Valencina de la Concepción

© DAI Madrid // Juan Manuel Vargas Jiménez

Forschung

Forschungsgeschichte

Die archäologischen Forschungen in Valencina begannen mit der Entdeckung des Kollektivgrabes La Pastora im Jahre 1860. Die bis zur Mitte des 20. Jhs. erfolgten Neufunde, wie etwa die Untersuchung der Gräber von Matarrubilla und Ontiveros, betrafen ausschließlich den sog. Nekropolenbereich. Erst ab den 70er Jahren des 20. Jhs. begann auch der Siedlungsbereich das Interesse der Forschung zu erwecken.  So fand im Jahre 1971 der erste Eingriff im Siedlungsareal in der als ›La Perrera‹ bekannten Zone statt, welche sich nicht weit entfernt von der Parzelle des Cerro de la Cabeza befindet, die Hauptobjekt unseres Projektes ist. In zwei kleinen Schnitten wurden erstmals stratigraphische Informationen gesammelt und eine Glockenbecher führende Schicht von einer darunter liegenden chalkolithischen ohne Glockenbecher unterschieden. Die Grabungen in dieser Zone gingen im Jahre 1975 weiter. Hierbei wurden erstmals zwei Gräben, mehrere Gruben und zwei mögliche Hüttengrundrisse konstatiert. Daraufhin erfolgten bis heute mehr als 130 Rettungsgrabungen bzw. archäologische Baubeobachtungen, die jedoch nur ein sehr lückenhaftes und unzusammenhängendes Bild erbracht haben. Absolute Datierungen fehlten für die dokumentierten Siedlungsstrukturen meist vollkommen.

Im Jahre 2014 wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen der Universidad Autónoma de Madrid, der Universität Würzburg und dem Museum von Valencina eine erste geophysikalische und archäologische Prospektion durchgeführt. Seit 2016 ist es ein Projekt des Deutschen Archäologischen Instituts unter Zusammenarbeit mit den genannten Institutionen. Im Jahre 2017 genehmigte die andalusische Denkmalbehörde ein ›Proyecto General de Investigación‹ über den nördlichen Bereich der Fundstelle mit einer Laufzeit von 5 Jahren. Seitdem wurden vier archäologische Grabungskampagnen, 2017, 2018, 2019 und 2022 und drei Prospektionskampagnen, 2017, 2018 und 2022, durchgeführt.

Forschungsziele

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf das Studium der chalkolithischen Ansiedlung von Valencina de la Concepción am Beispiel des nördlichen Siedlungsbereichs. Mittels geomagnetischer Prospektion, großflächigen archäologischen Begehungen, systematischen Aufsammlungen von Material der Oberfläche, Handbohrungen und systematischen Grabungen, sowie der Hinzuziehung ausgewählter älterer Rettungsgrabungen, die nahe unserer Ausgrabungszone durchgeführt wurden, sollen Struktur und Ausdehnung der prähistorischen Fundstätte erforscht werden. Das Projekt hat zudem einen stark interdisziplinären Ansatz, indem über naturwissenschaftliche Datierungen, Analyse von Faunenresten, Pflanzenmakroresten und Pollen, des zur Keramikherstellung verwendeten Tons, Analyse von lithischen und von Metallobjekten und begleitende landschaftsgeschichtliche Untersuchungen die räumlichen, zeitlichen, funktionalen und wirtschaftlichen Aspekte der chalkolithischen Siedlung von Valencina de la Concepción erforscht und rekonstruiert werden sollen.

Abb. 6. Valencina de la Concepción
Ergebnis der geomagnetischen Prospektionen der Jahre 2014 und 2017. (Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, JMU Würzburg). © DAI Madrid // Anonym