Überblick
Auch nach ziemlich genau 150 Jahren wissenschaftlicher Beschäftigung mit den Funden (Worsaae 1866) ist die Suche nach den Motiven für die Niederlegung von Bronzegegenständen noch nicht beendet. Sie werden ebenso unter wirtschafts- und handels- wie unter handwerks- oder religionsgeschichtlichen Aspekten betrachtet. Alles dies in gewissem Umfang zu Recht, denn die Horte enthalten Produkte des Handwerks, stellten teils beträchtliche Werte dar und enthalten Gegenstände aus vielerlei Regionen. Schließlich wurden sie als Weihgabe für die imaginären Mächte, die Geister und Götter deponiert.
Die bronzezeitlichen Horte sind kein kontinuierliches und überall vertretenes Phänomen, sondern weisen zeitliche und räumliche Schwerpunkte auf, wie schon der Altmeister der Hortforschung, Wilhelm Albert von Brunn deutlich herausarbeitete. Sie fügen sich in eine lange Geschichte der Hortung bis in die Kupferzeit des 5. Jt. v. Chr.. Unter den Funden sind neben Kupferäxten und –beilen auch Goldfunde wie der Hort von Tenja bei Osijek oder der Hort von Stollhof hervorzuheben. In dieser Zeit wurde West- und Mitteleuropa in besonderer Weise von der Deponierung von Jadeitbeilen geprägt. Auch im 4 Jt. v. Chr. sind Horte ein geläufiges Phänomen. So stammen die ältesten Metallgegenstände in Norddeutschland und Südkandinavien aus Depots (Bygholm, Riesebusch). Während des 3. Jt. v. Chr. ist die Deponierung von Metallobjekten vor allem in Südosteuropa belegt. In Mitteleuropa hingegen beginnt die große Zeit der Horte erst zu Beginn des 2. Jt. v. Chr. mit der massenhaften Niederlegung von Beilen, Ösenhalsringen und Spangenbarren. Nach einem Rückgang der Deponierungen in der Mittelbronzezeit (Bz B-C) setzte im 14. Jh. v. Chr. die Niederlegung von Depots in vielen europäischen Regionen mit großer Intensität ein, um im 9. Jh. v. Chr. dann weitgehend aufgegeben zu werden. In einzelnen Regionen wie der Bretagne, dem Languedoc oder auch den Alpen sind auch zahlreiche früheisenzeitliche Deponierungen bekannt. Insbesondere die Depots im Languedoc wurden unlängst mit den Weihungen in sizilischen und griechischen Heiligtümern verbunden.
Projektleitung: Prof. Dr. Svend Hansen, Berlin
Projektmitarbeiter: Herr Prof. Joni Apakidze als Mercator-Fellow
Weiterführende Literatur:
- J. Apakidze, Ein umfangreicher Bronzehort aus der Werkstattsiedlung der Kolchis-Kultur in Očchomuri in Westgeorgien. Prähistorische Zeitschrift 75, 2000, 184–212.
- J. Apakidze, Die Spätbroze- und Früheisenzeit in West- und Zentralkaukasien. Chronologische Studien zur Kolchiskultur, 1600-700 v. Chr. Prähistorische Archäologie in Südosteuropa 24 (Rahden/Westf. 2009).
- J. Apakidze/B. Govedarica/B. Hänsel (Hrsg.), Der Schwarzmeerraum vom Äneolithikum bis in die Früheisenzeit (5000-500 v. Chr.). Kommunikationsebenen zwischen Kaukasus und Karpaten. Internationale Fachtagung von Humboldtianern für Humboldtianer im Humboldt-Kolleg in Tiflis/Georgien (17.-20.Mai 2007) (Rahden/Westf. 2009) 11-50.
- S. Hansen, D. Neumann u. T. Vachta (Hrsg.), Raum, Gabe und Erinnerung. Weihgaben und Heiligtümer in prähistorischen und antiken Gesellschaften (Berlin 2016).
- S. Hansen, Deponierungen in der Bronzezeit Europas. In: Бронзовый Век Европа без Границ Bronzezeit. Europa ohne Grenzen. 4.-1. Jahrtausend v. Chr. (St. Petersburg 2013) 279-289.
- S. Hansen, D. Neumann u. T. Vachta, Hort und Raum. Aktuelle Forschungen zu bronzezeitlichen Deponierungen in Mitteleuropa (Berlin 2012).
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