung, Kulturgüterschutz, Siedlungsarchäologie, Südarabische Archäologie, Südarabische Epigraphik, Chronologien, Bronzezeit, Eisenzeit, Holozän, Islamische Zeit, Geopolitische Einheiten, Städte, Materialien, Anorganische Materialien, Organische Materialien, Botanische Materialien, Objekte, Befestigungen/Militärische Anlagen, Öffentliche Bauten, Sakralbauten, Baumaterialien, Bauteile, Bild- und Schriftträger, Gefäße, Geräte/Werkzeuge, Kleinfunde, Rohlinge

Projekt-ID  2636

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/102061

Überblick

Die Stadtanlage von Sirwah liegt nahe der östlichen Ausläufer des jemenitischen Hochlandes innerhalb der gleichnamigen Oase auf einer Erhebung. Die Anfang der 1990er Jahre vom DAI begonnenen Ausgrabungen konnten wegen stammesinterner Unruhen erst 2001 wieder aufgenommen werden. Aufgrund der politischen Lage im Jemen ruhen sie aber seit 2009.

14C-Datierungen belegen eine Besiedlung Sirwahs seit der Mitte des 2. Jt. v. Chr. Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. gehörte Sirwah zum Königreich Saba, und es entwickelte sich hier ein religiöses Zentrum. In der mit einer Befestigungsmauer umgebenen 3 ha großen Stadtanlage entstanden monumentale Heiligtümer und Repräsentationsbauten, wie der Almaqah-Tempel mit zwei 7 m langen Inschriftensteinen sabäischer Herrscher. Nach einer Blütezeit in der ersten Hälfte des 1. Jt. v. Chr. gibt es in der zweiten Hälfte kaum Hinweise auf Bautätigkeiten. Um die Zeitenwende erlebte die Stadt offenbar nochmals einen wirtschaftlichen Aufschwung, der aber mit der Auflösung des sabäischen Reiches im 3. Jh. n. Chr. ein Ende fand und die Stadt langsam verlassen wurde.

Die archäologischen und epigraphischen Forschungen in Sirwah liefern nicht nur einen Beitrag zur Rekonstruktion sabäischer Herrschafts- und Machtstrukturen, sondern erweitern die Kenntnisse zur sabäischen Sakral- und Repräsentationsarchitektur substantiell. Darüber hinaus belegen sie, wie Sirwāh in regionale sowie überregionale politische, wirtschaftliche und kulturelle Netzwerke eingebunden war.

Sirwah Almaqahtempel
Blick auf die halbovale Außenmauer des Almaqah-Tempels © DAI, Außenstelle Sanaa // Iris Gerlach
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Das Innere des Almaqah-Tempels mit den beiden monumentalen Inschriftensteinen. © DAI Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer / Deutsches Archäologisches Institut
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Wiederaufstellung der Pfeiler des Hauptproplyons des Almaqah-Tempels © DAI Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner / Deutsches Archäologisches Institut
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Detail der Inschrift des sabäischen Herrschers Yitha'amar Watar bin Yakrubmalik im Inneren des Almaqah-Tempels. © DAI Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner / Deutsches Archäologisches Institut
Inschriftenstein Karib il Watar
Ausgrabungsarbeiten in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts im Inneren des Almaqah-Tempels beim Inschriftenstein Karib'il Watars © DAI Außenstelle Sanaa // Jürgen Schmidt / Deutsches Archäologisches Institut
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Reste der Tische und Bänke des Bankettbereichs im Tempelinneren des Almaqah-Tempels mit Brandaltar im Vordergrund © DAI, Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner / Deutsches Archäologisches Institut
Vorhof Rekonstruktion
Zeichnerische Rekonstruktion des Vorhofes des Almaqah-Tempels, der rechts hinter dem Propylon anschließt. Im Bildhintergrund sind weitere Kultbauten zu erkennnen, auf der linken Seite öffnet sich das Propylon zum Stadtgebiet. © DAI, Außenstelle Sanaa // Moritz Kinzel
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Blick von Osten auf den Eingangsbereich des Fünf-Pfeiler-Baus mit monumentaler Treppenanlage und steinernem Portal (um 900 v. Chr.) © DAI Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner / Deutsches Archäologisches Institut
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Blick in den Korridor des Fünf-Pfeiler-Baus mit den verbrannten Holzlaibungen und den Bruchsteinmauern dazwischen, die teilweise mit Kalksteinplatten verkleidet waren. © DAI Außenstelle Sanaa // Mike Schnelle / Deutsches Archäologisches Institut
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Gesamtansicht des Verwaltungsbaus im Nordwesten der Stadtanlage mit Blick in die Oase von Sirwah © DAI Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner / Deutsches Archäologisches Institut