Gonur, Maryskij velajat, Turkmenistan

Gonur Sektors 18. Unten ist die zweite Außenmauer der Zitadelle zu erkennen (Norden ist links). Sehr klar heben sich die beiden Rundaltäre von den üblichen rechteckigen Bauten ab. Sie liegen oberhalb der Umfassungsmauer mit Pilastern. © Eurasien DAI // N. Boroffka

Forschung

Moderne archäologische Ausgrabungen und die genaue Dokumentation von Funden in ihrem jeweiligen Kontext erlauben es, deren Entwicklung nachzuzeichnen. Durch die Unterstützung der Eurasien-Abteilung des DAI werden außerdem Materialanalysen und Keramik und Metall durchgeführt und die Chronologie wird durch C-14 Datierungen (zusätzlich zu bereits vorhandenen Daten) auf eine feste Grundlage gestellt.

Seit der Entdeckung von Gonur Depe in den 1970er Jahren wird der Ort von V. I. Sarianidi († 2013) und seiner Mannschaft untersucht. Mehrere Bücher und zahlreiche Artikel stammen aus seiner Feder und geben ein lebendiges Bild des bronzezeitlichen Lebens. Es handelt sich um die am großflächigsten ausgegrabene Stadtanlage, mitsamt umliegenden Gräberfeldern und Satellitensiedlungen, der Bronzezeit im südlichen Mittelasien.

Einerseits sollen anhand ausgewählter Bereiche die Stratigraphie und die Chronologie des Fundortes präzisiert werden. Zugleich finden Geländebegehungen im Umfeld statt, die Rückschlüsse auf die strukturelle Organisation der Oase erlauben, deren Zentrum die Stadt von Gonur-Nord gewesen ist. Im Detail wird die Entwicklung der Funde, insbesondere der Keramik und der Metallfunde, verfolgt.

Anthropologie, Paläozoologie und Paläobotanik, ebenso wie Geomorphologie werden durch russische Kollegen abgedeckt.

Trotz der umfangreichen Forschungen und zahlreichen Publikationen von V. I. Sarianidi bleiben viele Detailfragen ungeklärt. So ist etwa die Deutung mancher Gebäude umstritten, eine gut dokumentierte Schichtenabfolge noch unveröffentlicht, und zahlreiche Fragen des täglichen Lebens (Siedlungsstruktur, wirtschaftliche Grundlage, Fernhandel, geistige Vorstellungen usw.) sind noch nicht endgültig geklärt.

Ziel der Beteiligung durch die Eurasien-Abteilung des DAI ist es, bei der Lösung einiger dieser Fragen unterstützend teilzunehmen.

Gonur, Sektor 18. Tierfiguren und Siegel-Amulette
Gonur, Sektor 18. Bei manchen menschlichen Statuetten, wie bei den beiden Bruchstücken in der Mitte dieses Bildes, ist das Geschlecht nicht eindeutig erkennbar. Verschiedene Tierfiguren (links, von oben – Vogel, Hund, Kamel) und Siegel-Amulette (rechts – oben und Mitte Bronze, unten Stein) gehören zu den typischen Funden des Baktro-Margiana Archäologischen Komplexes. Die Statuetten und Figuren trugen wohl als Amulette Bedeutung. Die Siegel-Amulette, die vor allem in Frauengräbern gefunden wurden, hatten ebenfalls magische Funktion. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 18. Frauenfiguren
In Gonur-Depe fand man viele abstrakte Figuren von Menschen, häufig deutlich als Frauen gekennzeichnet. Sie sind oft im oberen Teil durchlocht und können als Anhänger oder Insignien mit magisch-religiöser Bedeutung gedient haben. Diese beiden vollständigen Exemplare wurden dicht beieinander liegend auf dem Fußboden eines Raumes in Sektor 18 von Gonur-Depe gefunden. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 19. Affenfigur aus Fayence
Gonur, Sektor 19. Die kleine Affenfigur von 3,4 cm Höhe ist aus Fayence und ist den Grabräubern entgangen oder interessierte sie nicht. Sie darf als Import aus dem Bereich der Indus-Kultur Pakistans gelten, ebenso wie zahlreiche Elfenbein-Objekte, die in demselben Grab gefunden wurden. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 19. Bauchiger Topf
Gonur, Sektor 19. Obwohl bauchige Töpfe öfters bemalt sind ist bei diesem Exemplar die Punktfüllung zwischen den horizontalen streifen bislang einmalig. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 20. Siegelamulett aus Stein a) Wirbelmotiv
Gonur 20. In der Außensiedlung, etwa 2 km von der zentralen Stadtanlage entfernt, fanden sich auch Siegel-Amulette, vorwiegend aus Stein. Während bei diesem Stück das Wirbel-Motiv gut in das Repertoire der Siegel des Baktro-Margiana Archäologischen Komplexes passt, ist der fünfstrahlige Stern auf der anderen Seite bislang einmalig. Das Stück ist oben V-förmig durchlocht. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Tüllenkannen und elegante Pokale (Sektor 18)
Tüllenkannen und elegante Pokale (Sektor 18), die aus hellem Ton auf der Drehscheibe gefertigt wurden, gehören zu den typischen Gefäßen aus Gonur-Depe. Sie finden in zahlreichen anderen Fundorten des Baktro-Margiana Archäologischen Komplexes zwischen Kopet Dag und Hissar-Gebirge Analogien und gehören in eine frühe Stufe dieses Kulturkreises. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 19. Goldfigur mit Türkiseinlage
Gonur, Sektor 19. In einem antik beraubten Grab kam diese Goldfigur mit Türkiseinlage zum Vorschein. Das dünne Blech ist auf eine massivere Platte aus Silber montiert und dürfte ein Anhänger gewesen sein. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 19. Schmuckschreiben aus Gold
Gonur, Sektor 19. In diesem Bereich, außerhalb der Umfassungsmauer der zentralen Stadtanlage wurden, neben Gebäuden, auch mehrere komplex angelegte Grabkammern freigelegt. Obwohl sie bereits in der Antike beraubt worden waren, haben sich vereinzelte Objekte, wie diese beiden Schmuckscheiben aus Gold, erhalten. © Eurasien DAI // N. Boroffka
Gonur 19. Kanne mit lang ausgezogener Tülle
Gonur, Sektor 19. Solche Kannen mit lang ausgezogener Tülle enthalten im Inneren zumeist eine siebartige Durchlochung im Bereich des Tüllenansatzes. Aus den Königsgräbern sind auch Exemplare aus Edelmetall belegt. © Eurasien DAI // N. Boroffka