Die Korrespondenz des Instituto di Corrispondenza Archeologica als Wissensquelle und Netzwerkindikator

Brief von Emil Braun an Eduard Gerhard aus Rom nach Berlin vom 3. Mai 1841. D-DAI-ROM-A-A-II-BraE-GerE-235

Forschung

Durch das Projekt wurde die Erschließung und Bereitstellung der Gelehrtenbrief-Sammlungen grundlegend verbessert. Generelle Ziele waren daher: Die Autographen adäquat und sachgerecht erfassen und erschließen, digitalisieren und im Open Access der Forschung zur Verfügung stellen. Aufbauend auf einem Datenmodell wurden Beziehungen zwischen verschiedenen Entitäten, wie Personen, Institutionen, Orten, Daten und archäologischen Denkmälern sichtbar gemacht. Zugleich wurden die singulären Primärdokumente in Form von Digitalisaten langzeitgesichert und durch die virtuelle Bereitstellung wurde zusätzlich zum Schutz der delikaten Originale beigetragen.

Darüber hinaus können durch die Möglichkeiten der informationstechnologischen Anwendungen neue Formen des Umgangs mit dem Material eröffnet werden, die neue Fragestellungen nach sich ziehen können. Dies gilt einerseits innerhalb der DAI-Systeme und durch die Einbindung in verschiedene Metadatenbanken, andererseits im Rahmen der weltweit sprunghaft zunehmenden Aggregationsprojekte der Digital Humanities. Daher wird nicht nur ein vorhandenes traditionelles Forschungsinteresse adressiert, sondern die Materialien werden Teil eines bereits bestehenden digitalen Wissensraumes und neuer Nutzungsszenarien, wie bspw. Data harvesting und Nachnutzung von Daten für weltweite Forschungsprojekte.

Die primäre Erschließung erfolgte in Kalliope Verbundkatalog, dem nationalen Nachweissystem für Nachlässe und Autographen. Die Datensätze beinhalten eine Verknüpfung zu den digitalisierten Briefen in iDAI.objects. Alle Metadaten wurden ebenfalls in iDAI.bibliography (DAI RomZentrale des DAI) integriert.

Oft dienten/dienen einzelne Briefe oder Briefwechsel als Grundlage für wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts, wie die Schriftenreihe "Geschichte und Dokumente", sowie für Abhandlungen zu einzelnen Forschern, wie bspw. Horst Blancks Untersuchung "Le scienze dell'antichità nell'Ottocento" anhand der Korrespondenz zwischen Adolphe Noël des Vergers und den Sekretären des Instituts Wilhelm Henzen und Heinrich Brunn.

Selten wurden die Archive selbst und ihre Geschichte unter die Lupe genommen. Herauszustellen ist hier der Aufsatz von Uta Dirschedl „Das ‚Gelehrten-Archiv’ der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin“ in dem von Ortwin Dally, Philipp v. Rummel und Ulrike Wulf-Rheidt herausgegebenen Band zur Zentrale des DAI.

Rechercheinstrumente

Ein bis heute unverzichtbares Rechercheinstrument für die Bestände der Zentrale stellt die Publikation von Hertha Simon dar. Sie sichtete zwischen 1958 und 1972 die seit 1929 an der Berliner Zentrale gesammelten Nachlässe auf Korrespondenzen und veröffentlichte anschließend die Übersicht unter dem Titel "Gelehrtenbriefe im Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts zu Berlin". Zudem liegen ebenfalls von Simon zusammengetragene Regesten und Kurzinhaltsverzeichnisse von Tausenden von Briefen vor.

In Rom liegt als Erschließungsinstrument ein 1976 von Anita Rieche begonnenes und zwischen 1983 und 1985 von Erika Schliese fertig gestelltes, maschinengeschriebenes Verzeichnis vor. Es basiert auf den von Georg Kolbe, ab 1974 nach dem Berliner Beispiel begonnenen Erschließungsarbeiten. Außerdem wurde etwa zur gleichen Zeit ein Teil der Gelehrtenkorrespondenz – mit speziellem Akzent auf die Korrespondenz der Institutssekretäre – transkribiert. Diese ca. 22.000 maschinenschriftlichen Seiten entsprechen etwa 5.000 Briefen, was einem Anteil von ca. 19-20 % der Gesamtzahl der Briefe gleichkommt. Die Briefabschriften wurden digitalisiert und sind als Konvolute im Onlinekatalog des DAI iDAI.bibliography/ZENON erfasst. Die entsprechenden Digitalisate können über iDAI.objects/Arachne eingesehen sowie als PDF heruntergeladen werden

Brief von Julius Friedländer an Wilhelm Henzen, 26.06.1865. Auf Papier: Porträt von Lorenz Beger. © DAI Rom, Archiv.
Postkarte von Wilhelm Henzen an Wolfgang Helbig, Bludenz, 02.10.1884. // Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Rom, Archiv
Brief von Theodor Mommsen an Wilhelm Henzen, Wien, 20.06.1857 D-DAI-ROM-A-A-II-MomT-HenW-139. © Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Rom, Archiv.