Agrigent - Das Olympieion von Agrigent

Ergebnisse

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Die Außenmaße des Tempels werden gewöhnlich mit 56 x 112 m, also im Verhältnis von 1:2 angegeben. Es wurde verschiedentlich versucht, das Entwurfskonzept des Tempels zu präzisieren, was zu sehr unterschiedliche Maßangaben führte. Auch wir haben versucht, die Maße des Tempels und seiner Joche neu zu ermitteln. Die Dokumentation zeigt, dass ca. 2/3 des Stylobaths erhalten sind, für die Ermittlung der Masse aber nur wenige Stellen herangezogen werden können.

An der Frontseite ließ sich der untere Durchmesser von der zweiten Säule rekonstruieren und an der dritten Säule konnte eine Ritzlinie entdeckt werden, die die Mitte der Säule angibt. Aufgrund dieser beiden Vorgaben kann das Joch an der Front mit 8,01 m angegeben werden, was die bisherige Angabe bestätigt. Eine verlässliche Aussage für die Längsseite zu machen ist weitaus schwieriger. Zwar haben sich auf der Nordseite die Joche 6 bis 10 und 14 bis 17 erhalten, doch bestehen hier große Fugenklaffungen zwischen den Quadern, die die tatsächlich brauchbare Bereiche auf wenige beschränken. Die Situation auf der Südseite gestaltet sich nicht viel besser. Hier haben sich zwar die Joche 2 bis 6 erhalten, allerdings nur auf der Innenseite des Tempels, so dass wir annehmen mussten, dass Pilaster und Halbsäule eine Einheit bilden und eine gemeinsame Achse besitzen, also die Mitte des Pilasters auch gleich die Mitte der Halbsäule ist. Die Auswertung aller Messungen ergab, dass die Längsseite eine Eckkontraktion besitzt, wobei das Normaljoch eine Weite von 8,13 m hat. Ungewöhnlich ist die Jochdehnung zwischen der 7. und 8. Säule. Rechnerisch ergibt sich hier eine Jochweite von 8,19 m. Die Differenz von 6 cm im Vergleich zum Normaljoch 8,13 m ist auf die Gesamtlänge des Monuments gesehen gering, könnte aber durch den Absteckungsprozess entstanden sein, indem man die Joche von beiden Ecken aus absteckte. Festzuhalten ist jedoch, dass der Tempel auf der Längsseite eine Eckkontraktion besaß, die wir auch durch die Vermessung aller noch vorhandenen Metopen feststellen konnten, die jeweils Breiten zwischen 2,02 m und 2,42 m besitzen.

Die graphische Dokumentation der einzelnen Blöcke, aus denen sich die Telamoni zusammensetzen ergab, dass sie keinesfalls einheitlich gearbeitet waren. Zwar ist die Höhe der 13 Blöcke mit 58-63 cm relativ einheitlich, so dass man eine Gesamthöhe von ca. 8, 0 m für einen Telmon annehmen kann. Das Volumen der einzelnen Telamoni variiert dagegen sehr, so dass man die einzelnen Blöcke, aus denen sie sich zusammensetzen, nicht wahllos vertauschen kann, wie es 1821 bei der ersten Rekonstruktion eines Telamon geschehen ist. Insgesamt lassen sich 93 Teile von Telamoni nachweisen, die vermutlich zu fünf Telamoni gehörten. Als Gebälkstütze hatten sie eine statische Funktion, dessen Last durch eingespannte Architrave verringert wurde. Ggf. dienten die Schlitze mittels eines Eisenträgers als Hilfskonstruktion.

Weitere Ergebnisse:

- nach Befund und aus Platzmangel sind Fensterschlitze auszuschließen.

- aufgrund der Lage des Eingangs an den Ecken des Tempels, bedingt durch die Säulenstellung, sowie eines fast quadratischen Platzes zwischen Tempel und Altar ist an einem Festumzug der Kultgemeinde zu denken, wofür der hohe Stufenbau geeignet wäre.

- Ein Vergleich mit den Tempeln in Selinunt ist durch die lange Cella möglich, ferner mit den Tempeln B II in Metapont und dem Grundriss des archaischen Tempels in Didyma.

- Dach durch Kalyptere und Sima mit Wasserspeiern belegt. Allerdings zeitlicher Unterschied zwischen Dach und Wasserspeiern, erklärbar durch eine Reparatur.

Der gleichfalls bei Serradifalco abgebildete Block mit der Darstellung eines Löwenschwanzes kann aufgrund seiner Abmessung sowie der Technik des Reliefschnittes nicht zum Giebel gehören. Da sich auf der obersten Fundamentschicht der Cellapfeiler mehrere Einlassungen befinden, die der Statuenverankerung dienten, muss die Ausstattung der Peristasis des Tempels neu überdacht werden. Ein Vorschlag für den Block mit dem Löwenschwanz wäre ihn in die Sockelzone der Cellapfeiler anzuordnen.