Forschung
Tiryns gehört zu den wenigen Orten Griechenlands, an denen sich beispielhaft und in einer langfristigen Perspektive das Auf und Ab von Zyklen der Entstehung und des Zerfalls sozialer Komplexität ebenso untersuchen lässt wie der Wandel in den architektonischen Erscheinungsformen politischer Macht. Das Projekt zielt darauf ab, den diachronen Verlauf der Nutzung des Felsens von Tiryns und seiner Umgebung zwischen der ersten Besiedlung im Neolithikum (6. Jt. v. Chr.) und der byzantinischen Zeit nachzuzeichnen und zu interpretieren. Hauptziel bildet dabei die Erschließung der an diesem Ort gewonnenen Forschungsergebnisse als Quelle für die Kultur- und Sozialgeschichte der Bronzezeit und älteren Eisenzeit Griechenlands. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die mykenische Zeit als derjenige Kulturabschnitt, der den Höhepunkt der Bedeutung des Ortes mit sich brachte.
Zahlreiche Teilprojekte versuchen dabei, spezifischen Fragestellungen nachzugehen.
Nachdem der durch Heinrich Schliemann 1876 initiierte erste Zyklus von Ausgrabungen in Tiryns Ende der 1920er Jahre zum Abschluss gekommen war, wurden von Seiten des DAI erst 1967 die Ausgrabungen wiederaufgenommen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag seitdem vor allem auf den durch die vorausgegangenen Ausgrabungen nur unzureichend erforschten Arealen der Unterburg und der Unterstadt. Neue Maßstäbe in der Erforschung des Ortes setzte dabei die von Klaus Kilian geleitete Großgrabung in der Unterburg von 1976 bis 1983, durch welche die Nutzung und die Konzeption der Bebauung dieses Siedlungsteiles in mykenischer Zeit geklärt werden konnte. Seit 1994 leitet Joseph Maran im Auftrag des DAI das Vorhaben. Die seither unter seiner Leitung durchgeführten Ausgrabungen konzentrierten sich auf den Bereich der Megara der Oberburg (1997 und 1998), auf die nordöstliche Unterstadt (1999 und 2000 [in Zusammenarbeit mit Alkestis Papadimitriou]), die Nordspitze der Unterburg (2000 bis 2003) und die westliche Unterstadt (2006-2010). Neue Ausgrabungen finden seit 2013 in enger Zusammenarbeit mit Alkestis Papadimitriou (griechischer Antikendienst, Ephorie Nauplio) im nordwestlichen Unterstadtgebiet statt. Im Fokus steht seither die Erforschung des nachpalatialen Tiryns.
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