Überblick
Heute mitten im modernen Stadtzentrum zwischen Hermes- und Piräusstraße gelegen, befand sich das 3,5 Hektar große Areal der Kerameikosgrabung in der Antike am nordwestlichen Rand der Stadt. Ein großer Teil des modernen archäologischen Parks liegt im antiken Demos Kerameis, dem Töpferviertel, welches seinen Namen von dem Schutzpatron der Töpfer Keramos ableitet.[Bild:Plan]
Durch den Neubau der Stadtmauer im Jahre 478 v. Chr., nach der Zerstörung Athens durch die Perser, wurde der Kerameikos in einen inner- und einen außerstädtischen Bereich geteilt. Zwei eindrucksvolle Toranlagen – das Heilige Tor und das Dipylon – entstanden damals über zwei bedeutenden Landstraßen: der Heiligen Straße, auf der die Anhänger des Mysterienkultes zum Demeterheiligtum von Eleusis zogen, sowie der 40 m breiten Kerameikos-Straße, die die Polis mit der berühmten Akademie des Platon verband. Sie war der Austragungsort von rituellen Wettkämpfen, die dort während der Panathenäen, dem wichtigsten Fest aller Athener, stattfanden.
Im Pompeion, einem prächtigen Bau zwischen den Stadttoren, versammelte sich die panathenäische Festgemeinde für die zentrale Kultprozession zum Bildnis der Athena auf der Akropolis, die auf dem Parthenonfries dargestellt ist. Der Bau wurde außerhalb dieser Feste als Gymnasion genutzt.
Außerhalb der Stadtmauern reihten sich entlang der Landstraßen vor den Toren zahlreiche Gräber aneinander. Ihre teilweise meterhohen Fassaden trugen Inschriften und reichen Figurenschmuck. Viele dieser Denkmäler sind in situ gefunden worden, einige stehen seit der Antike noch immer am alten Platz. Die meisten Skulpturen sind jedoch inzwischen zu ihrem Schutz vor Witterungsbedingungen vor der Luftverschmutzung ins Museum überführt und im Gelände durch Abgüsse ersetzt worden (Sponsor des Abgussprojekts: Theodor-Wiegand-Gesellschaft).
Die Forschungen am Kerameikos sind auch 150 Jahre nach seiner Entdeckung noch lange nicht abgeschlossen: Renommierte internationale Forscher beschäftigen sich derzeit mit dem umfangreichen Fundmaterial, außerdem liegt etwa ein Viertel des Geländes noch unausgegraben vor uns.
Bibliographie
(in Auswahl)
Kerameikos. Ergebnisse der Ausgrabungen (bisher 22 Bände)
A. Brueckner, Der Friedhof am Eridanos (Berlin 1909)
U. Knigge, Der Kerameikos von Athen (1988, auch in englischer und neugriechischer Sprache)
W.-D. Niemeier, Der Kuros vom Heiligen Tor (Mainz 2002)
J. Stroszeck, Der Kerameikos von Athen. Geschichte, Bauten und Denkmäler im archäologischen Park (Möhnesee 2014)
J. Stroszeck, Ο Κεραμεικός των Αθηνών. Ιστορία και μνημεία εντός του αρχαιολογικού χώρου (Bad Langensalza 2017)
J. Stroszeck (Hrsg.), Heiligtümer im Bereich von Stadtmauern und Stadttoren. Festkolloquium aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Kerameikosgrabung des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen. Deutsches Archäologisches Institut Athen, 8. April 2014. Athenaia 12 (Wiesbaden 2022)
Wichtige Hinweise
Die wissenschaftliche Untersuchung von publiziertem Fundmaterial ist nur nach Rücksprache mit der deutschen Grabungsleitung und mit Zustimmung der Ephorie möglich.
Für die bis zu sechs Wochen jährlich ausgeführten Grabungs- bzw. Nachbearbeitungskampagnen im Kerameikos, die in der Regel im Zeitraum zwischen April und Juni stattfinden, benötigen wir jedes Jahr motivierte Praktikant*Innen. Bewerbungen mit einer kurzen Darstellung der bisherigen Studien- sowie Grabungserfahrung sollten zwischen Oktober und Dezember an die Grabungsleitung (s. Kontakt rechts) gesendet werden.
Darüber hinaus sind Praktika auch außerhalb der Grabungskampagnen möglich.
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