Überblick
Der durch den antiken Historiker Herodot überlieferte archaische Apollon-Tempel von Didyma konnte archäologisch erstmals vor rund einem Jahrhundert während der Ausgrabungen in Didyma von 1906 bis 1913 durch die Königlich-Preußischen Museen zu Berlin unter Leitung des Archäologen Theodor Wiegand anhand einiger Architektur- und Skulpturenfragmente nachgewiesen werden, die bei der Freilegung des in einem riesigen Trümmerberg verschütteten hellenistischen Apollon-Tempels zutage kamen. Im Hof des hellenistischen Baus fanden sich schließlich 1915/1916 unter der Ruine einer byzantinischen Kirche die erhofften Reste der Adyton-Fundamente des archaischen Tempels. Dem »vorpersischen Tempel« widmeten die Ausgräber in Band I der Didyma-Publikation 1941 einen kurzen Vorbericht (H. Knackfuß, Didyma 1 [Berlin 1941] 121–129).
Eine erste Rekonstruktion auf einer damals unzureichenden Grundlage des nur partiell publizierten/zugänglichen Materials legte 1963 Gottfried Gruben in einem Artikel vor (JdI 78, 1963, 78–177).
Die Revision der Bauglieder der ›alten Ausgrabung‹ in den 60er Jahren zu Beginn der durch das DAI wiederaufgenommenen Ausgrabungen in Didyma sowie das beträchtliche Anwachsen der archaischen Architekturfragmente in den letzten Jahrzehnten ließen eine systematische Aufnahme der Werkstücke dringend geboten erscheinen: In zehn mehrwöchigen Aufarbeitungskampagnen in den Architekturmagazinen in Didyma seit 2003 sowie drei Aufarbeitungskampagnen in den Magazinen und der Ausstellung des Antikensammlung zu Berlin (2005, 2012, 2014) konnten rund 600 dem archaischen Apollontempel und seinem Altar zuweisbare Architektur- und Bauskulpturfragmente katalogmäßig, photographisch und zeichnerisch aufgenommen und untersucht werden, die die Grundlage für die Rekonstruktion des Grund- und Aufrisses und die bau- und kunsthistorische Einordnung des Tempels in die archaische ionische Architektur bilden, die in einer geplanten Monographie vorgelegt werden.
Projekt exportieren