Karthago – Quartier Didon

Eingangsbereich des archäologischen Parks. © DAI Rom // H. Behrens

Forschung

Im Grabungsgelände an der Rue Ibn Chabâat wurden Reste einer Insula dokumentiert, die an der zentralen Achse des Decumanus Maximus lag, sowie ein Teil des Kardo, der im rechten Winkel zur Hauptstraße verlaufenden Seitenstraße. Diese römischen Baureste überlagerten die Baureste der punischen Siedlungsphasen. Die erste Siedlung am Ort bestand aus bereits regelmäßig parzellierten kleinen Hauseinheiten mit zentraler Achse. Die ältesten Siedlungsreste konnten über C14-Datierungen bereits in das 9. Jh., das mythische Zeitalter der Gründung Karthagos durch die phönizische Prinzessin Elyssa/Dido, datiert werden. Dieser Nachweis der bisher frühesten Siedlungsspuren in Karthago inspirierte den Namen "Quartier Didon" des archäologischen Parks. In der mittelpunischen Epoche ab dem 5. Jh. v. Chr. entstand ein öffentlicher Platz, an dem sich Großbauten befanden. Diese Nutzung setzte sich auch in der spätpunischen Epoche bis Mitte des 2. Jhs. v. Chr. fort. Funde belegen, dass es sich bei den Großbauten, die sich am Ort befanden, auch um Tempel handelte, allerdings sind die nachgewiesenen Baureste unzureichend für eine genauere Rekonstruktion der Bauwerke. In der Zeit nach der römischen Koloniegründung wurde eine typisch römische rechtwinklige Insula angelegt, am Kreuzungspunkt des zum Forum auf dem Byrsahügel hinaufführenden Decumanus Maximus, einer repräsentativen Hauptstraße, und des Kardo 13, einer parallel zum Meer verlaufenden Seitenstraße. Auf der Insula im Quartier Didon befand sich ein öffentlicher Großbau, der zum Decumanus Maximus hin geöffnet war und eine saalartige Struktur mit Dachwerk hatte, dessen genaue Funktion jedoch nicht bekannt ist. Auch in der Spätantike behielt der Ort seinen öffentlichen Charakter, allerdings scheint der römische Großbau im Laufe seiner späteren Geschichte ruinös gewesen zu sein. Erst in der byzantinischen Epoche im 6. Jh. n. Chr. wurde der Bereich erneut umgestaltet: Nun entstand auf den Resten der römischen Insula eine Rotunde, die vermutlich der Märtyrerverehrung diente.

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Der Archäologische Park Quartier Didon: Antike Befunde und Erläuterungstafel im Zentrum Karthagos. © DAI Rom // H. Behrens
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Eingangsschild des archäologischen Parks. © DAI Rom // H. Behrens
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Blick in die Sondage im Kardo-Bereich. © DAI Rom // H. Behrens
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Rekonstruierte Ecke des punischen Großbaus im Kardo-Bereich im Vordergrund, originaler Baubestand im Hintergrund: Überlagerung punischer Steinquader durch römische Fundamentmauer. © DAI Rom // H. Behrens
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Rundgang um die Sondage im archäologischen Park. © DAI Rom // H. Behrens
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Blick über den Park mit dem Museumsbau im Hintergrund. © DAI Rom // H. Behrens
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Der Museums im archäologischen Park. © DAI Rom // H. Behrens
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Der punische Raum im Museum. © DAI Rom // H. Behrens
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Punisches Kapitell im Vordergrund, Fotos ausgewählter Tonsiegel aus dem Tempelarchiv im Hintergrund. © DAI Rom // H. Behrens
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Gorgonenhaupt aus bemaltem Stuck im römischen Teil der Ausstellung. © DAI Rom // H. Behrens