Forschung
Im Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen und Fächer werden in der modernen Altertumsforschung unzählige Informationen erhoben und verarbeitet
Abhängig von Projekt, Fragestellung und angewandter Methode entstehen Forschungsdaten bspw. bei Ausgrabungen, Messungen, Digitalisierungen oder Editionen, die durch computergestützte Verfahren weiterverarbeitet und ausgewertet werden. Viele Informationen sind dabei einmalig und können nicht reproduziert werden, weil z. B. antike Befunde bei Grabungen irreversibel zerstört oder Fundobjekte aus ihrem ursprünglichen Kontext entfernt werden
Angesichts einer Vielzahl forschender Akteure sind altertumswissenschaftliche Daten nicht nur in hohem Maße technisch als auch inhaltlich heterogen, sondern auch auf verschiedene Einrichtungen verteilt. Während die langfristige Aufbewahrung und Verwendung analoger Dokumente und Objekte dank etablierter Einrichtungen und Vorgehensweisen kaum noch Probleme bereiten, sieht die Lage beim Umgang mit ‚digital born data‘ sehr viel schwieriger aus. Im Bereich der Archäologien und Altertumswissenschaften in Deutschland sind sie in großem Maße gefährdet, da die Fragen nach der langfristigen Lesbarkeit, der technischen Austauschbarkeit, der inhaltlichen Verständlichkeit und institutionellen Verfügbarkeit weitgehend ungeklärt sind und tragfähige Lösungen fehlen
Digitale Daten nachhaltig und vollständig für die nächste Generation zu dokumentieren, zu erhalten und bereitzustellen, bringt organisatorische, personelle und technische Herausforderungen mit sich, die von vielen Projekten und Institutionen alleine kaum bewältigt werden können.
IANUS versucht auf diese Möglichkeiten und Herausforderungen zu reagieren. Bislang fehlt in Deutschland eine zentrale, disziplinenspezifische Adresse. Mit IANUS wird eine Daten- und Serviceinfrastruktur aufgebaut, die unabhängig von Institutionen und Projektlaufzeiten IT-Dienstleistungen im Regelbetrieb anbietet. Zentrales Anliegen ist es, digitale Daten aus der Archäologie, den Altertumswissenschaften und einschlägigen Nachbardisziplinen zu sammeln, zu beschreiben, zu katalogisieren, zu migrieren, zu archivieren und bereitzustellen.
Die Vorteile für Datenerzeuger wie Datennutzer liegen dabei in
Darüber hinaus werden Forscher und Institutionen im nachhaltigen Umgang mit digitalen Daten unterstützt. Dazu dienen die Formulierung und Verbreitung von Mindeststandards, Ratgebern, Best-Practice-Beispielen, Werkzeugen und Lehrmaterialen. Die Angebote und Dienstleitungen werden dabei mit nationalen wie internationalen fachlich relevanten Archivsystemen, Datenspeichern und Onlineportalen abgestimmt
Langfristig gesehen soll damit das Forschungsdatenzentrum nicht nur eine zentrale, nationale Anlaufstelle für den Datenaustausch werden, sondern insgesamt eine qualitätssichernde Instanz innerhalb der Altertumswissenschaften darstellen. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, ist das Forschungsdatenzentrum sowohl inhaltlich, als auch strukturell umfassend in den DAI-Forschungsplan integriert.
1. Bereitstellung von Mindeststandards und Ratgebern: Zusammen mit Fachkollegen werden IT-Empfehlungen für den nachhaltigen Umgang mit digitalen Daten in den Altertumswissenschaften fomuliert und ergänzt um Anleitungen, Vorlagen und Best-Practice-Beispielen über die Homepag von IANUS zur Verfügung gestellt. Es werden dabei alle Phasen des sog. ‚Daten-Lebenszyklus‘ berücksichtigt. Die IT-Empfehlungen sind einzusehen unter: http://www.ianus-fdz.de/it-empfehlungen/
2. Unterstützung laufender Projekte: Ein eigener cloudbasierter Dienst ermöglicht die Synchronisation lokaler Dateien mit einem aktuellen, zentral gespeicherten Datenbestand – auch über institutionelle Grenzen hinweg. Der Austausch, die Sicherung und die Verwaltung gemeinsamer Projektdaten mit verteilten Partnern werden somit erleichtert
3. Langzeitarchivierung von statischen Daten: Daten aus abgeschlossenen Forschungen können an IANUS übergeben werden, wo sie mittels definierter Arbeitsabläufe in ein Offline-Archivsystem überführt und dauerhaft aufbewahrt werden. Die Daten werden zuvor formal überprüft, semantisch vervollständigt, technisch aufbereitet und standardkonform dokumentiert
4. Bereitstellung von archivierten Daten: Die Archivbestände von IANUS werden zur Nachnutzung online zur Verfügung gestellt. Dabei legen die Datengeber individuell die spezifischen Zugriffsrechte auf die Dokumente fest. Zur eindeutigen Zitierbarkeit der digitalen Ressourcen werden Digital Object Identifiers (DOI), eine Art ISBN-Nummer für digitale Daten, vergeben
5. Nachweiskatalog: Ein zentraler Online-Katalog informiert über die Datenbestände von IANUS und dient als Schnittstelle zwischen dem Archiv und seinen Nutzern. Informationen z. B. zu Fundstellen, Maßnahmen, Projekten, Archiven und Objekten in anderen Fachsystemen und Einrichtungen in Deutschland können dort ebenfalls nachgewiesen werden. Auch hier sichern abgestufte Zugriffsrechte den Schutz von sensiblen Inhalten
6. Weiterbildung: Lehrveranstaltungen, Workshops, Summer Schools und Online-Materialien vermitteln die notwendigen Kenntnisse für den nachhaltigen Umgang mit digitalen Forschungsdaten.
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