Ergebnisse
Mehrfach konnten bereits Hinweise auf prähistorischen Bergbau identifiziert werden. In den Monti della Tolfa (Latium) liegen jedoch die am besten erhaltenen Befunde. Diese finden sich im Bereich einer bisher archäologisch nicht erforschten neuzeitlichen Grubenanlage des 18. Jahrhunderts. Von dem Minenkomplex wurde 2011 ein detaillierter georeferenzierter Plan erstellt sowie ein dreidimensionales Höhenschichtenmodell errechnet. Durch die montanarchäologische Ansprache einer Vielzahl verschiedener Geländermerkmale kann die infrastrukturelle Gliederung des Grubenbezirks bereits grob umrissen werden: Zentral im Untersuchungsareal liegt ein Tagebau. Unter diesem befindet sich ein verzweigtes Stollensystem. Die Mehrzahl der Befunde dürfte neuzeitlichen bis antiken Ursprungs sein. Der Tagebau selbst ist höchstwahrscheinlich in der ersten, prähistorischen Abbauphase angelegt und später immer wieder erweitert worden. Im Südosten befinden sich zwei übereinander liegende Wohn- bzw. Arbeitsplattformen am Berghang. Geophysikalische Prospektionen (der Arbeitsgruppe 'ArchäoGeophysik' der Universität zu Köln) konnten weiteren Aufschluss über mögliche Gebäudestrukturen oder Erzaufbereitungs- und Verhüttungsanlagen im Boden liefern.
Im Nordwesten des Areals befindet sich eine Abraumhalde, die nahezu ausschließlich aus Steinhämmern und deren Fragmenten aufgebaut ist. Nahe der Halde ist ein prähistorischer Abbau zu vermuten. Gebrauchsspurenanalysen an den Steinhämmern erlauben es, mehrere Funktionstypen zu differenzieren, die in unterschiedlichen Arbeitsbereichen zum Einsatz gekommen sein dürften. Bestimmte Werkzeugtypen sind nicht nur in regelhafter Weise hergestellt und verwendet worden, sie sind auch nach dem Zerbrechen gezielt zu ganz bestimmten kleineren Werkzeugformen umgearbeitet worden. Im unterirdischen Grubenbereich konnte ein Set eiserner Werkzeuge, die sich einer jüngeren Abbauphase zuordnen lassen, geborgen werden. Dabei handelt es sich um die ersten Funde dieser Art mit archäologisch dokumentiertem Fundkontext in Mittelitalien. Zu den Steinwerkzeugen gibt es gute Vergleichsfunde aus dem Chalkolithikum (3. Jahrtausend v. Chr.) der Toskana. Eine stichhaltige chronologische Ansprache der Funde ist anhand dieser Vergleiche allein jedoch nicht möglich. Deshalb soll in einer archäologischen Grabungskampagne 2012 der erste Nachweis von chalkolithischem Metallerzbergbau in Mittelitalien erbracht und auf eine sichere Datierungsgrundlage gestellt werden. Die fachgerechte Auswertung der Funde verlangt ein interdisziplinäres Team von Spezialisten. Hierbei sind Wissenschaftler verschiedenster Institute beteiligt.
Die bisherigen Ergebnisse des Projekts wurden auf einer in Zusammenarbeit mit der Abteilung Madrid des DAI und der Soprintendenza per l’Etruria meridionale organisierten, internationalen Tagung, die von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wurde, der wissenschaftlichen Fachwelt zugänglich gemacht. Die Tagung mit dem Titel: “Siedlungsstrategien und Metallurgie – Die Beziehungen zwischen Italien und Südwesteuropa im frühen Chalkolithikum“, fand 6./7.10.2011 im Palazzo Massimo in Rom statt. Die intensive Zusammenarbeit wird durch die Herausgabe eines Tagungsbandes unterstrichen. Außerdem ist die Abteilung Rom des DAI im Dezember 2011 Mitglied des Istituto Italiano di Preistoria e Protostoria (I.I.P.P.) geworden. Das Projekt ist hierdurch bestens in die aktuelle italienische und internationale Forschung zu diesem Themenkreis eingebunden
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