Capua - Amphitheater

Forschung

Die von den Soprintendenzen Capua und Pozzuoli gewünschte Zusammenarbeit an den dortigen Amphitheatern verfolgt konkrete bauforscherische Aufgaben, die den Ausgangspunkt für eine geplante Untersuchung bilden. Neben einer Untersuchung zur reich vorhandenen Marmordekoration der Innenräume soll die Funktion der Untergeschosse untersucht und mit der des Kolosseums verglichen werden.

Da die wenigsten Amphitheater ein Untergeschoss besitzen, müssen wir annehmen, dass ein solches für die Gladiatorenspiele nicht unbedingt notwendig war. Der Spielablauf einer „normalen“ munas (Gladiatorenspiele) war dreigeteilt. Am Vormittag fand die venationis (Tierhatz) in all ihren Variationen statt: Kampf von Mensch gegen Tier, einzeln oder in Gruppen, sowie Tier gegen Tier, wobei oftmals verschiedene Spezies mittels Ketten oder Seile als Paare zusammengebunden wurden. Am Nachmittag folgten Gladiatorenkämpfe, die je nach Größe der Veranstaltung bis zum Abend andauerten. In der Mittagszeit und in den Spielpausen wurden schauspielerische Darbietungen geboten, zu denen auch offizielle Hinrichtungen gehörten, die eigentlich nichts mit den Gladiatorenspielen zu tun hatten.

Um diesen Darbietungen einen eigenen Charakter zu geben, wurden die Hinrichtungen oftmals phantasievoll inszeniert, indem man sie in Form von mythologischen Szenen oder als wichtige geschichtliche Ereignisse nachspielte. Aufgrund von zeitgenössischen Beschreibungen wird angenommen, dass in den Untergeschossen der Bühnenapparat für die theatralischen Schauspiele installiert war. Durch sie war es anscheinend möglich Menschen, Tiere, Dekorationen und Kulissen in der Arena erscheinen zu lassen, um so der Darbietung ein besonderes Gepräge zu geben. Da die Gladiatorenkämpfe der Bereich sind, der am weitesten durch Regeln limitiert war und bei dem es keiner weiteren Showeffekte bedurfte, ist anzunehmen, dass die im Untergeschoss installierte Maschinerie überwiegend bei der venationis und den schauspielerischen Darbietungen in den Mittagspausen benutzt wurden. Um welche Vorrichtungen und Maschinen es sich dabei im Einzelnen genau handelte, ist bisher nur unzureichend untersucht worden. Auf der Grundlage einer exakten zeichnerischen Dokumentation und wissenschaftlichen Untersuchung, die von der Abteilung Rom vorgenommen wurde, konnten für das Untergeschoss des Kolosseums mehrere Aufzugsysteme nachgewiesen werden. Diese wurden in den gleichfalls nun nachgewiesenen vier großen Umbauphasen jeweils angepasst, bzw. aufgrund der starken Zerstörung des Podiumbereiches von dort in das Zentrum des Untergeschosses verlegt. Trotz der baulichen Schwierigkeiten, die die Verlegung des Aufzugsystems mit sich brachte, konnte im Kolosseum die Anzahl der Aufzüge von 28 auf 60 erhöht werden.

Mit der Untersuchung an den Amphitheatern in Pozzuoli und Capua soll überprüft werden, wieweit diese Bauten die Errungenschaften des Kolosseums in Rom schon vorher geprägt hatten oder sie übernahmen. Das Amphitheater von Capua, das von seiner Abmessung her nur um wenige Meter kleiner ist als das Kolosseum, besitzt in seinem Untergeschoss zwar eine ähnliche Aufteilung, doch zeigt sich schon nach der ersten Arbeitskampagne, dass im Untergeschoss von Capua die Unterbringung der Tiere und ihr Transport zu den Aufzügen, die sie auf die Spielfläche der Arena hieven sollten, ein ganz anderes Konzept besaß. Wie das im Einzelnen passierte, soll die Untersuchung zeigen. Neben dem Beitrag zu einem besseren Kenntnisstand des einzelnen Monuments ist mit der Untersuchung auch ein wichtiger Aspekt antiker Technikgeschichte verbunden.

Neben einer Untersuchung zur reich vorhandenen Marmordekoration der Innenräume soll die Funktion der Untergeschosse untersucht und mit der des Kolosseums verglichen werden.