Überblick
Das Projekt fragt nach Konzepten und Instrumenten, durch die das Römische Reich der Spätantike seine Herrschaftsinfrastruktur vor Ort, d. h. konkret in den zahllosen Dörfern der Peripherie formte und aufrechterhielt. Den Ansatzpunkt hierfür bildet die Institution der sog. Pagarchie – einem Amt, das in Ägypten über einen außergewöhnlich langen Zeitraum vom 4. bis zum 8. Jh. n. Chr. bezeugt ist. Diese „Pagarchen“ waren an einer kritischen Schnittstelle zwischen Dorf-, Stadt- und Provinzebene angesiedelt, weshalb in ihren Aktivitäten zahlreiche politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse zusammenlaufen.
Der außergewöhnliche Charakter der Quellengattung der Papyri ermöglicht uns Einblicke in zentrale Aspekte des Alltags spätrömischer Administration auf der lokalen Ebene, über die wir aus anderen Quellen nichts oder nur sehr wenig erfahren. Aus den Akten, Briefen und Urkunden dieser Pagarchen und jener Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, lässt sich ein detailliertes Bild römischer Herrschaftspraxis in Stadt und Land – bis hinauf in die Kaiserzentrale – zeichnen, das aktuelle Debatten beeinflusst: Debatten sowohl zur Beziehung zwischen der spätantik-römischen Zentralregierung und der Provinzialaristokratie mit ihren Großgrundbesitzungen als auch zu den praktischen Mechanismen, administrativen Gliederungen und Prozeduren der Stadt-Land-Beziehung im Spannungsfeld zwischen dörfischer ‚Selbstbehauptung‘ und den sich transformierenden Führungszirkeln in Stadt und Provinz.
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