Selinunt

Wohnbebauung auf der Agora, im Hintergrund Tempel C

Raum & Zeit

Die Selinunts

Die große Agrarkolonie wurde von der ein Jahrhundert zuvor an der Ostküste Siziliens angelegten dorischen Stadt Megara Hyblaea um 628 v. Chr. (nach Thukydides) gegründet und florierte bis zu ihrer gewaltsamen Zerstörung durch die Karthager im Jahre 409 v. Chr. Danach diente der Ort, mal unter Puniern, mal unter Griechen, vor allem als Festung, während sich seit der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. bis zur Aufgabe des Ortes um 250 v. Chr. eine Siedlung in den Ruinen einrichtete, die vor allem aufgrund der Wohnarchitektur enge Verbindungen zur punischen Städten und Siedlungen auf Sizilien und in Nordafrika erkennen läßt. Kaum Indizien deuten bislang darauf hin, dass Selinunt in der Zeit des späten Hellenismus und der Kaiserzeit besiedelt war. Im 4.-6. Jh. n. Chr. hat sich im Bereich des Westhafens eine kleine Siedlung mit Kirche und Baptisterium etabliert, gefolgt von der Anlage eines Castrums/Ribat über den Tempeln A und O sowie einer mittelalterlichen Siedlung auf der Akropolis, die auch zu einer letztmaligen Reparatur und Verstärkung der Stadtmauern führte. Im 16. Jh. entstehen in Selinunt, das zwischenzeitlich seinen städtischen Charakter vollends verloren hatte, einer Reihe von Wachtürmen; hinzu kamen im 18. und 19. Jahrhundert weitere kleine Gebäude und eine kleine Kapelle, die in Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Nutzung des kompletten Territoriums stehen. Verschiedene 1943 angelegte Bunker zeigen bis heute, dass Selinunt im 2. Weltkrieg Teil einer größer angelegten Verteidigungslinie Westsiziliens wurde. Die vorläufig letzten Bauten stehen in Zusammenhang mit der Einrichtung des Archäologischen Parks durch V. Tusa in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts (hierzu zählt u.a. die 1981 errichtete sog. duna protettiva im Eingangsbereich des Parks).