Erarbeitung einer datierten Referenzstratigraphie für die Grabungen im Theater-Tempel-Areal in Gadara/Umm Qays (Publikationsphase)

Gadara - Umm Qays (Jordanien). Kopf einer Terrakottastatuette © DAI, Orient-Abteilung // I. Wagner

Ergebnisse

Unterschieden wurden zunächst 53 Waren bzw. Warengruppen. Auf als Eß- und Trinkgeschirr angesprochene Keramik entfielen 11 Waren, fünf auf Kochgeschirr, eine auf Körperpflege, und die übrigen dienten mit mehr oder weniger großer Sicherheit dem Transport und der Vorratshaltung. Die Zuweisungen an die einzelnen Gruppen blieben dabei zwangsläufig von ungleichmäßiger Güte. Die lokale Herstellung ist nach Ausweis von Fehlbrandmaterial nur für Amphoren hellenistischer und römischer Zeitstellung (u. a. Töpfereiabfall vom Intervallum an der südlichen Stadtmauerstrecke) gesichert, außerdem kann sie für Lampen byzantinischer Zeit vermutet werden (Model aus den Thermen).

Es zeigte sich, dass die einzelnen Warengruppen in der Regel mit einem kennzeichnenden Formenspektrum verbunden sind. Formen, die in mehreren Techniken hergestellt wurden, waren nur in geringer Menge vorhanden.

Insgesamt zeichnet sich eine lange Laufzeit vieler Gefäße der lokalen Keramik ab, deren zweckbestimmte Formgebung keinem geschmacksbedingten Wandel unterworfen war. Das Durchschnittsgewicht der Scherben zeigte zwischen den einzelnen Kontexten teilweise signifikante Unterschiede. Dies dürfte auf unterschiedliche Ablagerungsbedingungen zurückzuführen sein: Angenommen wird, dass mit sinkendem Gewicht eine stärkere mechanische Einwirkung auf das Material verbunden ist. Im Einzelnen bedeutet dies, dass ausgesprochene Laufhorizonte sich gegenüber etwa Ablagerungen von Zerstörungsschutt oder rituelle Deponierungen durch entsprechend kleine Scherben zu erkennen geben.

Die Anfänge der Nutzung des Theater-Tempel-Areals können aufgrund des keramischen Spektrums in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts gesetzt werden; der älteste Amphorenstempel datiert vermutlich 243 v. Chr.

Das Keramikspektrum in Gadara unterlag keinem dynamischen Wandel und spiegelt die an anderen Plätzen der Region beobachteten Entwicklungstendenzen. Erstaunlich ist dagegen, insbesondere vor dem Hintergrund der bislang weitgehend fehlenden archäologischen Nachweise für Keramikproduktion, der signifikant hohe Anteil offenbar nicht importierter Waren.