Göbekli Tepe – Kulturerhalt: Schutzdächer - Konservierung - Restaurierung

Göbekli Tepe, Schutzdach über Hauptgrabungsgebiet 2022 © DAI-IST // Moritz Kinzel

Kulturerhalt

Denkmalpflegerische Maßnahmen am Göbekli Tepe

Helmuth Richter vom Römermuseum Weißenburg in Bayern führte erste restauratorische Maßnahmen an zerbrochenen Pfeilern durch. 1997 konnte das zerbrochene Oberteil des nördlichen Löwenpfeilers (Pfeiler II) wieder zusammengesetzt werden, eine Maßnahme, ohne welche die Grabung an dieser Stelle nicht hätte fortgesetzt werden können. An Pfeiler 11 und Pfeiler XXVII wurden Klebungen vorgenommen. Seit 1999 wurden von Dietmar Kurapkat (DAI) entworfene temporäre, für Besucher nicht zugängliche Schutzdächer über den wichtigsten Baubefunden errichtet. Im Jahr 2002 nahm Margret Struwe eine konservatorische Begutachtung der zu diesem Zeitpunkt seit meist mehr als fünf Jahren freigelegten und durch die temporären Dächer geschützten Befunde vor. Seit 2005 dokumentierten Tilman Müller und Kollegen von der FH Karlsruhe ausgewählte Architekturteile, 2009 richtete das Team des Architekten Eduard Knoll die Pfeiler 37 wieder auf, 2010 die Pfeiler 18 und 31. Im selben Jahr erstellten Richard Hermann und Wulf Bretschneider Gutachten zur Stabilität der Architekturbefunde. 2010 und 2012 fertigte die Firma Christofori & Partner eine Dokumentation der gesamten Befundlage am Südhang sowie der südwestlichen Hügelkuppe an, und im Jahr 2012 analysierte John Hurd, Senior Technical Advisor des Global Heritage Fund, zusammen mit einem Team der Harran Universität in Şanlıurfa den Lehmmörtel.

Konservierungsmaßnahmen zwischen 2016 und 2019 konzentrierten sich auf die Errichtung von permaneten Schutzdächern über den Hauptgrabungsgebieten am Südhang und in der nordwestlichen Senke des Göbekli Tepe, die für Besucher zugänglich sein sollen. Darüber hinaus wird eine vollständige Bestandsaufnahme der freigelegten Architekturbefunde und ihres Zustandes durchgeführt und in ein interaktives Geoinformationssystem (GIS) eingegeben. In einer Datenbank werden die Konservierungsarbeiten dokumentiert.

Seit 2011 entwickeln Mitarbeiter des Global Heritage Fund in Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus und dem Ausgrabungsteam des DAI einen „Site Conservation Plan“ sowie einen „Site Management Plan“. Dank der Unterstützung von Friedrich Lüth, Sonderbeauftragter des DAI für den Kulturgüterschutz des DAI, wurde 2013 außerdem die Finanzierung umfassender Konservierungsmaßnahmen (insbesondere der Schutzdachbau) in die Planungen der EU-Strukturfördermaßnahmen für den Tourismus in der Region Şanlıurfa aufgenommen. 2013 konnte ein temporäres Schutzdach über dem Hauptgrabungsgebiet errichtet werden, ab 2015 wird mit der Errichtung eines dauerhaften Membranschutzdaches begonnen. Parallel dazu werden auch die neueren Ausgrabungsflächen am Nordwesthügel eine Überdachung erhalten.

2017 wurde ein neues Konservierungskonzept im Rahmen der UNESCO Welterbenominierung vorgelegt. Diese wird seit dem Stück für Stück umgesetzt. Seit 2019 werden dabei Tiefschnitte wieder verfüllt um die Standsicherheit der Schnittwände zu erhöhen. Zeitgleich werden erodierte Stege abgebaut, um zum einen das Erscheingungsbild zu beruhigen, die Befunde besser lesbar zu machen und zum anderen  die Höhen bestehender Schnittkanten und Wände zu reduzieren. 2023 konnten das Leoparden-Pfeilergebäude (R38) und Gebäude F konsolideirt werden.

GT2023, Buidling F, Conservation works © DAI-IST // Moritz Kinzel
Göbekli Tepe 2021, Gebäude H, Sicherungsmaßnahmen © DAI-SIT // Moritz Kinzel
GT2023, Buidling F, Consolidation works © DAI-IST // Moritz Kinzel
Reparaturen am westlichen Zentralpfeiler
Um den gefahrlosen Fortgang der Ausgrabungsarbeiten in Anlage C gewährleisten zu können, mussten die in der Verfüllung der Anlage aufgefundenen Bruchstücke des zerschlagenen westlichen Zentralpfeilers, Pfeiler 37, fachgerecht gekittet werden. © DAI, Orient-Abteilung // Ç. Köksal-Schmidt.
Wiederaufrichtung von Pfeiler 37
Im Falle von Pfeiler 37 wurde nach der fachgerechten Kittung außerdem eine Wiederaufrichtung durchgeführt. Eine Anastylose wird jedoch nur in begründeten Ausnahmefällen vorgenommen, wenn – wie in diesem Falle – die Ausgrabungen andernfalls nicht fortgeführt werden können. © DAI, Orient-Abteilung // Ç. Köksal-Schmidt
Göbekli Tepe seen from the southeast (Photo: K. Schmidt; D-DAI-IST-GT2009-KS-8252)