Pre-Contact Resource Management on Rapa Nui (Easter Island, Chile)

© DAI // Annette Kühlem

Raum & Zeit

Nach heutigem Kenntnisstand besiedelten die aus dem weit entfernten Westen Polynesiens kommenden Rapanui ihre Insel zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert. Schnell differenzierten sie sich zu elf Stämmen mit klar begrenzten Territorien, die miteinander um die Vorherrschaft und um Ressourcen konkurrierten und häufig im Konflikt waren. Dennoch konnten die Rapanui in kürzester Zeit ihre Kultur, die weder Metalle noch Keramik kannte, zu höchster Blüte führen. Wahrscheinlich irgendwann während des 15. Jahrhundert brachen die Siedler jeden Kontakt zur Außenwelt ab, jedoch sind sie in den frühesten Berichten europäischer Forscher beschrieben. Bereits im 18. Jahrhundert war die Rapanui-Kultur in rapidem Niedergang begriffen, um dann nach dramatischen Entwicklungen wie Epidemien und Verschleppung in die Sklaverei durch Kolonialmächte, aber auch blutigen Stammesfehden, gegen 1888 fast gänzlich ausgelöscht zu werden.

Als auffälligste kulturelle Ausdrucksform entwickelte sich vor allem entlang der Felsküste eine dem Ahnenkult dienende Plattform-Architektur (Ahu) mit Krematorien und integrierten Grabkammern. Diese wird häufig durch anthropomorphe Monumentalplastiken (Moai) aus weichem Tuffstein ergänzt. Weit über 800 derartige Figuren sind bislang von der Insel bekannt, die meisten von ihnen stehen an ihrem Herstellungsort im Steinbruch am Vulkan Rano Raraku, säumen vereinzelt die speziell für den Statuentransport angelegten Straßen bzw. liegen – ursprünglich einzeln oder in Gruppen aufgestellt – umgestürzt in der Nähe der für sie bestimmten Plattformen. Heute sind sie erheblich von Zerstörung bedroht, sei es durch Witterungsverhältnisse und das Weidevieh, sei es durch den Vandalismus von Besuchern.

Vor dem Kontakt mit den Europäern lebte die Inselbevölkerung – die Schätzungen schwanken zwischen 5.000 und 15.000 Individuen – hauptsächlich vom Gartenbau. Nicht zuletzt wegen des Bedarfs an landwirtschaftlichen Anbauflächen transformierten die Rapanui innerhalb kürzester Zeit die gänzlich unberührt vorgefundene Insel in eine flächendeckende Kulturlandschaft. Es wird davon ausgegangen, dass Baumbestände binnen Kürze dieser Kulturlandschaft wichen und durch eingeschleppte Ratten in ihrer weiteren Reproduktion verhindert, und die typischen Graslandschaften, die die heutige Umwelt der Insel prägen, schufen.

Die Osterinsel (Fläche 162 Quadratkilometer), auch bekannt unter ihrem polynesischen Namen Rapa Nui, liegt völlig isoliert in den subtropischen Bereiten des Südpazifiks gut 4.300 Kilometer von Tahiti und 3.800 Kilometer von der südamerikanischen Küste entfernt. Die Insel verdankt ihre Entstehung einem rezenten Vulkanismus, dessen Anfänge maximal 3 Millionen Jahre zurückreichen. Trotz einstiger dichter Bewaldung war die Artenvielfalt begrenzt; Ressourcen wie Boden und Wasser waren knapp und insgesamt sehr ungleich verteilt.