Ergebnisse
Nach Auswertung von Literatur und Archivmaterialien wurde eine Datenbank zur Besiedlung aufgebaut. Dabei handelt es sich vor allem um Fundplätze der Černjachov-Kultur. Im Frühjahr und Herbst erfolgten regelmäßig zusammen mit der archäologischen Expedition der Universität Charkov Prospektionen in ausgewählten Bereichen. Dadurch war es möglich, die genaue Lage und die GPS-Daten bekannter Fundplätze für eine exakte Kartierung festzustellen. Außerdem wurde eine Reihe weiterer Siedlungen, vornehmlich aus dem 4. Jahrhundert entdeckt.
In einigen systematisch durch Geländebegehungen prospektierten Bereichen betragen die Abstände zwischen den Siedlungen nur wenige Kilometer, zeigen also eine dichte Besiedlung. Die Siedlungen befinden sich fast ausschließlich im Bereich der Schwarzerdeböden und umfassten Flächen von ca. 2,5 bis 28 Hektar.
Nach diesen Unterschieden in der Siedlungsgröße ist zu anzunehmen, dass es einzelne Siedlungen gab, die die Hauptsiedlung einer Mikroregion darstellten. Einen solchen Platz bildete vermutlich die Siedlung Vojtenki 1, wo die bereits 2004 begonnenen Ausgrabungen der Universität Charkov unterstützt werden und auch das dazugehörige Gräberfeld untersucht wird. Bisher wurden die Reste von mehreren Gebäuden, Siedlungsgruben und vier Töpferofen sowie fast 200 Brand- bzw. Körpergräber freigelegt (www.gsae.karazin.ua). Der Platz zeichnet sich nicht nur durch die Größe der Siedlung, sondern auch durch reiche Metall- und Glasfunde aus. Neben dem Fundmaterial einheimischer Herkunft zeugen Münzen, Amphoren und andere Importfunde davon, dass die Bewohner der Siedlung am überregionalen Austausch beteiligt waren. Der Bodenkundler Y. G. Čendev (Belgorod) untersuchte 2010 anhand mehrerer Sondagen die Bodenentwicklung im Bereich der Fundstelle.
Im Vordergrund steht jetzt neben der Fortführung der Prospektionen und Ausgrabungen in Vojtenki die Auswertung der Materialien. Dazu gehören GIS-basierte Kartierungen sowie Untersuchungen zur Keramik, Keramikherstellung, Chronologie und anderen Fragestellungen. Dazu wird bestehende Kooperation zwischen der historischen Fakultät der Universität Charkov und der Eurasien-Abteilung weiter ausgebaut.
PUBLIKATIONEN
M. Ljubičev/E. Schultze/K. Myzgin/Ju. Čendev, Besiedlungsgeschichte, Infrastruktur und Umweltbedingungen im Gebiet der Wasserscheide zwischen Dnepr und Severskij Donec im 3.‒5. Jh. Eurasia Antiqua 18, 2012 (2015) 153-183.
Э. Шультце / М. В. Любичев, О поселенческой структуре черняховской культуры в области Днепро-Донецкого водораздела: результаты исследований 2009-2013 гг. In: Черняхiвська культура. Oium 4 (Киïв 2014) 223-234.
