Ergebnisse
Erste Ergebnisse
Arsenbronze
Eine der bedeutendsten Innovation war im späteren 5. und frühen 4. Jt. v.u.Z. die Legierung des Kupfers. Die Zugabe eines anderen Metalls veränderte die Eigenschaften des Kupfers. Mit dem Zuschlag von Arsen erhielt das rötliche Kupfer eine silberne, später mit dem Zusatz von Zinn eine goldene Farbe. Das weiche Kupfer wurde zudem härter und Sprödigkeit sowie Elastizität konnten verändert werden. Die Gießfähigkeit des flüssigen Metalls wurde entscheidend verbessert, weil der Schmelzpunkt gesenkt wurde. Zusätzlich wirkten die Zusatzstoffe als Antioxidantien und verminderten die Blasenbildung der Metallschmelze, was die Produktion homogener Objekte ermöglichte. Da Kupfer im geschmolzenen Zustand Sauerstoff anzieht, entstehen Bläschen, die im erkaltenden Gussprodukt Lunker, also kleinere oder größere Hohlräume, bilden. Das spielte in einer massiven Kupferaxt keine große Rolle, bei einer Dolchklinge konnten solche Lunker aber fatale Folgen haben, weil dadurch eine Sollbruchstelle eingebaut war. Auch bestand die Gefahr, dass die Schneiden beim Nachschleifen schartig wurden. Der durch die Legierung verbesserte Guss war somit die Voraussetzung für die Herstellung langer Dolchklingen. Die meisten frühen Dolche bestehen deshalb aus einem mit Arsen angereicherten Kupfer.
Pferdedomestikation
Wann, wo und wie das Pferd domestiziert wurde, war lange Gegenstand von Diskussionen Der Ursprung wurde in vielen Regionen vermutetet: Als vielversprechende Kandidaten galten Spanien und die kasachische Steppe.Eineneue,paläogenetischeStudievonLudovicOrlandoundseinem Team am Centre for Anthropobiology and Genomics of Toulouse, CNRS / Université Toulouse III, Paul Sabatier, an dem auch Wissenschaftler*innen aus dem ERC-Team beteiligt waren, hat nun Licht ins Dunkelgebracht. Die in Nature veröffentlichte Studie, zeigt, dass es in der Tat zwei unterschiedliche Domestikationsprozesse gab. Das erste Mal wurden Pferde in der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. in der kasachischen Steppe gezähmt. Der bekannteste Fundort der ersten Domestikation (DOM1) ist Botai. Diese frühen Hauspferde wurden jedoch später durch eine genetisch deutlich verschiedene zweite Domestikationsform ersetzt, sie erhielt die Bezeichnung DOM2. DieserzweiteTypderHauspferdeentstandimRaumzwischenunterem Don, der unteren Wolga und dem Nordkaukasus. Ab dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. ersetzten diese Pferde alle älteren Hauspferde. Auf diese Pferde gehen alle heute lebenden Pferderassen zurück, auch solche in den Regionen, in welchen zuerst andere Hauspferde verbreitet waren.
ls der älteste Vorfahr des neuen DOM2 Pferdes darf derzeit ein Pferd gelten, das in einem Grabhügel der Nekropole Aygurskiy 2 in der Steppenzone nördlich des Kaukasus, etwa 200 km nordöstlich von Stavropol, gefunden wurde, und der Maikopo-Kultur zuzurechnen ist.
Der Wagen
Rad und Wagen sind Basisinnovationen, deren Auswirkungen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Sie ermöglichten den Transport schwerer Güter, erlaubten die Ausweitung der ackerbaulichen Zonen und erleichterten die Entwicklung der mobilen Lebensweise von Rinderund Schafzüchtern in der Steppe. Im Rahmen des Atlas der Innovationen wurde bereits eine umfassende Sammlung der archäologischen Belege für diese Innovationen gesammelt und ausgewertet. Weitere Neufunde von hölzernen Rädern können in unser Forschungsprogramm einbezogen werden. Vorrangig geht es um eine technische Beschreibung der Räder, die erstmals die Variationsbreite der Radherstellung darstellen soll. Darüber hinaus sollen Isotopenanalysen einen Beitrag zur Herkunft des Holzes liefern. Leider konnte dieser Teil des Forschungsprogramms wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine nicht realisiert werden.
Wir konnten jedoch erstmals digital das Galeriegrab von Züschen in Nordhessen komplett dokumentieren und eine Reihe bislang unerkannter Wagendarstellungen identifizieren.
Erster Nachweis für Käseproduktion im späten 5. Jahrtausend v. Chr.
