Pompeji – Die Casa dei Postumii und ihre insula.

© Domenico Esposito // Domenico Esposito

Ergebnisse

Ergebnis

Archäologische Untersuchungen in der Casa dei Postumii und ihrer insula (1997-2002):

Der Befund der Casa dei Postumii und der an das Atrium-Peristyl-Haus angrenzenden Bebauung zeigt, dass ein auf den ersten Blick normierter Charakter pompejanischer Wohnarchitektur relativiert und von Fall zu Fall einer kritischen Revision unterzogen werden muss. So geht beispielsweise die 79 n.Chr. versiegelte Binnenstruktur des Peristyls, der angrenzenden Wohnräume und Tabernae wohl auf umfassende Instandsetzungsarbeiten nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. zurück. Die offensichtlich bedeutenden Schäden führten auch zu einer Neudekoration sämtlicher Wände im Haus (4. Stil). In der letzten Phase (vor 79 n.Chr.) zeugt der stark erneuerte Baukomplex im Stadtzentrum Pompejis von einer extrem durchmischten Nutzung von Privateigentum: selbst innerhalb des luxuriös ausgestatteten Atrium-Peristyl-Hauses wurde der ökonomischen Nutzung der Immobilie viel Platz eingeräumt. Es gibt eindeutige Hinweise für kommerzielle Textilverarbeitung im Küchenraum des Hauses. Solche Investitionsstrategien in Privateigentum müssen in die jüngsten Überlegungen zur Wirtschaftsgeschichte Pompejis eingeordnet werden.

Über die Befunde der Schnittgrabungen lässt sich die Bau- und Nutzungsgeschichte der insula über einen langen Zeitraum zurückverfolgen. Von einem frühkaiserzeitlichem Atriumhaus und zwei größeren Taberna-Komplexen im Süden, über die Phase eines Hofhauses bis zu Mauerresten aus der Frühphase Pompejis und zu vereinzelten Zeugnissen baulicher Aktivitäten aus der Eisenzeit und bronzezeitlicher Frequentation. Eine sporadische Besiedlung des Stadthügels während der Bronzezeit war beim damaligen Kenntnisstand weitgehend unbekannt, und konnte in den folgenden Jahren in verschiedenen archäologischen Untersuchungen anderer Teams im Stadtgebiet bestätigt und weiterentwickelt werden.

Die Untersuchungen bewegten sich am Ende der 1990er in einer Phase eines erneuten Interesses an den frühen städtebaulichen Horizonten Pompejis (6. und 5. Jh. v. Chr.). Einzelne in den Schnittgrabungen innerhalb der Casa dei Postumii freigelegte Baustrukturen hatten folglich die Diskussion einer bereits 1940 von Armin von Gerkan vorgestellte Hypothese über eine ältere Stadtbefestigung der sog. Altstadt Pompejis neu entfacht. Die entsprechenden Befunde werden in der abschließenden Publikation im Abgleich mit den jüngsten Forschungsergebnissen, insbesondere in den benachbarten Stabianer Thermen, diskutiert.

Zusammenfassend belegen die Befunde aus der Casa dei Postumii und ihrer insula, dass und wie die individuelle Physiognomie eines Insula-Komplexes in Pompeji durch Faktoren wie topographische Voraussetzungen, den Standort, die urbanistische Einbettung und die spezifische Bau- und Nutzungsgeschichte geprägt wird.