Aruchlo – Ein frühneolithischer Tell des 6. Jahrtausends v. Chr.

© DAI Eurasien-Abteilung // Svend Hansen

Ergebnisse

Befunde

Das bislang am besten erhaltene Gebäude ist ein leicht ovaler Bau mit einem maximalen Innendurchmesser von 2,30 Metern, der bis zu einer Höhe von 1,2 Metern erhalten ist. Seine Wandstärke beträgt etwa 0,2 Meter. Die Füllung des aufgelassenen Gebäudes besteht aus mehreren kompakten Aschebändern, in denen sich Keramik, Obsidiangeräte und Knochengeräte fanden. Im unteren Bereich fand sich der Ziegelversturz der oberen Wand und darunter das ursprüngliche Fußbodenniveau. Auf dem Fußboden fanden sich nur sehr wenige Funde, darunter ein eng an der Wand liegender Knochenhammer.

Der Rundbau wurde mit gelben Lehmziegeln errichtet, zwischen die ein dunkleres Bindemittel verlegt wurde. Anschließend erhielten diese Bauten offenbar eine Art Verputz. Um das Verhältnis der verschiedenen Rundbauten zueinander zu verstehen, ist es nötig, den Verputz abzunehmen. So lassen sich anhand der Fugen später angebaute Wandteile von solchen unterscheiden, die im gleichen Bauabschnitt gebaut wurden. In den kleinen Rundbau binden jeweils zwei Mauerzüge ein, die sich vermutlich – wenn die entsprechenden Teile ausgegraben werden – zu einem größeren 5-6 Meter messenden Rundbau ergänzen lassen. Es wäre somit von einer wesentlich größeren Gebäudeeinheit auszugehen.

Neben gelben Ziegeln wurden in Aruchlo auch Ziegel aus dunkelbraunem Lehm verlegt. Sie lassen sich in dem sie umgebenden Erdreich nur schwer erkennen, zumal sie eine plankonvexe Form besitzen. Auch sind die Ziegel nicht immer so gleichmäßig verlegt. Dennoch sind eine ganze Anzahl von Gebäuden aus diesen dunklen Ziegeln errichtet worden, wodurch sich der Eindruck der dichten Bebauung noch deutlich verstärkt.

Der Südteil der Fläche K ist, wie auch andere Teile der Grabung, durch große Gruben jüngerer Zeitstellung gestört. In diesem Falle wurde ein Mauerring abgeschnitten, von dem noch dreizehn Ziegellagen nachzuweisen sind. Dieser Mauerring war mehrfach erneuert worden.

Zur ersten Reparaturphase gehört ein Laufhorizont, auf dem eine Reihe von größeren Steinen lagen. Zur jüngsten Reparaturphase gehört ein weiterer Laufhorizont mit einer Reihe von Handmühlen (Unterleger und Läufer). Die großen Exemplare wurden auf der Arbeitsseite liegend angetroffen.

Funde

In Aruchlo wurden in den Jahren 2005 bis 2007 über 11.000 Scherben erfasst. Hiervon entfallen ca. 90 Prozent auf das Neolithikum. Die Scherben sind alle handgeformt und weisen auf den Außenflächen deutlich sichtbare Bearbeitungsspuren, wie z. B. Fingereindrücke, auf. Sie sind alle mineralisch gemagert, häufig schlecht gebrannt und können Brand- oder Schmauchspuren aufweisen. Ihre Wandungsstärke liegt zwischen 0,5 und 1,2 Zentimetern.

Ein Großteil dieser Gefäßfragmente haben eine raue, nur grob verstrichene Oberfläche und weisen eine gelb-orange-rote bis graubraune Farbe oder einen gräulich bis olivfarbenen Slip auf. Annähernd ein Drittel der entsprechenden Gefäßränder war mit länglichen bis ovalen Knubben verziert. Diese Knubben wurden in der Regel vor dem Brand auf den noch feuchten Ton aufgesetzt, nur in Einzelfällen wurden sie aus dem Gefäßton herausgedrückt. Sie sind meistens in einer einfachen Reihung, seltener untereinander versetzt angeordnet. Meistens wurden zwischen einer und bis zu acht Knubben auf einer Scherbe gezählt, bei einem Einzelstück wurden jedoch 15 kleine, runde Knubben beobachtet.

Einige Stücke weisen darüber hinaus Kreise, Halbkreise, Wellenlinien oder kleine rechteckige Aufsätze als Reliefdekor auf.

Auch Kombinationen der verschiedenen Verzierungsarten sind möglich. Weiterhin sind unverzierte, relativ dünnwandige, gleichmäßig gearbeitete und geglättete Scherben einer teilweise gut polierten, rötlichen Ware bezeugt. Sie unterscheiden sich deutlich von den anderen, oben beschriebenen Stücken. Ihr Anteil an der Gesamtassemblage der neolithischen Scherben liegt deutlich unter 10 Prozent.

Zu den in Aruchlo bislang bezeugten Formen gehören vorrangig einfache kleine Näpfe und leicht bauchige Töpfe, die mit einer quer liegenden Handhabe versehen sein konnten. Des Weiteren sind kleine Schalen, Gefäßdeckel mit einer Griffknubbe und Flachböden bezeugt. Letztere weisen alle deutlich sichtbare Abdrücke eines Spiralflechtwerkes auf.

Unter den Kleinfunden sind mehrere Karneolanhänger sowie ein Tonkegel ('token') erwähnenswert. Ein steinerner Keulenkopf kam 2007 zutage. Besondere Beachtung verdient das breite Spektrum von Mörsern, Handmühlen unterschiedlicher Form, Klopfsteinen und anderem mehr. Die nahe gelegenen Flussläufe waren ein nahezu unerschöpflicher Lieferfant für Steinmaterialien verschiedenster Art. So wurden natürliche, längliche Flusskiesel vermutlich für Reib- und Polierarbeiten eingesetzt, was sich an abgearbeiteten Arbeitsflächen und einer glänzend-speckigen Patinierung zeigt.