Karakorum – Die Stadt des Dschingis Khan

Granitschildkröte, die als Inschriftenbasis in Karakorum aufgestellt wurde, im Hintergrund das Kloster Erdene Zuu © DAI KAAK // Anonym

Forschung

Forschungsfragen

Wie auch in Karabalgasun stehen bei der Untersuchung der altmongolischen Hauptstadt Fragen der Stadtplanung und -entwicklung im Vordergrund. Den Reiseberichten des Franziskanermönches Wilhelm von Rubruk zufolge, der 1253 an den Hof Möngke Khans kam, war Karakorum nach ethnischen Gruppen oder Religionsgemeinschaften gegliedert. Im Kontrast zu ihrer kompromisslosen Eroberungspolitik erwiesen die mongolischen Khane in Fragen der Religionsausübung eine ungeahnte Toleranz: So erwähnt Wilhelm von Rubruk neben zwölf „Götzentempeln“ auch eine nestorianisch-christliche Kirche und eine Moschee. Inwieweit sich diese Beschreibung im archäologischen Material widerspiegelt, oder ob Viertel auch einer funktionale Gliederung unterlagen, ist ebenfalls zu betrachten.

Angesichts der traditionellen nomadischen Lebensweise findet sich ein weiterer Forschungsansatz in der Frage nach dem Einfluss des Nomadentums auf die Stadtgestaltung.

Welche Bedeutung hatte Karakorum daneben als politischer, wirtschaftlicher und religiöser Zentralort? In welcher Relation standen Stadt und umgebende Landschaft zueinander?

Dies ist nur eine kleine Auswahl der Fragen, die einen Zugang zur Erforschung der Stadt bieten. Konkretere Fragestellungen wie etwa nach technisch-konstruktiven Details werden bei jeder Kampagne erneut im entsprechenden Zusammenhang aufgeworfen.

Ansätze und Methoden

Die reinen Grabungsarbeiten werden von einem interdisziplinären Untersuchungsansatz ergänzt. Neben der Analyse der schriftlichen Quellen müssen auch vermessungstechnisch-topographische, geophysikalische und geomorphologische, wie auch paläobotanische Methoden eingesetzt werden.

Forschungsgeschichte

Die seit 1999 von der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK) des DAI in Partnerschaft mit dem Historischen Institut der Mongolischen Akademie der Wissenschaften durchgeführten Forschungen knüpfen an russisch-mongolische Grabungen von 1890, 1934 und 1948/49 an. Seit Mai 2000 steht das Projekt unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten der Mongolei und des deutschen Bundespräsidenten, die die „große Bedeutung des Projekts für die Geschichte der Mongolei und die internationale Zusammenarbeit“ betonten.

Bereits im Juli 1999 konnten erste vorbereitende Untersuchungen – Sondagen, Vermessungen und geophysikalische Analysen – durchgeführt werden, die ab 2000 von gezielten Grabungen u. a. im vermeintlichen Palastbereich (mittlerweile als Tempel identifiziert), an verschiedenen Stellen der Klostermauer und im Norden der Stadt ergänzt wurden (Projektpartner unter "Kulturlandschaft Orchon-Tal").

Forschungsziele

Die Bedeutung Karakorums als frühmittelalterliches politisch-administratives und religiöses Zentrum und als Fundament der Entstehung eines mongolischen Staates soll durch restaurative Maßnahmen der baulichen Strukturen auch für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Arbeiten an der Großen Halle
Dokumentation der Befunde der Großen Halle in Karakorum © DAI KAAK // Anonym
Deponierung in der Großen Halle
Tsatsa-Deponierung mit Buddhareliefs © DAI KAAK // Anonym
Freilegung der Großen Halle in der Südwestecke
Überblick über den buddhistischen Tempel in der Südwestecke der Stadt, die sog. Große Halle © DAI KAAK // C. Franken
Gefäßdeponierung
Gefäßdeponierung aus der Nordwestecke des Podestes, konnte nach der Dokumentation geborgen werden und enthielt neben Getreideresten auch die sog. Neun Schätze © DAI KAAK // Anonym
Nordstadt
Ausgrabung Osthaus in der Nordstadt, Blick von Südosten © DAI KAAK // Anonym
Reliefkarte Karakorum
Reliefkarte Karakorums mit dem südlich angrenzenden Kloster Erdene Zuu © DAI KAAK // Hochschule Karlsruhe
Wallschnitt an der Klostermauer Erdene Zuus
Grabung am Osttor des Klosters zur Untersuchung einer Vorgängerbebauung © DAI KAAK // H. Wittersheim
Wallschnitt Erdene Zuu
Wallschnitt an der Nordmauer des Klosters (außen), dessen Mauern auf älteren Vorläufern errichtet wurden © DAI KAAK // H. Wittersheim