Das bronzezeitliche Salzsiedezentrum und das früheisenzeitliche Gräberfeld von Gò Ô Chùa, Provinz Long An, Vietnam

Von 1993 bis 2020 führte das DAI jährliche Feldforschungen in Vietnam durch. Das Forschungsprojekt in Gò Ô Chùa wurde 2003 begonnen. Im Zentrum der Forschungen stehen die mehrphasige Siedlung, ein großes Salzsiedezentrum der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. und ein ausgedehntes Gräberfeld.

Südhügel von Gò Ô Chùa © DAI-KAAK // Anonym

DAI Standort  Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  2003 - 2019

Laufzeit  2003 - 2019

Projektart  Einzelprojekt

Methoden  Ausgrabungen

Schlagworte  Anthropologie, Handelssysteme, Radiokarbondatierung, Surveys, Keramik, Salze, Gräberfelder, Körperbestattungen, Küsten

Projekt-ID  2568

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/60933

Überblick

Von 1993 bis 2020 führte die Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des DAI alljährlich Feldforschungen in Vietnam durch. Während der ersten zehn Jahre konzentrierten sich Ausgrabungen und Untersuchungen vor allem auf Fundplätze der eisenzeitlichen Sa-Huỳnh-Kultur, die während der letzten Jahrhunderte v. Chr. in Mittelvietnam verbreitet war. 2003 wurde das Forschungsprojekt in Gò Ô Chùa, Provinz Long An begonnen, das etwa zwei Kilometer südlich der Grenze nach Kambodscha und etwa 100 Kilometer westnordwestlich von Saigon liegt.

Dieser Siedlungshügel besteht aus drei Erhebungen, die in bis zu 2,6 Meter dicken Kulturschichten eine mehrperiodige Besiedlung, ein Salzsiedezentrum und ein ausgedehntes Gräberfeld bergen. Auf allen drei Hügeln wurden insgesamt etwa 10–20 Millionen Tonstützenfragmente entdeckt. Die Stützen finden Parallelen in verschiedenen europäischen Salzsiedeplätzen der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Sie wurden reihenweise in Salzsiedeöfen zur Aufnahme der Siedegefäße verbaut. 14C-Analysen datierten die Stützen aus Gò Ô Chùa zwischen 1000 und 500 v. Chr. und legen eine ununterbrochene Tätigkeit des Salzsiedezentrums in diesem Zeitraum nahe.

Das ausgedehnte Gräberfeld mit reichen Beigaben weist Bestattungen aus mehreren Zeitphasen auf, die meisten datieren jedoch in das 4.–1. Jahrhundert v. Chr.

Die Forschungen in Gò Ô Chùa zielen auf eine Klärung der Rohstoffbasis und technologischen Verfahren zur Herstellung der Salzsiedekeramik, aber auch des früheren Küstenverlauf, der kulturellen Vernetzung und Handelsverbindungen dieses Gebietes vor der Funan-Periode. Untersucht werden auch die Belegungsdauer und kulturelle Stellung des Gräberfeldes von Gò Ô Chùa.

Wissenschaftliche Zusammenarbeit:

Prof. Dr. Norbert Benecke, Naturwissenschaftliches Referat an der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts (Zoologie); Karsten Brabänder, Universität Bochum (Glasanalysen); Michael Francken, Universität Tübingen (Anthropologie); Dr. Michael Prange, Deutsches Bergbaumuseum Bochum (Stein-, und Metallanalysen); Dipl. Phys. Andreas Scharf, Physikalisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg, Dep. IV, group KORA(AMS) in Erlangen (14C-Analysen); Dr. Joachim Wahl, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Archäologische Denkmalpflege in Konstanz (Osteologie).

Kooperationen:

Vietnamesische Forschungspartner sind Archäologen der Hochschule für Gesellschafts- und Humanwissenschaften der Staatlichen Universität Hà Nội (Dr. Lâm Thị Mỹ Dung / Nguyễn Xuân Mạnh), der Universität Huế (Lê Duy Sơn) und des Provinzmuseums Long An (Dr. Bùi Phát Diệm).

Bibliographie:

Andreas Reinecke 2004: Reiche Gräber - frühes Salz: 600 Tage Feldforschungen auf Dünen und Reisfeldern (Vietnam): Expeditionen in vergessene Welten. 25 Jahre archäologische Forschungen in Amerika, Afrika und Asien (AVA-Forschungen Band 10). Aachen, 209-241.

Andreas Reinecke 2008: Briquetage und Gräber in Go O Chua (Vietnam): Zeugnisse der Prä-Funan- bis Angkor-Periode im Mekong-Delta: Zeitschrift für Archäologie Außereuropäischer Kulturen Bd. 2, 2007, 395-402.

Andreas Reinecke 2009: Early Cultures in Vietnam (first millennium B.C. to second century A.D.): Nancy Tingley (ed.), Arts of Ancient Viet Nam. From River Plain to Open Sea. Houston, 23-53.

Michael Francken / Joachim Wahl / Andreas Reinecke 2010: Reflections of a hard life - Burials from Go O Chua (Vietnam): Proceedings of the fourth Meeting of Junior Scientists in Anthropology ed. by

C. Buhl, F. Engel, L. Hartung, M. Kästner, A. Rüdell, C. Weisshaar. Freiburg, 16-23.

Andreas Reinecke 2010: Early Evidence of Salt-Making in Vietnam: Archaeological Finds, Historical Records, and Traditional Methods: Shuicheng Li / Lothar Falkenhausen (eds.), Salt Archaeology in China, vol. 2: Comparative Studies. Beijing, 137-159, color plate 1-7, plate 1-2.

Andreas Reinecke 2012: The Prehistoric Occupation and Cultural Characteristics of the Mekong Delta during the Pre-Funan periods: Dominik Bonatz / Andreas Reinecke / Mai Lin Tjoa-Bonatz (eds.), Crossing Borders in Southeast Asian Archaeology. Selected papers from the 13th International Conference of the European Association of Southeast Asian Archaeologists, Berlin 2010. Singapore (im Druck).

Auf dem Nordhügel von Gò Ô Chùa
Auf dem Nordhügel von Gò Ô Chùa © DAI-KAAK // Anonym
Elfenbeinarmring
Elfenbeinarmring © DAI-KAAK // Anonym
Körperbestattung auf dem Südhügel
Körperbestattung auf dem Südhügel © DAI-KAAK // Anonym
Körperbestattung mit Gefäßbeigaben
Körperbestattung mit Gefäßbeigaben © DAI-KAAK // Anonym
Schnittabschnitt im Randbereich des Südhügels
Schnittabschnitt im Randbereich des Südhügels © DAI-KAAK // Anonym
Tonstützenvarianten
Tonstützenvarianten © DAI-KAAK // Anonym
Tonstützenvarianten
Tonstützenvarianten © DAI-KAAK // Anonym