Theater-Tempel-Areal am östlichen Stadteingang von Gadara/Umm Qays (Publikationsphase)

Gadara - Umm Qays (Jordanien). Theater-Tempel-Areal, Blick nach Norden © DAI, Orient-Abteilung // C. Bührig

Ergebnisse

Während im 1. Jahrhundert n. Chr. das Nordtheater und die Bauten des alten Tempelbezirks einander nur annähernd axial gegenübergestellt sind, verändert sich die Situation nach der Zerstörung des Podientempels I und dem Propylon an der Temenos-Südflanke im Ersten Jüdischen Aufstand (in der zweiten Hälfte des 1 Jhs. n. Chr.). Nach einer Neugestaltung des Platzes zwischen Heiligtum und Theater zum Ende des 1. Jhs. n. Chr. wird im 2. Jh. n. Chr. unmittelbar an die Nordseite des Bühnengebäudes angrenzend ein zweiter Podientempel (Podientempel II) errichtet, nun exakt in der Mittelachse des Theaters gelegen. Auch wenn beide Monumente stark zerstört sind, so besteht dennoch die Chance – auf der Grundlage unserer Ausgrabungen, der bereits durchgeführten Vermessungen sowie Prospektionen – ihre städtebauliche Anordnung und bauliche Abfolge zu rekonstruieren

Eine weitere Umnutzung des Areals belegen die Sondagen im Bereich des Prosceniums sowie in der Orchestra. In byzantinischer Zeit erfolgte die Umgestaltung des Nordtheaters zu einer Arena bzw. einem Amphitheater

Das Theater-Tempel-Areal zeigt als Kultplatz am östlichen Stadteingang seit Anfang des 1. Jhs. v. Chr. eine Nutzungskontinuität auf, demgegenüber unterliegt der Großteil des Areals von hellenistischer bis byzantinischer Zeit städtebaulich-kontextuell einem fortwährenden Wandlungsprozess. Es ist zu vermuten, dass dieser Wandel mit der kultischen Bedeutung des Heiligtums interagierte und dass mithin zwischen den neu entstehenden Bauten (Nordtheater und Podientempel II) und dem älteren Heiligtum (mit Podientempel I) ein formaler und ein funktionaler Bezug bestand. Die Aufdeckung derartiger Bezüge vermag daher auch neue Einblicke in den Kult und seine Einbindung in das sich verändernde städtische Raumgefüge zu geben.