Evaluation archäologischer Stätten durch Satellitenbildanalyse

Satellitenbild von Uruk aus dem Jahr 2001 © DAI, Orient-Abteilung // Anonym

Ergebnisse

Kartierung archäologischer Stätten über Satellitenbilder

Die Kontrolle von archäologischen Fundstätten im Irak und das Auffinden von Raubgrabungen an diesen kulturhistorisch bedeutenden Orten mittels hochauflösender Satellitenbilder war das Ziel einer Studie, die 2005 durchgeführt und im Februar 2006 in Berlin vorstellt wurde. Die Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen sowie Mitarbeiter der Münchner Firma Definiens und Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege analysierten in einer sechs-monatigen Pilot-Studie Methoden zur semi-automatischen Detektion von Raubgrabungen. Die Studie wurde von der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes finanziert, die Daten des amerikanischen Satelliten IKONOS (80 cm Auflösung) stellte die Firma European Space Imaging, München, kostenlos zur Verfügung. Das methodische Ergebnis wurde im April 2006 Mitarbeitern der Antikenverwaltung des Irak übergeben.

Testgebiet der Untersuchungen war die langjährige Ausgrabungsstätte der Außenstelle Baghdad, Uruk-Warka, die zwischen dem Ende des 5. Jt. v. Chr. bis etwa 400 n. Chr. besiedelt war. In Folge des Krieges und der langen bürgerkriegsähnlichen Unruhen im Irak konnte an der Stätte bis 2015 nicht mehr gearbeitet werden. Zeitgleich gab es von Zeit zu Zeit Berichte über Raubgrabungen auch in oder bei Uruk, die sich nur schwer verifizieren ließen. Die Fernerkundung mittels Satelliten bietet die Möglichkeit, gefahrlos und regelmäßig Beobachtungen von Kulturstätten durchzuführen. Untersucht wurde dementsprechend, ob die derzeitige Qualität der besten zur Verfügung stehenden Satelliten ausreicht und ob automatisierte Methoden der Bildanalyse, wie sie von der Münchner Firma Definiens auf Basis ihres patentierten Verfahrens eCognition entwickelt werden, das Auffinden von archäologischen Strukturen und Raubgrabungen erleichtert. Zu diesem Zweck wurden auch digitale Bildkarten aller verfügbaren Daten - so beispielsweise der in den Jahren 2001 und 2002 von Mitarbeitern des Bayerischen Landesamtes durchgeführten geophysikalischen Prospektionen erstellt.

Glücklicherweise konnten in Uruk selbst keine Raubgrabungen festgestellt werden. Allerdings wurde eine massive illegale Grabungsaktivität in einem anderen Bereich des Satellitenbildes gefunden. Die Koordinaten dieser Grabungen wurden den irakischen Behörden übermittelt.

Die kurze methodische Untersuchung zeigte, dass Satellitenbilder sehr geeignet sind, systematisch und regelmäßig schwerwiegende Gefährdungen von Kulturgütern aufzufinden. Die Verfahren müssen jedoch an die jeweilige Weltregion und deren topographische Besonderheiten angepaßt werden.

Derartige Arbeiten sind auf internationaler Ebene vor allem für UNESCO mit ihrem Programm zum Schutz des Weltkulturerbes von Interesse. Das DLR hat daher die Zusammenarbeit mit der UNESCO zur Nutzung von Satellitendaten intensiviert.

Evaluation von Schäden in archäologischen Stätten

Die Erfahrungen aus diesem Projekt kamen einer Evaluation der Zerstörungen in den archäologischen Stätten Nimrud, Hatra und Palmyra zugute, in denen 2015 die Terrorgruppe ISIS Bauwerke sprengte. In Zusammenarbeit mit der DLR wurde unmittelbar nach den Berichten über die Zerstörungen eine detaillierte Analyse der Schäden mittels Satellitenbilder durchgeführt und damit eine nüchterne Bewertung der tatsächlichen Schäden erreicht.