Überblick
Die Region des Ersten Katarakts mit ihren markanten Felsformationen, überwiegend bestehend aus Granit – insbesondere dem spezifischen Assuaner Rosengranit – und Nubischem Sandstein, bildete bereits in prähistorischer Zeit und beinahe alle nachfolgenden Epochen des Alten Ägypten hindurch die Kulisse Tausender Felsbilder und Felsinschriften. Ihre einerseits seit frühdynastischer Zeit greifbare Funktion als politisches Grenzgebiet zum benachbarten Nubien und die damit einhergehende militärische und wirtschaftliche Bedeutung der Region sowie der andererseits stark ausgeprägte lokale Götterkult werden vielfach in den Felsinschriften thematisiert. Da diese zumeist als Cluster an fokalen Orten anzutreffen sind, verfolgen sie mit ihrer sichtbaren Lage eine nach außen gerichtete, öffentliche Form der Kommunikation. Der Inhalt der Inschrift wird dabei häufig durch bildliche bzw. szenische Darstellungen illustriert. Sowohl Text als auch Figuren konnten mittels einer farblichen Fassung hervorgehoben werden, was höchstwahrscheinlich nicht nur der besseren Sichtbarkeit diente; denn Farben und Farbigkeit besaßen im Alten Ägypten eine tiefgreifende Symbolik und spielten eine wesentliche Rolle bei der Erfüllung der spezifischen Funktion von bildlichen Darstellungen, Objekten und Texten, weshalb auch im Fall der Felsinschriften eine mehrschichtige Semantik anzunehmen ist. Dieser Hypothese soll im Rahmen des Teilprojekts nachgegangen werden. Aufgrund ihres Pilotcharakters wird die Untersuchung zunächst in einem zeitlich, räumlich und kontextuell begrenzten Umfang durchgeführt. Sie konzentriert sich auf das Felsinschriften-Korpus des Neuen Reichs auf Sehel, einer Insel unweit von Elephantine und Schauplatz des Lokalkults der Göttin Anuket.
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