Raum & Zeit
Die antike Stadt Meroë befindet sich im Norden des heutigen Sudan, etwa 220 Kilometer nördlich der Hauptstadt Khartoum. Am Rande der fruchtbaren Flusslandschaft, am östlichen Nilufer gelegen, entwickelte sich die kuschitische Metropole mit Tempeln, Palästen und der bislang größ ...
ten bekannten Eisenverhüttung in Nordostafrika. Die Gräber ihrer Herrscher mit den charakteristischen steilwandigen Pyramiden erbauten die Meroiten 4km landeinwärts auf den ersten Tafelbergen, welche markante Landmarken in den ausgedehnten, leicht begrünten Ebenen der Savanne darstellen. Das grüne Niltal schlängelt sich durch diese Landschaft und heute wie damals reihen sich die Dörfer und Städte entlang der Ufer. Das semi-aride Klima der Region verändert sich aufgrund globaler Klimaveränderungen zunehmend in den letzten 50 Jahren. Dürren und eine extensive Landnutzung setzen der ohnehin schon geringen Vegetation zu und verstärken die Bodenerosion. Sand wird freigesetzt und sammelt sich zu Wanderdünen, die das Landschaftsbild zunehmend verändern und die antiken Denkmäler bedrohen.
Nach dem Ende der ägyptischen Herrschaft über Nubien formierte sich im beginnenden 1. Jahrtausend v. Chr. im mittleren Niltal das Reich von Kusch. Das Zentrum dieses Reiches lag zunächst in Obernubien zwischen dem dritten und vierten Nilkatarakt. Diese frühe ...
Periode des Reiches wird entsprechend der Bezeichnung seiner nahe der heutigen Stadt Karima vermuteten Hauptstadt Napata als die „napatanische Periode“ des kuschitischen Königreiches bezeichnet. Die Kultur und Religion dieses napatanischen Reiches war stark durch altägyptische Traditionen geprägt.
Spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. verlagerte sich das Reichszentrum in den Süden, wo sich Meroë zu einer antiken Metropole mit herrschaftlichen Palästen, großen Tempelanlagen und einer immensen Eisenproduktion entwickelt hatte. Schließlich wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. auch der königliche Bestattungsort nach Meroë verlagert. Aufgrund der damit einhergehenden politischen und kulturellen Neuerungen kennzeichnet diese Verlegung den Beginn der „meroitischen Periode“ des Reiches, bzw. den Beginn des Königreiches von Meroë. Es entwickelte sich eine eigene Schriftsprache, einheimische Gottheiten hatten Einzug in die offizielle Religion und es setzten sich lokale afrikanische Kulturmerkmale in der Gesellschaft und in der Herrscherrepräsentation durch. Bis zum Untergang des Reiches im 4. Jhd. n. Chr. beherrschten die Königinnen und Könige von Meroë das gesamte mittlere Niltal südlich des ersten Nilkataraktes und große angrenzende Savannengebiete des Sahel – und damit eines der größten vormodernen Reiche Nordostafrikas.
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