Überblick
Die Ausbreitung der bäuerlichen Wirtschafts- und Lebensweise aus dem Fruchtbaren Halbmond in die nördlich angrenzenden Gebiete des Kaukasus ist noch unzureichend erforscht. Zwar sind Siedlungen des frühen Neolithikums in diesem Großraum seit längerem bekannt und einige auch durch kleine Grabungen sondiert, doch fehlt es bislang an detaillierten Angaben zu Chronologie, Wirtschaftsweise, Hausbau, Siedlungsstruktur und anderem. Um diese Kenntnislücke zu füllen, werden seit 2005 auf dem frühneolithischen Siedlungshügel Aruchlo I unweit von Tbilisi Ausgrabungen durchgeführt. Vordergründige Ziele des Projektes sind die Bereitstellung von Basisdaten zur Siedlungs- und Lebensweise sowie zu den Umweltverhältnissen, der Aufbau einer Chronologie der Siedlungshorizonte sowie die Klärung des Verhältnisses zu den benachbarten Tell-Siedlungen. Daneben spielt die Rolle Aruchlos im Obsidianhandel eine wichtige Rolle.
An der komplexen Erforschung des Platzes und seines Umfeldes sind verschiedene archäologische und naturwissenschaftliche Disziplinen beteiligt. Die Arbeiten werden in Kooperation mit dem Archäologischen Zentrum "Otar Lordkipanize" des Georgischen Nationalmuseums, vertreten durch Dr. Guram Mirzchulava, durchgeführt. An den Untersuchungen sind zudem Prof. Dr. Ivan Gatsov und Petranka Nedelcheva (Steingeräte), Katrin Bastert-Lamprich, M.A. (Keramik), Dr. Baoquan Song (Geomagnetik), Prof. Dr. Norbert Benecke (Archäozoologie) und Dr. Reinder Neef (Archäobotanik) beteiligt.
Das Projekt Aruchlo verspricht neue Erkenntnisse zum Prozess der Neolithisierung in der Kaukasusregion. Der Vergleich mit weiteren Ausgrabungen in frühneolithischen Siedlungen auf dem Territorium Azerbajdžans, Irans und Turkmenistans bietet neue Erkenntnisse zu den Anpassungsstrategien der frühen Bauern an ganz unterschiedliche Umweltbedingungen.
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