Der Nachweis von Milchproteinen im Zahnstein der frühbronzezeitlichen Individuen ist eine solide Basis für die Aussage/Erkenntnis, dass es im Nordkaukasus während des 4. Jahrtausends v. Chr. eine regelmäßige Produktion von Milchprodukten gegeben hat. Mit Quark und Käse wurde ein neues Lebensmittel verfügbar, das nicht nur nährstoffreich, sondern bis zu einem gewissen Maß auch lagerfähig und transportabel war. Die Analysen bilden darüber hinaus eine Grundlage für weiterführende Überlegungen zur Herdenhaltung und der Milchwirtschaft. Letztere sind wesentliche Elemente der gesamten Pastoralwirtschaft der Frühbronzezeit in der Eurasischen Steppe, für die wohl auch andere innovative Elemente eine Rolle spielten, etwa der von Rindern gezogene Wagen für den Transport und die Domestikation von Pferden zur Kontrolle größerer Herden. Eine weitere drängende Frage ist, ob mit dieser frühen Milchwirtschaft möglicherweise auch die Nutzung der Schafe als Wollieferant verbunden war.
Die Untersuchung alter DNA
In den vergangenen Jahren hat die Untersuchung alter DNA völlig neue Forschungsperspektiven auf den bronzezeitlichen Menschen und seine genetische Identität eröffnet. Die Resultate sind überraschend und stellen eine der größten Herausforderungen für die Archäologie dar. So konnten Migrationen aus dem osteuropäischen Steppenraum in großem Maßstab um 2700 v. Chr. nachgewiesen werden, die die neolithische Bevölkerung Europas überlagerte und einen beträchtlichen Beitrag zum bronzezeitlichen Genpool Europas lieferte. Eine Pilotstudie mit 50 Genomen aus Gräbern der Maikop-, Jamnaja-, Katakombengrabund Nordkaukasischen Kultur im Großraum Stavropol hat deutliche genetische Unterschiede zwischen den Bewohnern der Bergregion und der nördlich angrenzenden Steppe gezeigt. Die Untersuchung zeigte auch, dass von einer Masseneinwanderung aus Mesopotamien nicht gesprochen werden kann. Auch am Ende des 4. Jahrtausends ist keine Migration aus dem Westen zu erkennen. Zur Untermauerung dieser Ergebnisse sind weitere genetische Untersuchungen notwendig.
Die bronzezeitliche Pest und andere frühen Pathogene
In einer Studie am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena konnte auch in unserem Probenmaterial ein Individuum identifiziert werden, das einen sehr alten Stamm von Yersinia pestis trägt. Es handelt sich um den Toten aus Grab 11 in Hügel 21 aus der Nekropole 1 von Rasševatskij 1 in der Region Stavropol. Der Hügel maß 85x110 m und war 6,2 m hoch. Seine Belegung reichte von der Zeit der Maikopüber die Jamnaja-Kultur bis zur Novotitarovskaja-Kultur. Der Grabhügel war nach 14C-Daten etwa über 600 Jahre belegt. Grab 11 ist eine Jamnaja-Bestattung in Rückenlage. Das Individuum wurde direkt datiert und dürfte zwischen 2875–2699 cal BC (4171 ± 22 uncal BP; MAMS-29816) bestattet worden sein. Es ist damit zusammen mit einem Nachweis aus der Afanasevo-Kultur im Altai gegenwärtig eines der ältesten nachgewiesenen Individuen mit dem Erreger Yersinia pestis. Bemerkenswerterweise gehört es genau in jenen Zeitraum, in den umfangreichere Wanderungsbewegungen nach Mitteleuropa stattgefunden haben dürften. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Pesterreger aus dem späten Neolithikum und der frühen Bronzezeit legen die Annahme nahe, dass Yersinia pestis etwa um 2800 v. Chr aus der nordpontischen Steppe nach Mitteleuropa eingeführt wurde. Ob die Menschen den Erreger nach Mitteleuropa brachten, weil sie vor der Pest fliehen wollten, oder ob es ein unterschiedliches Resistenzniveau gab, ist noch ungeklärt.
Allerdings könnte der Pesterreger erklären, wieso die „neolithische“ Bevölkerung Mitteleuropas in kurzer Zeit genetisch so stark zurückgedrängt wurde. Wie immer die Kausalbezüge in diesem Fall gelagert sind, ist der Nachweis des Pesterregers lange vor den in der Antike nachgewiesenen Epidemien (z.B. Justinianische Pest) ein überaus bedeutsames Ergebnis, das die Archäologie des 3. Jahrtausends v. Chr. verändern wird. Denn bislang spielten weiträumig verbreitete Epidemien im archäologischen Diskurs keine Rolle.
Auch andere Krankheiten verbreiteten sich mit der Einwanderung neuer Bevölkerungsgruppen im Zuge der Neolithisierung oder anderer Migrationen. Das Bakterium Salmonella enterica, zum Beispiel, setzt dem Menschen spätestens seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. zu, wie ebenfalls Skelette aus dem Kaukasus belegen.
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