Überblick
Die von der DFG geförderten Ausgrabungen in der nordwestlichen Unterstadt von Tiryns haben neue Erkenntnisse zum Wandel von Kultur und Umwelt in der mykenischen Palast- und Nachpalastzeit erbracht. Geoarchäologisch-sedimentologische Untersuchungen widerlegen die These einer Überschwemmungskatastrophe als Auslöser der bekannten Flussumleitung der späten mykenischen Palastzeit. Die nördlich der Akropolis vorliegenden fluvialen Sedimente wurden nicht auf einmal, sondern bei bis zu 150 Hochwasserereignissen zwischen der Mitte des 14. Jhs. v. Chr. und dem Ende des 13. Jhs. v. Chr. allmählich akkumuliert. Der Nachweis einer ausgedehnten Planierschicht lässt den Wunsch zur Bebauung des Areals als wichtiges Motiv für die Flussumleitung erscheinen, eine Planung, die aber während der Palastzeit nicht mehr verwirklicht werden konnte. Die im frühen 12. Jh. v. Chr. einsetzende Bebauung folgte einem in beiden Bauhorizonten beibehaltenen Bebauungsschema aus rechteckigen Modulen mit gleich ausgerichteten Höfen und Häusern. Der sorgfältig konzipierte Charakter der so geschaffenen „Planstadt“ erweist diese als ein Vermächtnis endpalastzeitlicher Bauplanungen und das wohl einzige Großbauprojekt, das in SH IIIC in Griechenland verwirklicht wurde. Schon nach rund 60-70 Jahren wurde allerdings die Besiedlung in dem untersuchten Areal aufgegeben, wodurch die Urbanisierungsprozesse ein Ende fanden.
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