Kolosseum

Raum & Zeit

Nach dem Stadtbrand von 64 n. Chr. wandelt Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) das Gebiet auf dem nun das Kolosseum steht in seine private Parkanlage um, die sog. Domus Aurea. Unter Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) wird dieses der Allgemeinheit zurückgegeben und mit öffentlichen Gebäuden bebaut. Der Baubeginn der gesamten Anlage, die neben dem Amphitheater drei Gladiatorenschulen sowie mehrere Depoträume für Waffen und Bühnendekoration umfaßt, ist nicht bekannt, kann aber eventuell in den Jahren 70-72 n. Chr. angesetzt werden.

Der größte Teil der gigantischen Anlage wurde wohl in weniger als 10 Jahren erbaut, so dass Vespasian vor seinem Tod im Jahr 79 n. Chr. diese noch einweihen konnte. Für das Kolosseum ist gesichert, dass zu diesem Zeitpunkt die drei Geschosse des Außenbaues fertiggestellt waren. Der weitere Ausbau, wie das Attikageschoß und der Innenausbau, blieb seinen Söhnen Titus und Domitian vorbehalten. Bei der 100tägigen offiziellen Einweihungsfeier im Jahr 80 n. Chr. durch den Kaiser Titus werden neben Gladiatorenkämpfen (munera) und Tierhatzen (venationes) auch eine Seeschlacht (naumachia) im Kolosseum gegeben. Vermutlich war auch zu diesem Zeitpunkt der Innenausbau noch nicht abgeschlossen, so dass das Amphitheater nach der Fertigstellung aller Bauarbeiten durch den Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) abermals eingeweiht wird.

Bereits unter Nerva (96-98 n. Chr.), Trajan (98-117 n. Chr.) und Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) werden Instandsetzungsarbeiten und Nachbesserungen vorgenommen. Ein Brand im Jahr 217 n. Chr. beschädigt weite Bereiche des Obergeschosses, der Cavea und des Untergeschosses. Die Wiederherstellungsarbeiten, die bereits unter Elagabal (218-222 n. Chr.) beginnen, dauern vermutlich mehr als zwei Jahrzehnte an und werden durch eine Münze des Kaisers Alexander Severus (222-235 n. Chr.) und des Kaisers Gordian III. (238-244 n. Chr.) bezeugt. Im Jahr 250 oder 252 n. Chr. wird das Kolosseum erneut durch Brand beschädigt. Weitere Restaurierungsarbeiten sind unter Theodosius I (379-394 n. Chr.), Honorius (393-423 n. Chr.), Theodosius II. (408-450 n. Chr.) sowie unter Valentinian III. (425-455 n. Chr.) belegt. Der letzte Hinweis auf einen Gladiatorenkampf im Kolosseum gehört in das Jahr 434/5 n. Chr. Eine Tierhatz wird noch für das Jahr 523 zur Regierungszeit des oströmischen Kaisers Theoderich angegeben.

Für das 6. Jahrhundert ist ein Friedhof in den Arkaden des Kolosseums nachgewiesen. Bis zur Inbesitznahme des Kolosseums im 11. Jahrhundert durch die römischen Patrizierfamilien Frangipani und Annibaldi, die das Kolosseum zu einer Festung ausbauen, haben wir nur spärliche Hinweise über den Zustand und die Nutzung des Kolosseums. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts werden am Kolosseum die Travertinquader planmäβig zur Restaurierung und zum Neubau verschiedener Palazzi in Rom abgetragen. Die durch das Erdbeben 1634 eingestürzten Quader werden zum Bau des Palazzo Barberini und die gleichfalls durch ein Erdbeben im Jahr 1703 herabgefallenen Quader der Südseite zum Bau des päpstlichen Hafens am Tiber, der sog. Porto Ripetta, verwandt.

Im Jubiläumsjahr 1675 wir der Arenabereich des Kolosseums zum sakralen Ort erhoben, indem Papst Clemens XI. diese der "Passion Christi" weiht. 1749 wiederholt Papst Benedikt XIV. die Weihung und errichtet eine Kreuzwegstation in der Arena. Ende des 18. Jahrhunderts droht der äuβere Arkadenring auf der Südostseite nach einem Erdbeben einzustürzen. 1807 wird dieser Teil des Kolosseums durch den Architekten R. Stern mit einem groβen Strebepfeiler aus Ziegeln gesichert. An der Südwestseite wird 1827 gleichfalls eine Sicherungsmaβnahme in Form von drei wiederaufgebauten Arkaden durch den Architekten G. Valadier vorgenommen. G. Salvi rekonstruiert 1831 acht Bögen von dem eingestürzten dritten Ring auf der Südseite, der damit wieder vollständig geschlossen wird. Bis 1846 wird auch die noch aufrecht stehende, ca. 50 m hohe Fassade auf der Nordseite durch ihn und seinen Nachfolger G. Canina gesichert.