Ergebnisse
Ergebnisse
1. Gestalt, Funktion und Nutzungsgeschichte der Basilica Aemilia
Laut Livius (40, 51, 4-5) wurde im Jahr 179 v. Chr. das originale Gebäude der Basilica Aemilia von dem Censor M. Fulvius Nobilior eingeweiht. Der Monumentalbau hatte eine dreischiffige und zweigeschossige Halle, deren Längsseite zum Forumsplatz ausgerichtet war (Abb. 1). Entlang der gesamten Südseite verlief eine Reihe von Läden, vor denen eine Portikus den Nordrand der Via Sacra säumte. Spätestens im frühen 1. Jh. v. Chr. wurde die Basilika zu einer zweigeschossigen Halle aus Stein ausgebaut. Nach einem Brand im Jahr 14 v. Chr. wurde sie während der Herrschaft des Kaisers Augustus grundlegend erneuert. Der Luxusbau behielt zwar weitgehend die Form der Vorgängerbauten bei, aber er wurde nun mit einem gänzlich neuen Material, dem Marmor aus Luni, errichtet (Abb. 2-4). Von dem Glanz und Reichtum des Bauwerks zeugt auch die Ausstattung: Der Fußboden des Mittelschiffes war mit kostbarem polychromem Marmor verziert, während die Böden der Seitenschiffe mit weißem Marmor bedeckt waren.
Die beiden inneren Ordnungen hatten Säulen aus africano, wobei die untere ionische, die obere korinthische Kapitelle besaß. Vor der Längswand des nördlichen Seitenschiffs verläuft im Innern ein schmaler Korridor, der von einer Säulenreihe aus Cipollino gesäumt wird (Abb. 2). Die formanalytische Auswertung der Bauornamentik legt eine Datierung des Gebäudes in die letzten zwei Jahrzehnte des 1. Jhs. v. Chr. nahe. An den mit Marmor verkleideten Innenwänden befanden sich Schmuckreliefs aus pentelischem Marmor, die signifikante Szenen aus der Gründungsgeschichte Roms thematisierten. Die zum Forumsplatz orientierte Säulenhalle hatte eine aufwendig gestaltete Fassade mit einer kompositen Säulenordnung, die von einer hohen Attika bekrönt wurde (Abb. 3). Diese war an ihrer Außenseite mit kostbaren Bildwerken verziert. Im Zentrum der Brüstungsplatten befanden sich Rundbildnisse, die imagines clipeatae, die Oberhäupter der Gens Aemilia und Mitglieder des Kaiserhauses des Augustus wiedergaben. Flankiert wurden die Rundschilde von monumentalen Barbarenstatuen aus buntem Marmor, bei denen es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um parthische Fürsten handelte. Sie verweisen auf den militärischen und diplomatischen Erfolg des Kaisers Augustus, dem 20 v. Chr. ein Friedensabkommen mit den Parthern gelang.
Über der Säulenhalle und den Läden verlief eine monumentale Terrasse, auf der im rückwärtigen Teil eine Loggia stand (Abb. 4). Aller Wahrscheinlichkeit ist diese Terrasse mit den von antiken Autoren überlieferten maeniana zu identifizieren, von der aus man das tägliche Geschehen auf dem Forum verfolgen konnte. Sie diente zugleich als Zuschauertribüne bei Festen und Umzügen auf dem Forum Romanum. Über dem Bauwerk verlief ein Giebeldach mit offenem Dachstuhl aus Holz. Vermutlich war das Dach mit dünnen Schindeln aus Marmor gedeckt. Wie die Basilica Julia so wurde auch ihr nördliches Pendant als Börse und zudem als Gerichtsgebäude für Zivilprozesse bis in das 7. Jh. benutzt, ehe es wohl spätestens im 8. Jh. dem Niedergang anheim fiel.
2. Das Atrium Regium und die Sacella vor der Südseite der Basilica Aemilia
Es bleibt zu fragen, warum der Platz nördlich der Via Sacra zwischen dem Comitium und dem Tempel des Iuppiter Stator für die Errichtung der Basilica Aemilia gewählt wurde. Eine Antwort darauf liefert die historische Bedeutung dieses Areals und dessen Nutzung in der Königszeit. Der Überlieferung zufolge stand in diesem Bereich das Atrium Regium, das in der Königszeit die „offizielle“ Residenz des Königs war. Gemäß den Angaben von Cassius Dio fanden beim Atrium Regium aber auch religiöse und rituelle Handlungen statt. Archäologische Zeugnisse dafür liefern die bei unseren Untersuchungen freigelegten Sacella. Es handelt sich dabei um elf Bezirke von 6 m bis 8 m Länge und 4 m Breite, die vor der Südseite der Basilica Aemilia entlang der Nordseite der Via Sacra verlaufen (Abb. 1-4). Die mit ihrer Längsseite zum Forumsplatz ausgerichteten Anlagen hatten ihren Eingang auf einer der Schmalseiten, von dem aus Stufen in den tiefer gelegenen Bezirk hinabführten. Seit langer Zeit ist das Sacellum 8 als das Heiligtum der Venus Cloacina bekannt. Erst durch die Auswertung unserer Untersuchungen konnten das Sacellum 1 als ein Kultbau der Pietas und Sacellum 11 als der Ianustempel identifiziert werden. Wahrscheinlich verliefen die Sacella ursprünglich in unregelmäßiger Abfolge, die ihre neue Ausrichtung erst während der augusteischen Wiederherstellung des Bauwerks erhielten. Dabei wurde nicht nur das Gebäude renoviert, sondern auch die gesamte Anzahl der Sacella, die nun in einer geordneten Reihe vor der Südfront der Basilica Aemilia verliefen. In dieser Anordnung wollte man den gesamten Komplex als ein sakrales Ensemble in einem luxuriösen architektonischen Rahmenwerk präsentieren, das an die großen Ahnen Roms und die würdevolle Geschichte der Stadt erinnern sollte. Auf diese Weise gewann der multifunktionale Nutzbau der Basilica Aemilia in Verbindung mit den Sacella auch die Bestimmung eines Memorialbaus, der an die mythischen Ursprünge Roms erinnerte.
Downloads
Projekt exportieren