Forschung
Forschungsmethode
Beispielgebende Erstellung einer Keramikchronologie in Sri Lanka auf der Grundlage einer siedlungsarchäologisch orientierten Grabung.
Forschungsziel
Ein erstes Ziel ist die überprüfbare Darstellung der Keramiksequenz für Tissamaharama. Sie soll auch ihre Vernetzung mit der überregionalen Keramikchronologie Südasiens und der Gesamtregion des Indischen Ozeans aufzeigen. Die Chronologie beruht auf stratigraphisch gesicherten und naturwissenschaftlich datierten Keramiksequenzen, ermöglicht durch die außergewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen in Tissamaharama.
In ihren Grundzügen wurden die Ergebnisse zur Keramik bereits während der laufenden Grabung zusammengestellt und kann jetzt nach Ende der Feldarbeiten abschließend abgefaßt werden.
Die Aufarbeitung von regionaler Gebrauchskeramik ist in diesem Umfang archäologische Grundlagenforschung für den indischen Subkontinent. Vorläufige Materialvergleiche mit anderen Fundplätzen zeigte einen gemeinsamen südasiatischen Kanon an Gefäßformen, der sich in der Zeit ändert und entwickelt. Dies gilt ganz besonders für die Zeit vor der Zeitenwende und nach dem 7. Jh. n. Chr.
Bei der Rekonstruktion der aktuellen wirtschaftlichen Bedeutung der einzelnen Hafenanlagen ist die chronologische Einordnung von Gebrauchskeramik besonders wichtig. Besondere Gefäße wie Amphoren oder Roulettkeramik werden durch Zwischenhandel transportiert. Kochgeschirr dagegen in den Töpferwerkstätten im Hinterland der jeweiligen Häfen erworben. Als Ersatz für zerbrochene Töpfe, können sie von jedem Seemann gekauft worden sein, geben keinen Hinweis auf die ethnische Zusammensetzung der Schiffsbesatzung. Aber sie geben Hinweis auf die Region, in der die Schiffe anlandeten. Dass an diesem maritimen Fernhandel indische Seeleute und Händler viel stärker beteiligt waren als römische und griechische Geschichtsschreibung vermuten lassen, zeigen Graffiti mit indischer Brahmischrift auf Gefäßen, die beispielsweise am Roten Meer (Tomber 2008) und jüngst auch in Sumhuram/Khor Rori (Pavan). Bestätigt wird dies auch zahlreiche Inschriften in einer Höhle auf Sokotra nahe dem Horn von Afrika, die dort von indischen Reisenden hinterlassen wurden (Strauch/Bukharin 2004).
Auch in Tissamaharama zeigen zahlreiche Gefäßfragmente in Brahmi-Schrift verfasste Graffiti. Die Zuweisung dieser Gefäßfragmente in die Stratigraphie der Grabung und in die Typologie der Keramik bilden eine entscheidende chronologische Grundlage für die Untersuchung der frühen Schrift. Sie wurde bisher nicht vor 270 v. Chr. datiert. Die ältesten Scherbenfunde dieser Schrift sind aber bereits in Schichten, die ins 4. Jh. v. Chr. datiert werden.
Eine detaillierte Vorlage der Keramikchronologie ist in Vorbereitung, um zu weiteren Forschungen zum Indischen Ozean beitragen zu können.
Die Entstehung des Wirtschaftsraumes sowohl im Westen als auch im Osten des Indischen Ozeans und insbesondere die Verknüpfung beider ist noch nicht wesentlich erforscht. Dies betrifft besonders auch die zeitliche Periodisierung des Handels und den wechselnden Anteil der beteiligten Handelspartner.
Die Keramik von Tissamaharama will hierzu einen Beitrag leisten.
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