Aegaron - Ein Online-Repositorium für standardisierte Pläne und Daten altägyptischer Architektur

Aegaron logo © DAI Kairo // Anonym

Forschung

Das Projekt stellt der Ägyptologie und anderen Altertumswissenschaften neue Standards der Achitekturdarstellung und Dokumentation zur Verfügung. Die dabei entwickelte Methode hinsichtlich Darstellung, Aufschlüsselung von Metadaten, Detailgenauigkeit, Maßstäben, Scanner-Verzerrung etc. kann auch Basis weiterer, vergleichbarer Projekte mit Blick auf andere Epochen sein.

Die wesentliche Arbeit des Projekts besteht darin, publizierte und teils unpublizierte Pläne einer repräsentativen Auswahl von Gebäuden zu sammeln, kritisch zu bewerten, ggf. vor Ort auf wichtige Details zu überprüfen und neu zu zeichnen. Diese Zeichnungen werden online zum Herunterladen frei zur Verfügung gestellt.

Das Repositorium zeichnet sich dabei durch zwei Besonderheiten aus: Zum einen sind die Pläne in einer einheitlichen Darstellungssprache abgefasst, um einen Standard für die Ägyptologie zu entwickeln und anzubieten. Dieser Darstellungsstandard hinsichtlich Farben, Strichstärken und Linientypen etc. ermöglicht Aussagen zu Gebäudeaufbau, Materialien, Erhaltungszustand bzw. Rekonstruktionsgrad und Bauzeit. Dies erhöht nicht nur generell die Informationsdichte der Zeichnungen, sondern erleichtert auch ein unmittelbares optisches Verständnis der Gebäude.

Die zweite Besonderheit besteht darin, den Zeichnungen Metadaten an die Seite zu stellen, die in Form eines kritischen Apparats fußnotenartig die Autorenschaft, Entstehungsgeschichte und Verlässlichkeit der Informationen nachweisen. Dies steht der bisher häufig verfolgten Praxis entgegen, Pläne ohne Herkunftsverweis durchzuzeichnen, wodurch der Eindruck falscher Aktualität entsteht und überdies die Autorenschaft missachtet wird. Der Nachweis von Informationen ist auch von Bedeutung, weil häufig die Verwendung mehrerer Vorlagen zur Erstellung einer neuen Zeichnung erforderlich ist, um zu einem optimalen Ergebnis zu kommen. Schlussendlich ist es wünschenswert, dem Nutzer des Planes Informationen an die Hand zu geben, die ihm die Datendichte und deren Verlässlichkeit unmissverständlich vor Augen führt. Nur so können Forschungsdesiderata adäquat aufgezeigt werden.

Die Auswahl der präsentierten Bauten soll einen ausgewogenen Überblick über die ägyptische Architektur geben, die unterschiedlichste Bautypen und Monumente berücksichtigt. Hütten, Häuser, Paläste, kleine ebenso wie monumentale Gräber, Provinz- und überregional bedeutende Tempel, Magazine, Werkstätten etc. werden gleichermaßen repräsentiert sein. Dabei werden auch die engen zeitlichen Grenzen der so genannten 'klassischen' ägyptischen Epoche überschritten.

Architekturpläne von altägyptischen Bauten sind häufig schwer zugänglich oder überhaupt nicht adäquat veröffentlicht. Der Anspruch an Genauigkeit sowie die Darstellungsweise von Materialien, Erhaltungszustand, Rekonstruktionen etc. in den Publikationen sind zudem höchst unterschiedlich. Dies erschwert das Verständnis und den Vergleich verschiedener Gebäude und damit wesentliche Schritte der Architekturforschung – ob sie im Rahmen der Ägyptologie, der Bauforschung oder der Kunstgeschichte stattfindet.

Aegaron logo
Aegaron logo © DAI Kairo // Anonym
Befundkartierung an Gräbern des Neuen Reiches
Luxor, Nekropole Theben-West. Befundkartierung an der Fassade von Grab TT 55 (Ramose, 18. Dynastie, ca. 1350 v.Chr.). Bei Begehungen vor Ort wurden Privatgräber des Neuen Reiches und der Spätzeit sowie Gräber im Tal der Könige dokumentiert. © DAI Kairo // Ulrike Fauerbach
Besprechung von Plänen der Befundkartierung des Luxor-Tempels
Besprechung von Plänen der Befundkartierung des Luxor-Tempels im Deutschen Haus in Theben-West © DAI Kairo // Ulrike Fauerbach
Durchzeichnen der gescannten Pläne am Computer
Die Originalen Zeichnungen werden zunächst gescannt und auf Verzerrungen überprüft. Dann werden sie in eine Programmdatei der Software Auto-CAD eingefügt und durchgezeichnet. Alle Maße werden von Hand an den Original-Zeichnungen abgemessen und in die digitale Zeichnung übertragen. © DAI Kairo // Ulrike Fauerbach