Die Pyramidenfriedhöfe von Meroë / Sudan

Ergebnisse

In den ersten Jahren des Projektes konnten bereits beeindruckende Ergebnisse erzielt werden: Ein archäologischer Survey, geophysische Prospektionen und Testgrabungen sowie die Aufarbeitung bereits vorhandener Literatur und Archivunterlagen bilden die wesentlichen Bausteine für ein Denkmalinventar der Stätte. Die königlichen Friedhöfe – der Nord- und der Südfriedhof mit über 40 Pyramiden – wurden vollständig dokumentiert. Es entstanden topographische Karten, Architekturpläne, hochauflösende Orthophotos und 3D-Scans von Reliefs und Graffitis sowie ein Inventar verstreut gefundener und nun geborgener Architektur- und Ornamentblöcke. Ein archäologisches Highlight waren die Ausgrabungen am Pyramidengrab Beg. S 503 der königlichen Gemahlin Khennuwa. Die Wiederöffnung und detaillierte Dokumentation der unterirdischen Grabkammern und ihrer nahezu vollständig erhaltenen Bemalung lieferten spektakuläre neue Erkenntnisse zu Bauablauf, Konstruktion und Gestaltung. Diese umfassende Neuuntersuchung des Grabes ermöglichte eine sichere Datierung des Monumentes auf der Grundlage moderner naturwissenschaftlicher Methoden. Die Ausgrabung der Grabkammern einer zweiten Pyramide – der Beg. N 9 des Königs Tabirqo – gelang dem QMPS-Team des sudanesischen Antikendienstes im Jahre 2018 nach mehrjährigen Sicherungsmaßnahmen. In den 10 m unter der Erde liegenden Räumen konnten zahlreiche Funde geborgen werden, die George A. Reisner, der Ausgräber der Pyramidenfriedhöfe, vor nahezu einem Jahrhundert dort deponierte. Dieser „Schatz“ ist eine der größten Sammlungen kuschitischer Grabbeigaben. Um den Denkmäler-Bestand der Friedhöfe zu erhalten begann das Projekt zunächst mit vorbeugenden Konservierungsmaßnahmen und Restaurierungsuntersuchungen. Grundlagen wie zum Beispiel ein Schadenskatalog, ausgewählte Schadenskartierungen und ein umfassendes Konservierungskonzept wurden erarbeitet. Probemaßnahmen ergänzten die Theorie, um Materialien und Techniken unter den Bedingungen vor Ort zu testen. In einem zweiten Schritt starteten die eigentlichen Restaurierungsarbeiten. Fünf Opferkapellen und deren Innenreliefs konnten inzwischen konserviert und instandgesetzt werden. Eine besonders qualitätvoll gestaltete und einsturzgefährdete Kapelle wurde abgebaut und die einzelnen Sandsteinblöcke unter Laborbedingungen gefestigt. In naher Zukunft wird sie stabilisiert vor Ort wieder errichtet. Ein wichtiger Schritt für das Site Management und die touristische Erschließung der Pyramidenfriedhöfe war die Erarbeitung und offizielle Übergabe eines übergreifenden Tourismuskonzeptes für das „Island of Meroe“, mit dessen Umsetzung das QMPS-Projekt unmittelbar darauf begann: Im Jahr 2016 wurde der bestehende Eingangsbau modernisiert und 2019 ein neues Besucherzentrum – das Begrawiya Visitor Center – eröffnet. Die einführende Ausstellung zur Archäologie und Geschichte des nördlichen Sudans sowie temporäre Kunst-Ausstellungen und Konzerte finden bereits jetzt großen Anklang. Ein neuer größerer Besuchereingang befindet sich in der Konstruktion und ein Site-Museum ist in Planung. Die aktuellen Arbeiten und Ereignisse in Meroë werden in einem YouTube channel (Meroe VC) präsentiert.