Skulpturen und Reliefs in Baalbek/Heliopolis

Thronende Göttin mit begleitenden Sphingen, Baalbek. © DAI + Orient // Irmgard Wagner

Forschung

In den allermeisten Fällen der noch vorhandenen Skulpturenreste sind die Artefakte so fragmentarisch, daß eine genaue Deutung kaum möglich ist. Manche Fragmente lassen sich trotz ihrer Kleinheit als Gewand- oder Haarreste interpretieren, bei anderen Fragmenten wird eine genauere Bestimmung schwerfallen. Mit der Suche nach Analogien in der Literatur besteht bei einigen Stücken die Möglichkeit, dass man aufgrund von Parallelen zu einer überzeugenden Deutung wird gelangen können. Aufgrund des Zustandes wird jedoch in vielen Fällen nicht mehr als die generelle Datierung "kaiserzeitlich" möglich sein. Zu prüfen ist auch, ob einige auffällige Statuetten aus einem hellen und sehr weichen Kalkstein als Fälschungen interpretiert werden müssen.

In der dreibändigen Publikation der alten deutschen Baalbek-Grabung (1921─1925) findet sich weder Frei- noch Reliefplastik, wenn man von einem Architekturblock mit figürlichem Relief absieht. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden steinerne Artefakte bestenfalls exemplarisch vorgestellt. Im Jahr 2007 veröffentlichten Konrad Hitzl und Lars Petersen in den Sarkophag-Studien 3 die Sarkophage aus Baalbek. Im gleichen Jahr legte Sandra Feix ihre Berliner Magisterarbeit über "Statuen thronender Göttinnen aus Baalbek. Ikonographische Untersuchung zweier Sitzstatuen aus Baalbek und Yammoune" vor. In drei zwischen 2003 und 2014 erschienenen Aufsätzen wurden mehrere Exemplare von Konrad Hitzl besprochen und erstmalig innerhalb der antiken Plastik verortet.

Eine besondere Herausforderung besteht bei diesem Projekt darin, daß für kein Objekt der ursprüngliche Aufstellungsort bekannt ist. Daher sind Überlegungen zum Kontext und zur generellen Skulpturenausstattung in Baalbek nur sehr allgemein möglich. In einem geplanten Katalog sollen die Artefakte in Gruppen aufgefächert, analysiert und nach Möglichkeit auch datiert werden. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist die Materialbestimmung, vieles ist aus lokalem Kalkstein gearbeitet. Marmorreste zeugen von Steinimporten.

Fragment eines männlichen Kopfes aus Kalkstein, Baalbek. © DAI + Orient // Irmgard Wagner
Fragment eines Reliefs mit Mantelfigur aus Kalkstein, Baalbek. © DAI + Orient // Irmgard Wagner
Weihrelief mit Stier und Blitzbündel des Jupiter. © DAI + Orient // Irmgard Wagner