„Räuber, die andere Räuber berauben“: Spolien in die Altstadt von Kairo

Säulen im Hof der Azhar-Moschee (1130-1149). © DAI Kairo // Mustafa Tupev

Forschung

Forschungsziele

Durch die Größe der Altstadt von Kairo, die Dichte und der Bedeutung der erhaltenen Denkmälern, die mit Aussagen aus Quellen aus der Zeit der Sekundärbauten ergänzt werden, bietet sich die Chance, die Praxis der Wiederverwendung umfassender und unter mehreren Gesichtspunkten zu untersuchen, und die Einbindung der Baumaterialien über mehrere Epochen hinweg im Fokus zu stellen. Das Projekt strebt an, erstmals die Nutzung von Bauteilen aus früheren Epochen in einem historischen Kontext zu untersuchen und die Praxis des Reuse in einer chronologischen Entwicklung zu verfolgen. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung setzt mit der Gründung der fatimidischen Palaststadt und den Anfängen der Bautätigkeit unter al-Muizz li-Din Allah (reg. 953-975) ein. Als Endpunkt der Beobachtung dient der Einmarsch von Napoleons Armee nach Ägypten (1798).

Fragestellung

Trotz der großen Anzahl erhaltener oder gut dokumentierter Anlagen, in den früheren Baumaterialien konstruktiv und dekorativ verbaut wurden, steht eine Aufarbeitung dieser Praxis des Reuse noch aus. Einzelstudien, die die Wiederverwendung thematisieren, existieren bereits. Verknüpfende Untersuchungen zu den Auftraggebern und zu den beteiligten Handwerkern, um daraus mögliche programmatische Absichten herzuleiten hingegen, gibt es noch nicht. Die Frage der Provenienz der wiederverwendeten Baumaterialien, etwa aus dem räumlich nahe gelegenen Heliopolis (Link), aus dem memphitischen Raum, oder aus anderen archäologischen Stätten in Ober- und Unterägypten aus ägyptologischer Sicht, wurde bereits diskutiert. Dagegen ist der Zeitpunkt des Abbaus sowie die Mechanismen des Abtransportes in islamischer Zeit kaum besprochen worden obwohl Primärquellen aus der Zeit der Sekundärbauten erhalten sind.

Methoden

Anhand von ausgesuchten herausragenden Architekturdenkmälern, die inschriftlich datiert sind und in denen Bauteile aus früheren Epochen verbaut sind, ist es möglich, fundierte Aussagen über verschiedene Aspekte der Wiederverwendung in einem historischen Kontext zu treffen.

Das weiße Nilpferd. Block im Treppenhaus des Bab al Futuh (1087). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Säulen im Hof der Azhar-Moschee (1130-1149).
Säulen im Hof der Azhar-Moschee (1130-1149). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Schießscharte in der fatimidischen Wehrmauer (1087).
Schießscharte in der fatimidischen Wehrmauer (1087). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Kapitelle im Hof der Azhar-Moschee (1130-1149)
Kapitelle im Hof der Azhar-Moschee (1130-1149). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Türsturz des Hauptportals. Khanaqah von Amir Shaikhu (1355).
Türsturz des Hauptportals. Khanaqah von Amir Shaikhu (1355). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Madrasa von al-Nasir Muhammad mit dem Portal aus Akkon (1299).
Madrasa von al-Nasir Muhammad mit dem Portal aus Akkon (1299). © DAI Kairo // Mustafa Tupev
Hoffassade und Maqsura der Moschee von al-Nasir Muhammad (1335).
Hoffassade und Maqsura der Moschee von al-Nasir Muhammad (1335). © DAI Kairo // Mustafa Tupev