Die Tschadseeregion als Wegekreuz

Geomagnetische Untersuchung auf einem Grabungsplatz in der Tschadsee-Region © C. Magnavita // C. Magnavita

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Laufzeit  2019 - 2025

Disziplinen  Afrikanische Archäologie

Laufzeit  2019 - 2025

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Disziplin  Afrikanische Archäologie

Förderer  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projekt-ID  5821

Überblick

Die Tschadseeregion war ein Wegekreuz von besonderer Bedeutung für die historischen, kulturellen und ökonomischen Entwicklungen im mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Afrika.  Die Region stellte einst das Kerngebiet des Kanem-Borno Reichs (8.-19. Jh. AD) dar, welches neben anderem vornehmlich für seine transsaharischen Verbindungen mit Nordafrika bekannt war. Diesem Forschungsantrag liegt die Arbeitshypothese zugrunde, dass jenes Gebiet im Mittelalter über seine bekannten nordafrikanischen Beziehungen hinaus noch für eine weitere bedeutende innerafrikanische Handels- und Kommunikationsachse eine Schlüsselposition einnahm: die bis heute undokumentierte Ost-West Verbindung entlang des Savannengürtels, insbesondere zwischen dem Mittleren Niltal und Westafrika.

Um dieser Frage nachzugehen, wurden im Rahmen der ersten Phase des DFG-Projekts (2019-2021) die ersten archäologischen Untersuchungen an mittelalterlichen Fundstellen mit Backsteinbauten im Kanem, Chad, durchgeführt. Jene Untersuchungen haben erste Hinweise auf bis dahin unbekannte Kontakte zwischen der Tschadseeregion und anderen afrikanischen Gebieten im Osten und Westen geliefert. Hauptziel der zweiten Projektphase (2022-2024) ist die Ausweitung jener vielversprechenden Ergebnisse, vor allem mit Blick auf die Rolle der Region als ein Wegekreuz für trans-sudanische Austausche in der Zeit vom 8. bis 14. Jahrhundert. Um jenes Ziel zu erreichen werden zwei Forschungsansätze nachverfolgt. Erstens werden vergleichende Analysen zwischen bereits ausgegrabenen und noch auszugrabenden Befunden und Funden mit jenen anderen afrikanischen Regionen durchgeführt. Zweitens werden die allerersten Ausgrabungen an Fundstellen aus der Entstehungszeit Kanem-Bornos (8.-10. Jh.) vorgenommen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass das Projekt grundlegende Informationen über die frühen historischen Verbindungen von Kanem-Borno liefern und somit zu einem umfassenderen Verständnis der verflochtenen Vergangenheit Afrikas im Mittelalter beitragen wird.