Überblick
Populationsgenetische Studien haben in den vergangenen Jahren viele neue Fragen in das Thema der Formierung und Transformierung von Bevölkerungen in Eurasien eingebracht. Der nachweisbare Anteil an biologischen Komponenten aus dem Vorderen Orient und aus der Steppe, die nach der Eiszeit zu unterschiedlichen Momenten in Europa erscheinen, haben Migrationsszenarien wieder ins Spiel gebracht, die lange Zeit eher skeptisch beurteilt wurden.
Der Kaukasus ist in genetischer, wie in kultureller Hinsicht eine entscheidende Schnittstelle für die Geschichte Europas. Heute eine der Regionen mit der höchsten linguistischen Vielfalt, waren frühere Bevölkerungsgruppen an der Ausprägung der genetischen Komponenten, die heutige Europäer entscheidend prägen, maßgeblich beteiligt. Aus und über den Kaukasus gelangten in der Vorgeschichte auch entscheidende Innovationen, wie die ersten hoch wirksamen Metallwaffen oder Rad und Wagen, nach Europa.
Über die Jahrhunderte hinweg entstand eine Interaktionszone, in der die Traditionslinien der Hochkulturen Mesopotamiens auf diejenigen der Steppe trafen. Diese Verflechtung wird im kulturellen Austausch und im Transfer von technischen und sozialen Innovationen deutlich, die – und dies zeigt die Studie unmissverständlich – auch über biologische Grenzen hinweg stattfand.
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