Überblick
Die Bevölkerungsstruktur am unteren Mittellauf des Nigers, flussabwärts von Gao, zeichnet sich durch eine enorme Diversität aus. In der Region vom nördlichen Mali bis zum Kainji Damm in Nigeria werden Sprachen aus insgesamt drei Sprachphylen von einer Zahl an unterschiedlichen ethnolinguistischen Gruppen gesprochen. Was sind die historischen Ursachen? Obgleich die historischen Quellen Hinweise auf die Bedeutung früher Königreiche (Kawkaw, Kanem-Bornu, Songhai, Hausa, Oyo) geben, die oralen Traditionen von Migrationsbewegungen berichten und die archäologische die Stellung des Handels belegen, bleiben die kulturellen Dynamiken und die Entstehung der Bevölkerungsstruktur weitestgehend unbekannt. Allerdings lassen die existierenden Daten und Quellen erwarten, dass diese Region eine besondere historische Bedeutung für die politische und ökonomische Entwicklung großer Teile Westafrikas hatte. Nach unserer Auffassung besaß der Niger eine besondere Funktion, als Korridor für Austausch aller Art und als Verbindung zwischen den Rändern der Sahara und dem Regenwald. Dies ermöglichte und verursachte die gegenseitige Beeinflussung kultureller Prozesse, führte zu neuen Sprachen, neuen Identitäten und neuen materiellen Formen. Im Lauf der Zeit führte dies schließlich zu der komplexen ethnolinguistischen Situation, wie wir sie heute vorfinden. In diesem Forschungsprojekt sollen die historischen Prozesse und Verbindungen, die vermutlich bereits in der Zeit vor 1500 zu Kulturkontakt und Interaktion geführt haben. Die Fragestellung soll hierbei aus einer gemeinsamen Perspektive von Historischer Linguistik und Archäologie in den Blick genommen werden. In unserem Ansatz werden wir über die dynamische Netzwerkanalyse, historische regionale Interaktion in einem Netzwerkmodell analysieren. Hierbei stützen wir uns auf neuere Entwicklungen der historischen Lehnwortforschung und entwickeln neue Möglichkeiten der Kooperation von Historischer Linguistik und Archäologie.
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